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c.3773_3774insT (p.Leu1258PhefsX7)

Frage
Unser Sohn hat o.g. Mutation sowie Delta F508. Letztere ist bekannt, die im Titel genannte habe ich sonst nirgendwo finden können. Was haben wir mit auf Grund der vorliegenden Mutationen zu erwarten (Verlauf und Mediaktion der Krankheit).
Antwort
Guten Tag,

die Mutation c.3773_3774insT (p.Leu1258PhefsX7) ist eine relativ häufige CF Mutation, die ursprünglich unter der Bezeichnung 3905insT bekannt wurde. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte frame-shift Mutation, letztendlich um eine Insertion (Einschub) eines einzigen Nukleotids, was ab der Position 1258 (Aminosäure Leuzin im CFTR-Protein) zu einem Vertauschen von 7 Aminosäuren führt und dem anschließenden Stop der Proteinsyntese. Als Folge derartiger Mutationen ist auf zellulärer Ebene oft kein CFTR-Protein nachweisbar (sog. Klasse 1 Mutation). Anders als bei den sog. Stop-Mutationen (ebenfalls zumeist Klasse 1 Mutationen) wäre hier Ataluren, eine neues Medikament zur Behandlung von CF-Patienten mit Stopmutationen, nicht wirksam.

Wenn eine der beiden Mutationen vom Vater und die andere Mutation von der Mutter vererbt wurde, wäre eine CF bei Ihren Sohn molekulargenetisch gesichert, er ist dann "compound"-heterozygot für die beiden genannten Mutationen.

Aus einer Arbeit aus der Schweiz (dort ist 3905insT die zweithäufigste Mutation) von Hergersberg und Kollegen, Human Genetics, 1997, 100, 220-223 ist bekannt, dass 3905insT eine "typische" CF-Mutation ist. Alle dort berichteten Patienten waren pankreasinsufizient (sie benötigen Bauchspeicheldrüsen-Enzymzufuhr, z.B. Kreon). Wie bei allen anderen "typischen" Mutationen (wie z.B. auch F508del, Delta F508) ist aber das klinische Spektrum durchaus sehr variabel. Eine individuelle Prognose ist daher nicht möglich.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. M. Stuhrmann-Spangenberg
18.01.2012