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Portkatheter

Frage
Hallo,
Meine Tochter soll wegen ihrer schlechten Venen einen Portkatheter bekommen. Gibt es außer der Lage am Schlüsselbein noch andere Alternativen, da sie den Port nicht im Sichtbereich des Dekolletés haben möchte. Und sind die ev. Alternativen genauso sicher bzw. nicht schmerzvoller ?
Vielen Dank
Michaela M.
Antwort
Hallo,

bei Ihrer Tochter soll wegen der schlechten Venensituation ein Portkatheter implantiert werden. Sie fragen an, ob es für die Lokalisation eines Portkatheters andere Lagen als "am Schlüsselbein" gibt und ob diese ebenso sicher seien und welche Nachteile es dann gäbe.

Vor der Anlage eines Portkatheters sollte der Chirurg mit der Patientin sämtliche Vor- und Nachteile verschiedener Positionen des Ports besprechen. Hierbei sind Gesichtspunkte der Hygiene, der komplikationslosen Nutzbarkeit, das heißt der problemlosen Punktierbarkeit - auch durch die Patientin selbst, druckbelastungsfreie Lage, aber natürlich auch Gesichtspunkte der Ästhetik zu berücksichtigen. Nach Abwägung aller Gesichtspunkte sollte dann eine Position des Portkatheters gemeinsam festgelegt werden und die Lage des Ports am Tag vor der Implantation auf der Haut mit einem Farbstift markiert werden.
Generell wird der obere äußere Quadrant der gewählten Brusthälfte vorgeschlagen und hat sich als die Lokalisation der Wahl herausgestellt. Der Portkatheter wird dabei an der Muskelfaszie der Pektoralis major fixiert um ein Verrutschen oder Umschlagen zu vermeiden. Er liegt dann auf dem knöchernen Thorax auf und kann hier zum Punktieren mit zwei Fingern gut fixiert werden. In dieser Position - deutlich unterhalb des Schlüsselbeins- Wird der Port z.B. durch den Sicherheitsgurt beim Autofahren oder durch Träger der Kleidung kaum erhöhter Druckbelastung ausgesetzt. Bei einem nicht zu großen Dekolleté ist der Port in der Regel nicht erkennbar wenn er ungenutzt ist. Andere Lokalisationen wurden von Patientinnen aus Gründen der Ästhetik gewünscht und von Chirurgen auch vorgenommen. Wenn man den Port weiter lateral Richtung Achselhöhle oder gar in die Achselhöhle platziert, ist ein eigenhändiges Punktieren durch den Patienten nicht mehr möglich. Gleichzeitig ist die Lage der Punktionsnadel nicht so stabil ( geschützt vor Bewegungen) so dass es leichter zu Schädigungen der Haut an der Einstichstelle und damit zu lokalen Infektionen kommen kann. Aus Hygienegesichtspunkten ist eine Lokalisation in der Achselhöhle abzulehnen. Gleiches gibt für eine Lokalistion unter der Mamma ( Cave: Schwitzfalte ). Neben der erhöhten Infektionsgefahr droht hier eine mechanische Belastung Druck des Büstenhalters. Infektionen und Hautulzerationen die zum Entfernen eines Ports in dieser Region führten, sind bekannt.
Rein theoretisch gibt es auch noch Portsysteme die am Arm lokalisiert werden können. Bei bereits existierenden schlechten Venenverhältnissen ist eine solche Lokalisation oft nicht mehr möglich. Gleichzeitig ist es auch bei diesen Ports in der Regel so, dass der Patient den Port nur schwerlich oder gar nicht eigenhändig punktieren kann. Die Verweildauern dieser Ports sind in der Regel geringer als bei Ports in üblicher Lokalisation.
Aus dem gesagten ergibt sich, dass sich ihre Tochter mit einer Lokalisation im oberen äußeren Quadranten der gewählten Brustkorbhälfte anfreunden sollte. Diese Lokalisation wird aus guten Gründen bereits langzeitig von vielen Generationen von Tumorkranken genutzt. Da der Katheter in der Regel ja nur in Intervallen genutzt wird ist hiermit ein unbekümmertes nahezu unbeeinträchtigtes Sozialleben möglich.
Wir wünschen ihrer Tochter eine gute Entscheidung und eine möglichst lange komplikationslose Nutzungsdauer des Ports.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
18.01.2013
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt