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klinische Einordnung der Veränderung R75Q

Frage
Sehr geehrtes Experten-Team,

die Veränderung R75Q (c.224G>A; p.Arg75Gön) wurde von Tusi et al. 1992 als Sequenzvariante beschrieben. Neuere Publikation so ab 2004 sprechen von einer Variante die mit einem CF-like Phänotyp assoziert ist, aber schließen aus, dass im Zusammenhang mit einer klassichen CF-Mutation auf dem zweiten Allel phänotypisch eine klassiche Mukovizidose ausgeprägt wird. Wie sind ihre Erfahrung mit Trägern dieser Veränderung?

Vielen Dank für Ihre Antwort
Antwort
Guten Tag,

R75Q ist keine Mukoviszidose-Mutation!
Ob R75Q überhaupt eine klinische Relevanz hat oder nur ein Polymorphismus ohne klinische Relevanz ist, ist höchst umstritten. So hatte eine italienische Arbeitsgruppe berichtet, dass R75Q als genetische Disposition zur Sarkoidose angesehen werden kann (Bombieri et al., Eur J Hum Genet 2000; 8: 717 – 720.). In einem daraufhin untersuchten Deutschen Kollektiv konnte dieser Befund nicht bestätigt werden: R75Q zeigte keinerlei Assoziation zur Sarkoidose, in einer Familie mit R75Q konnte sogar gezeigt werden, dass R75Q nicht mit der Erkrankung vererbt wurde (Schünemann et al., European Journal of Human Genetics (2002) 10, 729 – 732).
Auch bei Männern mit fehlenden Samenleitern (sog. CBAVD) fand sich R75Q nicht häufiger (sogar seltener) als bei gesunden Kontrollen (Dörk et al., Hum Genet (1997) 100 : 365–377).
Alles in Allem ist R75Q allenfalls ein gewisser genetischer Modifier, d.h. die CFTR-Funktion könnte in einem kleinen Maße beeinträchtigt sein und somit zu geringen klinischen Auswirkungen führen. In den meisten Fällen macht R75Q überhaupt nichts.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Manfred Stuhrmann-Spangenberg
16.05.2012