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Schleimlöser für Kleinkinder sinnvoll?

Frage
Guten Tag,

wir haben eine 4jährige Tochter mit CF.
Seit 3,5 Jahren bekommt sie täglich 2 x 2,5 ml ACC (wenn sie mehr Schleim hat auch etwas mehr).
Nun stellt sich uns die Frage, ob es wirklich so sinnvoll ist täglich ACC zu geben. Unser Allgemeinmediziner sagte mal, hin und wieder wäre es wichtig den Schleimlöser umzustellen, also mal ein anderes Präparat zu nehmen, da ACC sonst irgendwann wirkungslos wird.
Ist das so?
Und ist es überhaupt sinnvoll jeden Tag Schleimlöser zu nehmen? Von einigen erwachsenen CFlern ist mir bekannt, dass sie keinen Schleimlöser nehmen, da sie täglich inhalieren und dies ja auch der Schleimlösung dient. Unsere Tochter inhaliert i. d. R. 1x täglich mit 3%igem MukoClear, bei Infekten auch häufiger.

Über eine Antwort freue ich mich.

Vielen Dank und schöne Grüße.
Antwort
Guten Tag,

die sehr begrenzte Fähigkeit der Mukoviszidoselunge Chlorid (Cl) und Natrium (Na) in den Atemwegen anzureichern führt zum Eindicken der Sekrete und damit zum Sekretstau in der Lunge. Was den Atemwegen also fehlt ist Kochsalz (NaCl). Das Inhalationskonzept Ihrer Tochter mir Kochsalz ist demnach sehr gut!

Weiterhin ist der Schleim (Mukus) der Patienten mit Mukoviszidose nicht mit dem Schleim von Patienten mit chronischer Bronchitis, Asthma bronchiale oder gar mit dem Schleim von Patienten mit einer Raucherlunge (COPD) zu vergleichen. Der Schleim der Mukoviszidosepatienten ist sehr DNA- reich und auch mit einer hohen Bakterienlast ausgestattet.
Schleimlöser (Mukolytika) zerstören die gelartige Struktur des Schleimes und erniedrigen so die Elastizität (Dehnbarkeit) und Viskosität (Zähflüssigkeit). Das Ziel eines Schleimlösers ist es demnach die Reinigung (Clearance) der Atemwege von Mukus gefördert durch intensive (tägliche) physiotherapeutische Anwendungen. Schleimbildung per se ist auch nicht immer als negativ anzusehen. So ist ein „Mehr“ an Schleimbildung bei Infekt geradezu gewünscht. Erst die abnormale dauerhafte Mukusbildung ist nicht wünschenswert.
Acetylcystein (ACC) zerstört die Struktur des Schleimes indem es Schwefelbrücken knackt, die den Schleim zusammenhalten. Somit werden sowohl die Viskosität, als auch die Elastizität des Schleimes erniedrigt. ACC hat eine sehr niedrige orale Bioverfügbarkeit, d.h. der Wirkstoff wird nach oraler Gabe kaum in die Blutbahn aufgenommen. So konnte in mehreren Arbeiten kein ACC Spiegel im Plasma (Blut) oder in der Atemwegsflüssigkeit (BAL) nach zweiwöchiger oraler Therapie mit ACC gemessen werden. Dennoch konnte in einigen Arbeiten gezeigt werden, dass die Therapie mit ACC zum Anstieg schützender Mediatoren (Glutathion) im Plasma und auch der Lunge führte. Somit könnte eine ACC Hochdosistherapie sehr wohl schützende antientzündliche Effekte haben.
Insgesamt rate ich jedoch stets zu einem sehr zurückhaltenden Einsatz von oralen Schleimlösern. Eine gut durchgeführte Inhalationstherapie gepaart mit einer regelmäßigen Physiotherapie scheint organbezogener und effektiver zu sein, als die orale Einnahme von Schleimlösern.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Olaf Eickmeier
22.01.2013
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Olaf Eickmeier