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Mykobacterium abscessus

Frage
Liebes Expertenteam,
eine Bekannte von uns hat Mukoviszidose und seit geraumer Zeit eine Besiedlung mit Pseudomonas aeruginosa. Nun kam noch eine Besiedlung mit Mykobacterium abscessus hinzu.
Meine Fragen hierzu:
1. Welche gesundheitlichen Folgen/Auswirkungen kann das Mykobacterium mit sich bringen?
2. Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr gegenüber anderen Patienten?
3. Durch welche Quellen ist eine Ansteckung möglich?
4. Wie kann das Mykobacterium am sinnvollsten behandelt werden?

Im voraus herzlichen Dank für Ihre Antwort und für diese phantastische Internetseite
Antwort
Hallo,

Sie berichten, dass Ihre Bekannte, die an Mukoviszidose leidet, seit einiger Zeit eine Besiedlung der Lunge mit Pseudomonas aeruginosa hat und neuerdings auch eine Besiedlung mit Mycobacterium abscessus hat. Sie fragen nach welche gesundheitlichen Auswirkungen diese Besiedlung hat, wo man sich mit Mycobacterien infizieren kann, ob ein Ansteckungsrisiko für andere Menschen besteht und welche Behandlung möglich ist.
Mycobakterien sind so genannte Umgebungskeime; sie kommen im Wasser , im Erdreich, bei Tieren ab er auch in Nahrungsmitteln vor. Sie werden durch Aerosole, durch Aufnahme von Bakterien durch den Mund übertragen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt.
Mycobakterium abscessus gehört zu den so genannten atypischen Mykobacterien. Diese Keime sind nur für Menschen mit einem gestörten Immunsystem gefährlich. Von Mukoviszidose-Patienten weiß man, dass eine Besiedlung der Atemwege zu einer Schädigung der Lunge führen kann. Dies ist besonders bei Mycobacterium abscessus beobachtet worden. Mukoviszidose-Patienten reagieren bei einer Infektion mit diesem Keim oft mit Fieber und es kommt nicht selten zu einem Auftreten der Keime in der Blutbahn. Bei Mukoviszidose-Patienten, die wegen einer Lungentransplantation und der dadurch notwendigen Behandlung in ihrem Immunsystem geschwächt sind, kann es zu einer Streuung der Mycobacterien durch die Blutbahn in andere Organe kommen, in denen dann Abszesse auftreten können. Mycobacterien sind insgesamt schlecht zu eliminieren, wenn sie die Mukoviszidose-Lunge besiedelt haben. Dies gilt für Mycobacterium abscessus in ganz besonderem Maße. Bei einer Fieberreaktion oder bei einer Verschlechterung der Lungenfunktion eines infizierten Mukoviszidose-Patienten sollte eine Antibiotika-Therapie nach Antibiogramm erfolgen. In der Regel ist eine Kombinationstherapie mit drei Medikamenten notwendig. Hierdurch können die Fieberreaktionen unterbunden werden. Eine Elimination des Keimes gelingt nur in ganz vereinzelten Fällen. Manche Patienten erhalten von ihren Therapeuten eine Dauertherapie um erneute Fieberschübe und eine rasche Verschlechterung der Lungensituation zu vermeiden.
Auch wenn keine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch nicht beobachtet wurde, sollte ein direkter Kontakt eines mit Mycobycterium abscessus besiedelten Mukoviscidose-Patienten mit anderen Mukoviszidose-Patienten vermieden werden, da eine Infektion mit diesem Keim zu einer deutlich verschlechterten Lebenserwartung des Infizierten führen kann.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
30.11.2011
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt