Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Mutation R347P

Frage
Bei meiner Frage an Sie hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Die Mutation unseres Sohnes lautet Delta F 508/ R 347 p. Es wäre nett, wenn Sie uns über Forschungsergebnisse dazu informieren könnten. Danke
Antwort
Liebe(r) Fragende(r),

F508del-CFTR bezeichnet die häufigste CF-verursachende Mutation, bei der der Baustein F (Phenylalanin) an der 508ten Position des CFTR-Eiweißes fehlt. Als Folge der Mutation F508del kann das CFTR-Eiweiß in der Zelle nicht regelgerecht verarbeitet werden: nur geringe Mengen erreichen den Zielort, die Zellaußenwand. Die Molekularbiologen nennen solche Störungen „Klasse-II-Mutationen“. Daraus wiederum folgt, dass F508del nur geringe Mengen an Chlorid transportieren kann. Für R347P ist die Lage anders: diese Mutation heißt so, weil an der Stelle 347 im CFTR-Eiweiß statt des Bausteins R (Arginin) ein P (Prolin) eingebaut wird. Dieses veränderte CFTR-Eiweiß erreicht den Zielort in der Zelle, hat dort allerdings eine eingeschränkte Aktivität. R347P zählt zu den „Klasse-IV-Mutationen“. In der Sprache der CFTR-Genetiker handelt es sich bei R347P wie bei allen anderen Klasse-IV-Mutationen um eine milde Mutation, deren Träger im Vergleich zu den Patienten mit z.B. zwei Klasse-II-Mutationen einen milderen Verlauf der Erkrankung haben. Die Pankreassuffizienz ist eine solche mildere Variante der Erkrankung Mukoviszidose. Wenn man eine Gruppe von CF-Patienten mit der Variante R347P beobachtet, finden einige Autoren darüberhinaus auch Hinweise auf eine milderen Verlauf der Lungenerkrankung. Leider ist die in solchen Untersuchungen getroffene Beobachtung für den Einzelpatienten nur eingeschränkt verwertbar: Es ist zwar richtig, dass es in Abhängigkeit von den geerbten Mutationen möglich ist, auf den durchschnittlichen Verlauf der Erkrankung in einer Patientengruppe mit den gleichen CFTR-Mutationen Rückschlüsse zu ziehen, aber die Aussagekraft für den individuellen Verlauf eines einzelnen Patienten ist dabei nicht immer gegeben. In einer aktuellen Stellungnahme eines international zusammengesetzten CF-Expertengremiums heisst es dazu wörtlich „…Weitgefasste Zusammenhänge zwischen Mutationsgenotyp und Ausprägung der Erkrankung sind nützlich für die epidemiologische Forschung, aber der CFTR-Genotyp sagt den Verlauf der Erkrankung bei einzelnen Individuen nicht voraus. Die Verwendung des CFTR Genotyps zur Vorhersage der Prognose bei CF-Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose wird daher nicht empfohlen. ….“ (der Vollständigkeit halber die Quelle dazu: Journal of Cystic Fibrosis 7(3):179-196; 2008). Ursache für diese fehlende Vorhersagekraft für den einzelnen Menschen sind alle Einflussfaktoren auf den Verlauf der Mukoviszidose, die neben dem CFTR-Mutationsgenotyp eine Rolle spielen (Umweltfaktoren, andere vererbte Eigenschaften, besonders wichtig: Arzt und therapeutisches Management der Erkankung) – nach der gegenwärtigen Einschätzung haben diese „nicht-CFTR-Faktoren“ für den Verlauf der Erkrankung einen größeren Stellenwert als der reine CFTR-Mutationsgenotyp.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Frauke Stanke
16.01.2012
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke