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Hypertone Kochsalzlösung: Studienergebnisse Kleinkinder

Frage
Liebes Expertenteam,

unsere Tochter (jetzt 15 Monate alt) inhaliert seit ca. 10 Monaten hypertone Kochsalzlösung (zurzeit 2x tägl. ca. 3ml, 3%; Steigerung auf 6% soll erfolgen).
nun bin ich über die Ergebnisse der folgenden Studie "gestolpert":
Inhaled hypertonic saline in infants and children younger than 6 years with cystic fibrosis: the ISIS randomized controlled trial.
Rosenfeld M, Ratjen F, Brumback L, Daniel S, Rowbotham R, McNamara S, Johnson R, Kronmal R, Davis SD; ISIS Study Group.
JAMA. 2012 Jun 6;307(21):2269-77.

Es stellt sich mir die Frage, ob eine Weiterbehandlung mit HTS sinnvoll ist?
Für eine Einschätzung mit Begründung Ihrerseits wäre ich sehr dankbar!

MfG,
K. Sch.
Antwort
Hallo,

da Ihre 15 Monate alte Tochter seit 10 Monaten mit 3%-iger Kochsalzlösung inhaliert und eine Umstellung auf eine Inhalation mit 6%-iger Lösung geplant ist, machen Sie sich Gedanken, ob dies überhaupt sinnvoll ist, nachdem die ISIS-Studie , durchgeführt mit 7%-iger Kochsalzlösung bei Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und 6 Jahren im Vergleich zu isotonischer Kochsalzlösung keinen Vorteil erbracht hat.

Zu der im Journal of the American Medical Association publizierten Studie sind folgende Anmerkungen zu machen. Als Prüfparameter im Hinblick auf die Effektivität der 7%-igen Inhalationslösung wurden folgende Parameter gewählt: Häufigkeit von Antibiotikatherapie-bedürftigen Infektionen während des Studienzeitraumes, Husten- und Atemfrequenz, Körper-Gewicht und -Länge.
Bedingt durch das Alter der Studienteilnehmer wurden Lungenfunktionsparameter nicht untersucht. Die Infekthäufigkeit war in beiden Versuchsgruppen identisch, Auch konnten keine Unterschiede betreffend Husten- und Atemfrequenz oder bei der Gewichts- und Längenentwicklung gesehen werden.
Es gibt auf Grund der gewählten Prüfparameter kontroverse Diskussionen, ob es gerechtfertigt ist, nach dieser Studie den Nutzen einer Inhalation mit hypertoner Kochsalzlösung in dieser Altersgruppe in Frage zu stellen. ( Siehe: muko.info Nr. 3/2012, Seite 22*) Sicher hätte die Studie ein höheres Gewicht, wenn Lungenfunktionsparameter geprüft worden wären. In der Altersgruppe der Testteilnehmer sind Infekte der Atemwege von Natur her recht häufig. Die Entscheidung darüber ob eine Antibiotika-Therapie notwendig ist, unterliegt sehr stark subjektivem Empfinden und ist somit ein sehr weicher Prüfparameter. Veränderungen der Atemfrequenz und Hustenfrequenz sowie der Gewichtsentwicklung und Größenentwicklung konnten meines Erachtens in der Prüfgruppe bei dem Untersuchungszeitraum von 48 Wochen nicht erwartet werden, da der Großteil der Patienten altersbedingt noch nicht schwere Lungenschäden haben konnte und somit der Effekt der Prüftherapie im Vergleich zu der Therapie mit isotonischer Kochsalzlösung kaum messbar sein konnte.
Die vorliegende Studie reicht nach meiner Meinung nicht aus, um die Inhalationstherapie mit hypertoner Kochsalzlösung unsinnig erscheinen zu lassen. Die Studie belegt, dass die hypertone Kochsalzlösung gut vertragen wurde und dass der Effekt zumindest nicht schlechter ist als bei einer Inhalation mit isotoner Kochsalzlösung. Da Ihre Tochter die derzeitige Therapie gut zu vertragen scheint, möchte ich raten, damit fort zu fahren. Ein Versuch mit der 6%-igen Lösung kann versucht werden. Da es sich bei der Kochsalzinhalation um eine vorbeugende Maßnahme handelt, sollten Sie die Therapie nicht mit aller Strenge zwingend zweimal pro Tag bei Ihrem Kind durchsetzen. Nach einem anstrengenden Tag darf auch einmal eine Inhalation ausfallen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
07.11.2012
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt
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07.11.2012: Ältere Ausgaben des Magazins "muko.info" können hier heruntergeladen werden:
muko.info/mukoviszidose/publikationen-und-filme/magazin-mukoinfo.html


Die Ausgabe 3/2012 liegt derzeit noch nicht vor (Stand: 7.11.2012)
A. Pfalz