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heterozygote Mutation F508del mit Deletion Exon 17a und b

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,

gibt es zu o.g. Mutation auch Forschungsansätze?
Könnte hier auch VX770 helfen?
Was bedeutet die o.g. Mutation? Uns wurde gesagt, dass unsere Tochter (1 Jahr) mit größter Wahrscheinlichkeit compound heterozygot wäre.

Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus.

Freundliche Grüße
Antwort
Guten Tag,

der Ausdruck compound-heterozygot bedeutet, dass Ihre Tochter die Mutation F508del von einem Elternteil geerbt hat, und die Deletion der Exons 17a und b vom anderen Elternteil. Wurde nur Ihre Tochter getestet, kann man nicht mit völliger Sicherheit (sondern halt nur "höchstwahrscheinlich") davon sprechen, dass sie compound-heterozygot ist, da prinzipiell auch beide Mutationen auf einem elterlichen Gen liegen könnten und vom anderen Elternteil eine andere Mutation vererbt wurde, die noch nicht gefunden wurde. Die Bestätigung der Mutationen bei beiden Eltern ist nicht nur im Kontext genetischer Fragen (z.B. Familienplanung, Anlageträgertestung bei Onkeln und Tanten von Patienten) wichtig, sondern zukünftig auch in Hinblick auf Therapieansätze.
Während derzeit gleich mehrere Medikamente zur Mutationsklassen-spezifischen Therapie bei Patienten mit der Mutation F508del vielversprechend in klinischen Studien getestet werden, ist bezüglich seltenerer Mutaionen wie der Deletion der Exons 17a und b die Entwicklung noch weniger weit gediehen.
VX-770 als ein sogenannter Potenziator kann nur bei Mutationen wirken, bei denen ein CFTR-Chloridkanal an der Zelloberfläche vorhanden ist. Bei der Mutation F508del ist das nur sehr bedingt der Fall, so dass hier auch andere Medikamente wie VX-809 eingesetzt werden, die als "Korrektor" dafür sorgen sollen, das fehlerhaft gefaltete CFTR-Protein an die Zelloberfläche zu bringen. Es wirde derzeit in klinischen Studien untersucht, inwieweit die Kombination eines Korrektors mit einem Potenziator verträglich und wirksam ist.
Für die Deletion der Exons 17a und b ist derzeit noch unklar, zu welcher Mutationsklasse diese Mutation zu zählen ist. Die Wahl des "Mutatinsklassen-spezifischen" Medikaments hängt aber im Wesentlichen nun mal von der Mutationsklasse ab.
Aber selbst wenn es auch in Zukunft keine spezifische Therapie für die Deletion des Exons 17a und b gäbe könnte trotzdem eine spezifische Therapie bezüglich der bei Ihrer Tochter ja ebenfalls vorliegenden Mutation F508del sinnvoll sein. Theoretisch reicht es ja, bei compound-heterozygoten Patienten die zellulären Auswirkungen einer der beiden Mutationen zu beseitigen. Im Erfolgsfalle entstünde ja eine Heterozygotie, wie sie auch bei den Eltern der CF-Patienten vorliegt, d.h. ohne Krankheitszeichen.
Es ist damit zu rechnen, dass in naher Zukunft Medikamente zur Behandlung von CF-Patienten mit der Mutation F508del zugelassen werden. Über die Mukoviszidose-Ambulanz Ihrer Tochter werden Sie sicherlich hierüber unterrichtet werden. Hier wird es auch darauf ankommen, ab welchem Alter die Patienten mit dem Medikament behandelt werden dürfen (eventuell wird es eine altersbeschränkte Zulassung geben).

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Stuhrmann-Spangenberg
22.08.2011