Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Überlebensdauer PSA

Frage
Guten Tag,

meine Frage bezieht sich auf die Überlebensdauer von CF-Problemkeimen (vor allem PSA) außerhalb des menschlichen Körpers. Wieviele Stunden sollten z.B. vergangen sein zwischen positiv getesteten und negativ getesteten CF-Patienten in einer Physiotherapiepraxis oder beim Zahnarzt, der mehrere CFler behandelt? Ich weiß, dass auf trockenen Oberflächen der Keim schnell verschwindet, er sich in der Luft ein paar Stunden hält, aber wie sieht es mit Wachbecken, Dusche, Toilette etc. aus? Reicht normales Durchspülen wenn zuvor Sputum im Abfluss gelandet ist (Zahnarzt)?
Antwort
Sehr geehrter Fragesteller,

P. aeruginosa und einige andere Bakterien, die bei CF-Patienten Infektionen auslösen können, sind sog. Feucht- oder Nasskeime. Dies bedeutet, dass feuchte Umgebungen den typischen Lebensraum dieser Bakterien darstellen bzw. Feuchtbereiche durch diese Bakterien leicht besiedelt/kontaminiert werden können und dann als Infektionsquelle infrage kommen.
Umgekehrt sind diese Erreger relativ empfindlich gegenüber einer Austrocknung, d. h. sie sterben mit abnehmendem Wassergehalt sukzessive ab. An Oberflächen können Feuchtkeime mehrere Stunden überlebensfähig bleiben. Eine generelle und verlässliche Vorhersage, nach welcher Zeit ein Feuchtbereich oder Gegenstand nicht mehr als kontaminiert anzusehen ist, ist nicht möglich, denn die bakterielle Absterberate hängt von zahlreichen Faktoren wie Ausmaß der Keimbelastung, Temperatur, Nährstoffverfügbarkeit etc. ab. Die sicherste Vorgehensweise wäre eine vollständige Austrocknung abzuwarten, wie von vielen Autoren bei der Verwendung von Zahnbürsten angeraten. Waschbecken (Siphons) oder Toiletten bergen das Risiko einer anhaltenden Kontamination mit Feuchtkeimen, wie P. aeruginosa, da diese sich dort in Form von Biofilmen festsetzen können. Hier ist daher v.a. die Vermeidung von Aerosolen ein wichtiger hygienischer Grundsatz. Sputum sollte darüber hinaus in ein Taschentuch und nicht in Waschbecken oder Toilette abgehustet und dann mit dem Müll entsorgt werden.
Hinsichtlich des Übertragungsrisikos von P. aeruginosa bzw. der Empfehlung von Hygienemaßnahmen ist zwischen dem häuslichen Umfeld und medizinischen Einrichtungen (Ambulanz, Physiotherapie-, Zahnarztpraxis) zu unterscheiden. In medizinischen Einrichtungen stehen immer Desinfektionsmaßnahmen (v.a. Händedesinfektion, Flächendesinfektion) im Vordergrund. In der Tat kann auch die Raumluft z. B. nach Physiotherapie mit P. aeruginosa belastet sein, und die Bakterien noch einige Stunden nachdem der Patient den Raum verlassen hat nachgewiesen werden (in Studien z. B. zwischen 45 min und bis zu 3 h). Die Raumlüftung und Flächendesinfektion v. a. aber die heute zu fordernde räumliche und/oder zeitliche Segregation von ‚Pseudomonas-freien’ und ‚Pseudomonas-besiedelten’ Patienten minimieren das Risiko einer nosokomialen Übertragung (Übertragung im Krankenhaus oder bei ambulanter medizinischer Versorgung).

Die in dieser Frage angesprochenen Aspekte sind komplex und hier nicht umfassend zu beantworten. Weitere Details sollten mit Ihrem Arzt/CF-Team besprochen werden. Viele Fragen werden auch in verfügbaren Empfehlungen behandelt (1-3). Außerdem steht die Veröffentlichung einer deutschsprachigen Empfehlung zu Hygienemaßnahmen bei CF-Patienten durch eine Arbeitsgruppe der sog. KRINKO (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut (4)). bevor.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Hogardt

1. Doring, G. & Hoiby, N. (2004) Early intervention and prevention of lung disease in cystic fibrosis: a European consensus. J Cyst Fibros 3: 67-91.
2. Saiman, L., Macdonald, N., Burns, J. L., Hoiby, N., Speert, D. P. & Weber, D. (2000) Infection control in cystic fibrosis: practical recommendations for the hospital, clinic, and social settings. Am J Infect Control 28: 381-385.
3. Saiman, L. (2011) Infection prevention and control in cystic fibrosis. Curr Opin Infect Dis 24: 390-395.
4. muko.info/forschung/therapiefoerderung/leitlinien.html
23.01.2012
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt