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MRSA-Befund

Frage
Guten Tag,

seit 2010 lebe ich mit einem positiven MRSA-Nachweis. Er tut nichts, er will nur spielen, und wird deshalb nach zwei vergeblichen Eridikationsversuchen mit Vancomycin (oral) in Ruhe gelassen.

Eine IV hatte ich noch nie, auch Abtriche von Haut und Nase wurden in der CF-Ambulanz nie gemacht, der Befund dort lediglich durch Sputumproben gesichert.

Wegen einer ambulanten OP in einem anderen Krankenhaus wurden das dann nachgeholt, Nase und Haut waren negativ, lediglich im Rachen ließ sich der MRSA nachweisen.

Ich habe mir sofort die Octenidol Mundspüllösung gekauft und gurgele damit jetzt regelmäßig.

Wo sitzt der Keim eher..im Rachen, wodurch die abgegebenen Sputumlösungen kontaminiert werden? Oder ist die vermutliche Quelle eher in der Lunge zu suchen, und der Keim lässt sich beim Sputumabhusten im Rachen nieder?

Könnte eine professionelle Zahnreinigung etwas nutzen? Ich würde so gerne endlich mal eine Reha machen.
Antwort
Liebe/lieber Anfragende/Anfragender,

in 3 bis 5% aller Patienten mit Mukoviszidose wird ein MRSA-Keim nachgewiesen. Häufig führt der Keim, wie es bei Ihnen der Fall ist, nicht zur akuten Infektionen, verbleibt jedoch chronisch beim Patienten, häufiger in den Atemwegen, seltener auf der Haut. Kurzfristig nach dem Erstnachweis sollte ein Therapie- (Eradikations- d.h. Keimeliminations-) Versuch vorgenommen werden, bei akuten Infektionen auch durchaus wiederholte male. Unabhängig davon von welcher Stelle der MRSA-Nachweis erfolgt, gilt der Patient als MRSA-positiv. Im ambulanten Bereich ist das Wiederholen aller Abstriche nicht bei jeder Kontrolle erforderlich. Bei stationär aufgenommenen Patienten, oder vor chirurgischen Eingriffen wird in der Regel das „volle Programm“ durchgeführt. Bei CF-Patienten bedeutet das Abstriche von Nase, Rachen, Haut + Perianalabstrich (am After) und Sputumkontrolle. Im Falle, dass ein bislang MRSA-positiver –Patient Anzeichen hat, dass er den Keim verloren hat, sind dann zur Bestätigung des negativen Befundes 3x alle Abstriche + Sputumkontrolle vorzunehmen. Erst wenn alle drei Serien negativ auf MRSA ausfallen, kann der Patient wieder als MRSA-negativ definiert werden, kann dann auch wieder z.B. eine stationäre Rehabilitation antreten.
Beim isolierten MRSA-Nachweis in der Nase wird mit einer Mupirocin-Salbe (Turixin®) behandelt. Beim isolierten Nachweis im Rachen kann ein Therapieversuch mit z.B. Octenidol Mundspüllösung vorgenommen werden. Nachweise auf der Haut, aber auch prophylaktisch, wenn an anderen Stelen MRSA nachgewiesen wurde, werden mit z.B. Octenisept® Lösung zum Waschen versucht zu eliminieren.
Beim MRSA-Nachweis im Sputum kann keine lokal angewendete Therapie wirken, daher kann hier nur ein Antibiotikum systemisch (in Tabletten oder intravenös) verabreicht werden. Eine systemische Therapie kann auch angewendet werden in Fällen, wenn der MRSA-Nachweis mit lokal angewendeten Mitteln erfolglos blieb. Über die Indikation für so eine Therapie entscheidet für den betroffenen CF-Patienten der behandelnde Arzt.
Für eine systemische Therapie gegen MRSA ist Vancomycin in der Regel gut geeignet, aber nur wenn es intravenös verabreicht wird. Oral (in Tabletten) ist Vancomycin nur bei bestimmten Darminfektionen wirksam. Bei anderen Infektionen ist das Antibiotikum in oraler Form nicht wirksam, da es aus dem Magen-Darm-Trakt nicht nennenswert resorbiert wird. In Ihrem Fall wurde somit noch kein effektiver Therapieversuch gegen Ihren MRSA in den Lungen vorgenommen. Sprechen Sie somit noch mal mit Ihrem CF-Behandler über eine Therapie mit Vancomycin intravenös, ggf. über eine Behandlung mit Zyvoxid® (Linezolid) oral oder intravenös. Möglicherweise könnte bei Ihnen eins der beiden Antibiotika erfolgreich sein.
Bei gleichzeitigem Nachweis von MRSA im Rachen und im Sputum kann nicht mehr eindeutig geklärt werden wo der Keim primär auftrat da beide Wege sowohl vom Rachen in die unteren Atemwege als auch eine aufsteigende Kontamination möglich sind.
Eine professionelle Zahnreinigung ist in Abständen sicher für die allgemeine Mundhygiene nicht falsch, aber Erwartungen dass dadurch Ihre MRSA-Besiedlung behoben wird sind doch zu optimistisch.
Ihr Wunsch nach einer stationären Rehabilitation ist verständlich, leider kennen wir keine Klinik die CF-Patienten mit MRSA aufnehmen. Hier würden wir Ihnen jedoch vorschlagen sich an den Mukoviszidose e.V. zu wenden und die Möglichkeiten überprüfen ob eine so genannten Klimakur als Einzelmaßnahme in Ihrem Fall möglich ist.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dr. Christina Smaczny
21.08.2012
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. med. Christina Smaczny