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PID oder Polkörperdiagnostik bei Muko

Frage
Hallo Experten!

Können Eltern mit einem CF-Kind eine PID oder eine Polkörperdiagnostik machen lassen?
Wie hoch sind die Kosten? Werden sie komplett von der KK übernommen, zur Hälfte oder gar nicht?

Wie lange dauert es ca. vom ersten Gespräch bis zum ersten Einsetzen? Wenn man eigentlich keine Probleme hat schwanger zu werden.

Ich bedanke mich schon einmal für die Antwort!
Antwort
Guten Tag,

Für Eltern, die bereits ein Kind mit CF haben, gibt es grundsätzlich 2
unterschiedliche Möglichkeiten, wenn weiterer Kinderwunsch besteht:

Das Paar wird auf natürlichem Wege schwanger und kann dann mittels
Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese feststellen lassen, ob das Ungeborene
erkrankt sein wird (je eine Mutation von beiden Eltern wurde vererbt) oder
gesund sein wird (Träger nur einer elterlichen Mutation oder sogar keiner
Mutation). Dann allerdings stellt sich die Frage, wie das Paar sich Falle der
Vorhersage eines an CF erkrankten Kindes entscheiden wird, ob die Entscheidung über eine Beendigung der Schwangerschaft für das Paar eine tragbare Lösung darstellt.

Da diese Entscheidung sicherlich sehr schwer ist, gibt es noch die Möglichkeit,
zu einem früheren Zeitpunkt festzustellen, ob ein mögliches Kind an CF erkrankt
sein wird. Dazu ist dann allerdings eine künstliche Befruchtung nötig, d.h. vom
Mann gewonnene Spermien werden in die Eizelle der Frau künstlich, außerhalb des Körpers, eingebracht, die nach Hormonstimulation aus dem Eierstock gewonnen wurde. Die Dauer der Hormonstimulation bis zur Gewinnung der Eizellen kann von Patientin zu Patientin sehr unterschiedlich sein, je nach Erfordernissen und Reaktion.

Da die Präimplantationsdiagnostik (PID) bis Sommer 2010 in Deutschland verboten war, beschränkte sich die Untersuchung des Erbmaterials vor Einsetzen der befruchteten Eizelle auf die Polkörperdiagnostik (PK). Dabei werden die
Polkörper der mütterlichen Eizelle vor der Verschmelzung mit dem väterlichen
Erbgut auf Chromosomenveränderungen untersucht, auch die Untersuchung auf eine CF-Mutation wäre möglich. Hat man damit eine verlässliche Aussage, ob die zu befruchtende Eizelle die CF Mutation der Mutter trägt, weiß man allerdings
nichts über das väterliche Erbgut und die potentielle CF Erkrankung des Embryos.
Nur im Falle, die mütterliche Eizelle trüge nicht das CF Gen, könnte man sicher
sagen, dass das Kind nicht an CF erkranken kann, höchstens Träger der
väterlichen Mutation sein kann.

Im Gegensatz dazu, können mit der PID verlässlichere Aussagen über z.B. eine
potentielle CF Erkrankung des Kindes getroffen werden, da Zellen des Embryos
untersucht werden, die väterliches und mütterliches Erbgut enthalten. Hierbei
findet zunächst die Befruchtung auf künstlichem Wege statt, die befruchtete
Eizelle teilt sich und entwickelt sich zum Embryo. Im 6-10 Zell-Stadium (ca. 5-6 Tage nach Befruchtung) werden dann Zellen zur Untersuchung entnommen. Im Falle, dass das Embryo beide elterlichen Mutationen geerbt hätte, könnte man von einer Einpflanzung und Austragung der Schwangerschaft absehen. Für die Durchführung einer PID werden sicherlich nur wenige Zentren zugelassen werden, dort sollten dann vor Ort alle wichtigen Detailfragen mit Ihnen besprochen werden.

Am 07.Juli 2011 hat der Bundestag die begrenzte Zulassung der PID beschlossen.
Das heißt, dass Paare diese Methode nutzen können, bei denen aufgrund ihrer
genetischen Anlage eine schwerwiegende Erbkrankheit beim Kind oder
Tot-/Fehlgeburt wahrscheinlich ist.

Leider kann ich Ihnen noch nichts über die konkrete Kostenübernahme sagen. Wenn bisher Paare in die Niederlande oder Belgien gingen, mussten sie mit allen
Beratungen und Untersuchungen ca 9.000-10.000€ einkalkulieren, die nicht
erstattet wurden.

Klären Sie am besten mit ihrer Krankenkasse, wo Sie diese Untersuchung vornehmen lassen können (es sind nur spezielle Zentren zugelassen) und welche Unkosten für Sie entstehen.

Viele Grüße
Gabi Becker und Daniela d‘Alquen
11.10.2011
Die Antwort wurde erstellt von: Gabi Becker
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11.10.2011
Heute wurde eine erweiterte Antwort eingestellt. A. Pfalz