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Laufbandtraining und Sauerstoff
- Frage
- Hallo!
Ich bin seit längerer Zeit auf Sauerstoff angewiesen.
Vor kurzem bekam ich ein Laufband geschenkt und möchte nun effektiv trainieren.
Derzeit versuche ich es mit Intervallen. 8 km/h bis die O2 Sättigung unter 85% sinkt und 4 km/h im Wechsel um mich wieder zu erholen (bei 6l O2).
Das mache ich täglich zwei Mal für etwa 10 Minuten.
Ist das sinnvoll? Bzw. wie kann ich es besser machen?
Gruß, Annica - Antwort
- Hallo,
grundsätzlich ist regelmäßiger Sport für Patienten mit cystischer Fibrose unabhängig von der Einschränkung der Belastbarkeit sehr förderlich. Dies betrifft neben dem Muskelaufbau vor allem die Leistungsfähigkeit. Diese Aussagen treffen auch auf die Situation der bereits eingetretenen kontinuierlichen Sauerstoffpflichtigkeit zu.
Im Ausdauersport wird häufig die Herzfrequenz oder besser ein Prozentsatz der über das Alter und Geschlecht geschätzten maximalen Herzfrequenz zur Trainingssteuerung herangezogen. Dies ist bei CF-Patienten leider nicht optimal, da CF-Patienten in den meisten Fällen aufgrund der eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit diese maximalen Werte nicht erreichen. Mittels einer Belastungsuntersuchung ließen sich jedoch entsprechende Herzfrequenzgrenzen für ein Training definieren.
Es gibt allgemeine Empfehlungen, dass bei Belastung der Sauerstoffpartialdruck nicht unter 90% fallen soll, dies entspricht einem arteriellen Sauerstoffpartialdruck von ca. 60mmHg.
Ein Abfall des Sauerstoffpartialdruck auf 85% oder darunter, entsprechend einem Sauerstoffpartialdruck von ca. 50mmHg oder weniger bedeutet schon eine deutliche Reduktion der Sauerstoffmenge, die den Geweben zur Verfügung steht. Daher wäre die Empfehlung, diese Grenze von 90% Sättigung im Training nicht zu unterschreiten. Es gibt verschiedene Mittel und Wege, dies zu erreichen:
1) Das Sauerstoffangebot während des Trainings wird so gesteigert, dass möglichst die Grenze von 90% gehalten werden kann. Da Sie bereits mit 6 L/min zusätzlichem Sauerstoff trainieren, ist dies bei Ihnen wahrscheinlich nur noch bedingt möglich.
2) Vor dem körperlichen Training wird eine Inhalation kombiniert mit Physiotherapie durchgeführt, um möglichst viel Sekret aus den Bronchien zu entfernen, und damit den Sauerstoff unter Belastung besser aufzunehmen.
3) Das Intervalltraining kann evtl. so modifiziert werden, dass es nicht zu ausgeprägten Sättigungsabfällen während der Belastung kommt, aber das Training trotzdem effektiv ist. Hier könnte sich evtl. ein Programm aus der kardiologischen Rehabilitation, das auch bei schwerer Lungenerkrankung im Rahmen einer Mukoviszidose effektiv ist, anbieten: 10 mal 30 s Belastung mit einer höheren Intensität gefolgt von 60 s aktiver Pause. Die Belastungen werden mit Hilfe eines so genannten "steile Rampe-Test" festgelegt.
4) In besonderen Fällen kann auch ein Training mit Atemunterstützung (BIPAP) notwendig sein.
Zusätzlich zu dem Training auf dem Laufband würden wir auch ein Krafttraining ein- bis zweimal pro Woche empfehlen, welches in der Regel nicht zu einem so starken Abfall der Sauerstoff-Sättigung führt. Das Krafttraining sollte, gerade am Anfang, unter physiotherapeutischer Anleitung erfolgen, um mögliche Komplikationen wie Lungenriss bei falscher Atemtechnik etc. zu vermeiden. Ziel des Trainings ist eine Steigerung der Kraftausdauer, nicht der Maximalkraft, vor allem auch des Oberkörpers. Nach dem Krafttraining darf eine gewisse Müdigkeit der Muskeln sein, Sie sollten sich aber nicht abgeschlagen fühlen und Ihren Muskeln genug Zeit zu Erholung vor dem nächsten Training geben. Eine Möglichkeit wäre, dieses Training über eine sogenannte Medizinische Trainingstherapie (die bieten viele Physiotherapiepraxen an) zu realisieren.
Bitte besprechen Sie die oben aufgeführten Möglichkeiten in Ihrer Ambulanz. Für die optimale Planung des Trainings aber auch die Erkennung möglicher Belastungs-assoziierter Risiken wie Rhythmusstörungen wäre die Untersuchung ihrer Belastbarkeit im Rahmen einer sogenannten Spiroergometrie (Fahrradergometer mit Messung der Atemgase über eine Maske) notwendig. Bei dieser Untersuchung werden neben der Bestimmung der Herzfrequenz und des Blutdruckes auch Aussagen zur Sauerstoffaufnahme und andere wichtige Werte für die Bestimmung der Leistungsfähigkeit und der Möglichkeit der Belastungsintensität getroffen.
Einen schönen Gruß
Wolfgang Gleiber und Helge Hebestreit
- 01.08.2012
- Die Antwort wurde erstellt von: Dr. W. Gleiber
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01.08.2012
Die Antwort wurde durch Prof. Helge Hebestreit, Universitätsklinikum Würzburg erweitert.
A. Pfalz