Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Pseudomonas und Hygiene

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

ich weiss das ähnliche Fragen schon des öftern gestellt wurden,
trotzdem bin ich als Mutter einer mittlerweile 15-jährigen Tochter mit CF immer wieder verunsichert wenn ich die neuesten Richtlinien bezüglich Hygiene im Alltag lese.

Wir haben wiedereinmal einen positiven Pseudomonasbefund und ich habe mir zum xten Mal alle möglichen "Vermeidungsquellen" lt Richtlinien vom 28.06. 2012 durchgelesen.

Mir immer noch unverständlich - was nützt es mir z.B. das Wasser bei der Dusche laufen zu lassen - das Bad in der Zeit noch zu verlassen - wenn ich dann das Duschgel nehme um mich zu reinigen und dort kann der Pseudomonas, wie schon nachgewiesen wurde drinnen sein.

Man liest auch, dass der Keim auch an trockenen Dingen oder Flächen eine Zeit lang (wielange ?) überleben kann - was nützt es mir dann, die Zahnbürste zu trocknen - zudem ich auch Zahnpaste verwenden muss - wo er auch schon nachgewiesen wurde..

Nächstes Beispiel - wie bitte solll man das im Alltag händeln - dass der Geschirrschwamm immer trocken ist - nützt es etwas ihn in der Mirkdowelle zu trocknen

Also ich bin immer wieder komplett verunsichert - und bin der Meinung, man macht aus lauter Angst natürlich Dinge, die einfach sind - trotzdem gibt es unzählige andere Situationen die man teilweise gar nicht bedenkt bzw. nicht ändern kann die tausendmal gefährlicher sind.

Ein Beispiel wäre - Bus fahren bzw. im Auto im Winter - gerade jetzt wo soviel Schnee liegt - sind die Autotepppiche bzw. auch die Böden im Autobus "waschelnass" - dann wird fleissig geheizt und schon hat man das reinste Treibhausklima?

Oder auch in der Klinik - natürlich werden die Patient nach mit bzw. ohne Keimen getrennt - nur wenn ich einmal einen habe und ein Patient nach dem anderen muss in das Behandlungszimmer bzw. zur Lungenfunktion und ich lese, dass sich die Keime bis zu 3 Stunden noch in der Umgebungsluft nachweisen lassen, kann ich nur sagen wird mir schlecht - d.h. einmal einen Keim - kannst nur mehr beten, dass du dir nicht noch mehr holst bei deinem Untersuchungstermin.

Ich weiss, dass das ziemlich hysterisch klingt, aber ich fühle mich machtlos und je mehr man liest umso ärger wird es?

Entschuldigung für die Länge meines Treads - aber ich glaube viele Eltern denken so !!

Herzlichen Dank
I.D.

Antwort
Hallo,

eine Frage kann ich nicht wirklich finden, will aber auf Ihre "Verunsicherung" eingehen. Es gibt kein "Richtig" oder "Falsch", sondern es gibt nur einen individuellen Kompromiss aus den verfügbaren Informationen und was Sie für sich und Ihre Tochter daraus ableiten bzw. was Ihre Tochter für sich selbst daraus machen kann.
Da ist die Bedrohung durch den Problemkeim Pseudomonas ja nur ein Beispiel für Gefahr von Außen. Nicht alles, was man weiß, setzt man immer hunderprozentig in konsequentes Handeln um. Ganz oft entscheiden wir uns für die eine Konsequenz (fahren aus Umweltgründen mit dem Fahrrad) und ignorieren die andere (fliegen in den Urlaub trotz der Umweltfolgen). So muss das auch mit dem Wissen über Pseudomonas sein - Aufklärung darf man nicht mit dem Zwang zur Befolgung verwechseln - Aufklärung schafft die Freiheit, sich im Wissen um die Hintergründe dann so oder auch anders zu entscheiden.
Für die Pseudomonas-Problematik bedeutet das: wenn man gar nichts weiß, macht man bestimmt Fehler. Wenn man ein bisschen weiß, kann man den einen oder anderen Fehler, das eine oder andere Risiko vermeiden; nun muss man noch festlegen, wer denn entscheiden soll, welche Risiken man vermeiden soll? Beim Pseudomonas gibt es so ein breites Spektrum an Möglichkeiten, dass es Bevormundung wäre, nur einen Teil zu vermitteln. Je mehr Informationen man hat, desto eher kann man die Risiken gewichten und sich selbst entscheiden, welche Risiken man in Kauf nehmen will und welche ganz sicher nicht.
Die Tatsache, dass sehr viele Betroffene "selbst" entscheiden wollen, macht es nötig all die verwirrenden Informationen transparent zu machen - nur dann kann der Betroffene eine "eigene" informierte Entscheidung treffen, oder auch zu sagen: Können Sie das bitte für mich entscheiden?"
Dann wird man versuchen, mit Ihnen - oder doch eher mit Ihrer Tochter? - zu sortieren, welche Risiken größer sind und gleichzeitig welche Situationen für den Einzelnen "wichtiger" sind - also wofür würde er/sie eher ein Risiko eingehen.
Betrachten Sie es nicht so sehr als Bedrohung - PA ist überall - sondern als eine Chance der eigenen Gestaltung: Mein Beitrag zur Erhaltung des Gesundheistzustandes sind folgende Vorsichtsmaßnahmen: erstens.... das ist auch wie bei der Umwelt: man kann nicht alles richtig machen, man sollte nur versuchen, einen eigenen Beitrag zu leisten.

Ihnen und Ihrer Tochter alles Gute
Prof. Dr. TOF Wagner
06.02.2013
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. Thomas O. F. Wagner