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Kann der Kindergarten auf eine Integrationshilfe bestehen?
- Frage
- Guten Tag,
meine 3jährige Tochter mit CF besucht seit ca. 5 Wochen einen Regelkindergarten. Die Eingliederung erfolgte absolut problemlos. Nach nur 1,5 Wochen eröffneten mir die beiden Erzieherinnen meiner Tochter, dass sie sich eine Integrationshilfe wünschen, da unsere Tochter "zu selbständig" sei. Damit meinen sie, dass unsere Tochter bereits mit den Vorschulkindern auf's WC geht statt auf die Erzieherinnen zu warten (was bei gesunden Kinder absolut gewünscht ist), die das gerne selbst übernehmen möchten, da, wie sie sagen, die Toiletten oft nicht gespült sind, also aus Hygienegründen. Dann gaben sie an dass unsere Tochter nicht mit der Aufnahme der fetthaltigen Nahrung wartet bis die Erzieherinnen das Kommando geben, dass sie nun Zeit haben für die Gabe von Kinderkreon (unsere Tochter nimmt noch das Kreon für Kinder, welches sie leider noch nicht selbständig einnehmen kann). Wir vermuten jedoch aufgrund der großen Gruppen (24 Kinder und 2 Erzieherinnen), dass die Erzieherinnen durch die Beantragung einer I-Hilfe nun die Chance einer allgemeinen Erleichterung für den Kindergarten sehen, da seit langem mehr Personal gewünscht wird aber nicht genehmigt wird. Unsere Intention ist jedoch, dass wir die Selbständigkeit unserer Tochter gerne unterstützen möchten und sie so normal wie möglich groß werden zu lassen und dazu gehört auch, dass wir keine I-Hilfe wünschen. Es gibt Tage in der Kita, wenn eine Erzieherin der Gruppe Urlaub hat, an denen unsere Tochter gar nicht in die Kita darf. Das ist für uns als Eltern ein ganz schrecklicher Zustand, da wir noch einen 5jährigen Sohn haben, der natürlich in die Kita gebracht wird, unsere Tochter muß dann wieder nach Hause. Sie hinterfragt das mittlerweile schon sehr genau und will wissen warum sie nicht dort bleiben darf. Wir finden das sehr diskriminierend und haben große Angst, dass aus unserem fröhlichen, selbstbewußten, verständigen Kind irgendwann ein ganz anderes werden wird, wenn man sie so deutlich spüren läßt, dass mit ihr ja was nicht stimmen kann. Da man in unserer Stadt mittlerweile auf einen Kitaplatz mehr als 6 Monate warten muß ist ein Wechsel in einen anderen Kindergarten ausgeschlossen.
Wir als Eltern wüßten gerne ob man überhaupt so als Kindergarten verfahren darf. Darf der Kindergarten bestimmen, dass unsere Tochter an gewissen Tagen und nachmittags sowie nicht in die Kita darf??? Ein Besuch am Nachmittag ist von Seiten der Kita gar nicht erwünscht, weil keine der beiden Erzieherinnen unserer Tochter nachmittags dort arbeitet. Da ist bei der Zuordnung unserer Tochter für die Gruppe wohl eine totale Fehlplanung passiert.
Wir sind gerade richtig verzweifelt, wir wünschen uns für unsere Tochter einfach eine normale Kindheit. Der Gesundheitszustand läßt dies zu. Warum sollte man ihr das dann nicht ermöglichen?
Im Moment haben wir sehr mit dem Verhalten Außenstehender zu kämpfen. So hat z. B. unser Kinderarzt uns schriftlich mitgeteilt, dass wir bitte keine Termine mehr bei ihm vereinbaren sollen, da die Ambulanz sich eine Kopie vom Rachenabstrich angefordert hat und der Kinderarzt dies als Einholen einer Zweitmeinung sieht und er sich mit diesem Vorgehen nicht einverstanden erklären kann, da er dann das Ergebnis seiner Therapie nicht weiter verfolgen kann. Ist das alles noch normal?
Wir wüßten zu gerne wo man sich mal beraten lassen kann, welche Rechte dem Betroffenen bzw. den Eltern zustehen. Es kann doch nicht sein, dass man sich alles gefallen lassen muß nur damit sich irgendwer um ein Kind mit CF kümmert, oder? Mitte Januar haben wir ein weiteres klärendes Gespräch im Kindergarten. Wir werden von der Sozialarbeiterin der Ambulanz betreut, die unsere Vorstellung unterstützt, jedoch gehen wir fest davon aus, dass der Kindergarten weiterhin auf eine I-Hilfe besteht. Hat er das Recht dazu? Und was passiert, wenn wir ablehnen? Kann es sein, dass sie uns dann eröffnen, dass sie unsere Tochter dann nicht weiter betreuen werden?
Freue mich auf Ihre Informationen.
Vielen Dank. - Antwort
- Guten Tag,
Sie sprechen zwei schwierige Punkte an:
a)Kindergarten und Integrationshilfe und
B)Kommunikation zwischen niedergelassenen Kinderärzten und Ambulanzen
Zunächst zu punkt a) Kindergarten
Es ist leider Realität, dass die Personaldecke in Kindergärten extrem dünn ist und (meiner Meinung nach dadurch) zunehmend bei chronisch kranken Kindern auf eine Integrationshilfe gedrängt wird. Nur in sehr seltenen Fällen sind CF-Kinder wirklich so betreuungsaufwändig, dass sie dies wirklich alleine für sich nötig hätten. Eine Integrationshilfe kommt daher meist nicht nur dem einzelnen Kind zugute sondern unterstützt die Gesamtkindergartengruppe.
Kann ein Kindergarten auf eine Integrationshilfe bestehen? Schwierige Frage. Wenn ihr Kindergarten sich personell nicht in der Lage fühlt, die Wünsche bezüglich Hygiene- und Ernährungsanforderung zu erfüllen, kann Ihnen durchaus nahegelegt werden, einen anderen Kindergarten auszusuchen
Da Sie schildern, dass kein anderer Kindergarten als Alternative zur Verfügung steht, würde ich ein klärendes Gespräch mit der Kindergartenleitung anstreben und einer Integrationshilfe unter bestimmten Aspekten zustimmen:
z.B. diese Unterstützung dient allen Kindern, ihr Kind hat keine Sonderrolle (Normalität) und eine kontinuierliche Betreuung am Nachmittag wird gewährleistet.
Ich weiß,dies ist nur ein Kompromissvorschlag, da Sie keine Alternativen haben.
zu b) Bei Kommunikationsproblemen zwischen Kinderarzt und Ambulanz würde ich Ihren Ambulanzarzt bitten, mit dem Kollegen Absprachen bezüglich der gemeinsamen Betreuung zu treffen, damit Sie als Familie nicht belastet werden
Mit freundlichen Grüßen
Gabi Becker - 10.01.2012
- Die Antwort wurde erstellt von: Gabi Becker