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Mutation 394delTT und R1162X

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren, bei meinem Sohn wurde o. g. Mutation festgestellt. Können Sie mir bitte die Bedeutung und den Umfang und die allgemeinen Informationen dieser Mutation erklären?
VIELEN DANK!
Antwort
Liebe(r) Fragende(r),

zu ihrer ersten Frage – die Bedeutung von R1162X und 394delTT:
Mutationen im Mukoviszidose-auslösenden CFTR-Gen folgen einer Nomenklatur, die in der Tat nur nur für Molekularbiologen schlüssig nachvollziehbar ist: Die CF-Mutation R1162X heisst so, weil an der Stelle Nummer 1162 des CFTR-Eiweißes der Baustein „R“ (das R steht für die Aminosäure Arginin) ein Stopp-Codon (abgekürzt X) steht. Das bedeutet, dass die Zelle von diesem mutierten CFTR nach 1162 Bausteinen ein Signal zum Abbruch der proteinsynthese erhält und nur dieses verkürzte CFTR-Eiweiß daraus hervorgeht. Das eigentliche Eiweiß CFTR wird aus dem Botenmolekül „mRNA“ abgelesen. Bei 394delTT sthet die Nummer für einen Baustein auf der Ebene der Boten-RNA: 394delTT heisst, das an der Stelle 394 in der Boten-RNA für CFTR zwei T (steht für Thymidin) fehlen – da unglücklicherweise die Aminosäuren immer durch drei Bausteine auf der DNA-Ebene beschrieben werden, geht aus diesem mutierten CFTR-Gen nur unlesbares Kauderwelsch für die Zelle hervor. Also zusammenfassend: R1162X, verkürztes CFTR-Eiweiß; 394delTT: keine brauchbare Information. Beides sind sogenannte klassische CF-Mutationen, führen also zur Erkrankung Mukoviszidose.

Zu Ihrer zweiten Frage – die allgemeinen Informationen dieser Mutationen
Es ist zwar richtig, dass es in Abhängigkeit von den geerbten Mutationen möglich ist, auf den durchschnittlichen Verlauf der Erkrankung in einer Patientengruppe mit den gleichen CFTR-Mutationen Rückschlüsse zu ziehen, aber die Aussagekraft für den individuellen Verlauf eines einzelnen Patienten ist dabei nicht gegeben. In einer aktuellen Stellungnahme eines international zusammengesetzten CF-Expertengremiums heisst es dazu wörtlich „…Weitgefasste Zusammenhänge zwischen Mutationsgenotyp und Ausprägung der Erkrankung sind nützlich für die epidemiologische Forschung, aber der CFTR-Genotyp sagt den Verlauf der Erkrankung bei einzelnen Individuen nicht voraus. Die Verwendung des CFTR Genotyps zur Vorhersage der Prognose bei CF-Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose wird daher nicht empfohlen. ….“ (der Vollständigkeit halber die Quelle dazu: Journal of Cystic Fibrosis 7(3):179-196; 2008). Ursache für diese fehlende Vorhersagekraft für den einzelnen Menschen sind alle Einflussfaktoren auf den Verlauf der Mukoviszidose, die neben dem CFTR-Mutationsgenotyp eine Rolle spielen (Umweltfaktoren, andere vererbte Eigenschaften, besonders wichtig: Arzt und therapeutisches Management der Erkankung) – nach der gegenwärtigen Einschätzung haben diese „nicht-CFTR-Faktoren“ für den Verlauf der Erkrankung einen größeren Stellenwert als der reine CFTR-Mutationsgenotyp.

Mit den besten Wünschen,
Frauke Stanke
24.09.2012
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke