Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Wie bekommen wir MRSA wieder los?

Frage
Unsere Tochter, 1 Jahr, CF, ist seit einem Krankenhausaufenhalt vor ca. einem halben Jahr, immer wieder MRSA positiv (mal negativ, aber gleich drauf wieder positiv)
Mein Mann und ich sind MRSA-negativ.

Bei der Erstbesiedelung meiner Tochter wurde eine, von dem MRSA hervorgerufene, Pneumonie festgestellt. Diese wurde mit starkem Antibiotikum behandelt, was zwar half, die Pneumonie loszuwerden, aber den MRSA nicht.

Als meine Tochter dann erneut stationär war, dieses Mal wegen Bronchilitis, wurde nochmal versucht, auch den MRSA antibiotisch zu bekämpfen. Leider wieder nicht von langer Dauer.

Nun sind wir seit einiger Zeit (gut 3 Monaten) zuhause und es hieß, dass sie den Keim da hoffentlich durch körpereigene Abwehr losbekommt. Leider immer noch nicht der Fall.

Was raten Sie uns? Was können wir noch tun? Natürlich desinfiziere ich viel in der Wohnung, die Hände werden sowieso von allen immer desinfiziert. Die Wäsche... auch.

Gibt es für nur i.V.-Antibiosen oder gibt es auch ein orales Mittel mit dem man es zumindest mal versuchen kann?

Meiner Meinung bekommt man den Keim je länger man ihn hat umso schlechter weg. Daher ist es mir sehr wichtig, ihn weiter zu bekämpfen.
Wir würden Ende nächsten Jahres sehr gern nach Tannheim fahren um noch ein wenig über die Erkrankung zu lernen, meiner Tochter das Essen schmackhafter zu machen...

Gibt es überhaupt noch eine Chance? Gibt es dass, dass er Keim auf einmal nach einem Jahr oder so ohne dazutun wegwar?

Ich bin so ratlos!
Unsere Muko-Amb. macht leider irgendwie gar nichts mehr in diese Richtung.

Antwort
Hallo,

Sie berichten, dass Ihre jetzt 12 Monate alte Tochter seit dem 6. Lebensmonat eine Besiedelung der Lunge mit MRSA hat. Sie deuten an , dass Ihre Tochter möglicherweise während eines Krankenhausaufenthaltes mit dem Keim infiziert wurde bzw. dass im Rahmen einer damals bestehenden Lungenentzündung die Infektion festgestellt wurde.
Inzwischen sei zweimal der Versuch unternommen worden, den Keim durch eine jeweils intensive Antibiotikabehandlung zu eliminieren. Der Keim sei aber nach einem jeweils kurzen Zeitintervall wieder nachweisbar gewesen. Die behandelnden Ärzte hätten nun vorgeschlagen zunächst eine abwartende Haltung einzunehmen und zu sehen , ob das körpereigene Immunsystem den Keim besiegen könne.
Sie fragen, ob es auch Antibiotika gäbe, die gegen MRSA wirksam sind und nicht intravenös verabreicht werden müssen.
Nach zwei bereits stattgefundenen intravenösen Behandlungen würde ich auch zunächst zu einer abwartenden Haltung raten. Es wird tatsächlich immer wieder beobachtet, dass der MRSA auch ohne gezielt Therapie plötzlich nicht mehr nachweisbar ist. Diese Hoffnung sollte nicht aufgegeben werden und eine abwartende Haltung beibehalten werden soweit die Lungensituation Ihres Kindes stabil bleibt.
Es gibt Medikamente, die oral verabreicht werden können und gegen MRSA wirksam sind. Eines dieser Medikamente ist nicht für Kinder unter 6 Jahren zugelassen und auch nicht in Deutschland im Handeln. Ihr Mukoviszidose-Arzt könnte sich beim Expertenrat gerne über diese Substanz informieren.
Vor einem erneuten Behandlungsversuch sollte nochmals überlegt werden, ab alle Infektionswege abgeklärt sind. Sie berichten, dass Ihnen und Ihrem Ehemann kein MRSA nachgewiesen worden sei. Es sind jedoch auch andere Infektionswege zu bedenken, die im Folgenden aufgezählt sind:
Großeltern, die im Altenheim wohnen.
Bekannte und Verwandte mit schuppenden Hautveränderungen.
Auch Haustiere können MRSA-Träger sein.
Wichtig ist dass bei einer erneuten Behandlung eine begleitende Behandlung der Tochter mit Nasensalbe und Hautwaschungen nach allgemeinem Hygienestandard erfolgt und dass eine intensive Desinfektion aller Spielsachen, Kleidungsstücke, Bettwäsche sowie der Flächen von Tischen und anderen Möbeln , die Ihr Kind berührt hat, erfolgt. Hierbei sollten Sie sich von einem Krankenhaus-Hygieniker Ihres CF-Zentrums beraten lassen.
Es ist leider so, dass Ihr Kind an keiner Rehabilitationsmaßnahme teilnehmen kann, solange diese MRSA-Besiedlung besteht. Vielleicht können Sie sich für den Augenblick damit behelfen, den Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern in der regionalen Selbsthilfegruppe zu suchen. Tannheim kann dann vielleicht noch etwas warten.
Wir wünschen Ihnen viel Glück.
Dr. H.-G. Posselt
16.11.2011
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt