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LTx-Zentren

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,

da ich mich wohl demnächst mit einer LTx "anfreunden" werden muss, stellt sich natürlich die Frage nach dem "wo". Einerseits ist Heimatnähe ein Aspekt, andererseits sind die Aussichten auf ein möglichst langes Leben danach natürlich noch wichtiger.

Hannover weist z.B. immer wieder auf eine erfreuliche 10-Jahresüberlebensrate bei DLTx von ca. 50% hin, was in anderen Zentren und im ISHLT-Register eher die 5-Jahresüberlebensrate ist. Andererseits ist die Patientenselektion auch von Zentrum zu Zentrum verschieden. Eben erst habe ich z.B. mit einer Frau kommuniziert, die München als zu gut für eine LTx eingestuft wurde, während sie in Hannover aufgrund häufiger Exacerbationen gleich HU gelistet wurde.

Kann man in Deutschland davon ausgehen, dass bei ähnlichem Gesundheitszustand vor LTx die Aussichten an den Zentren ähnlich wären, oder ist die Behandlung bzw. der Erfolg entscheidend anders?


Mit freundlichen Grüßen & Dank für die Beantwortung,

Christian H.

Antwort
Hallo,
das ist ja einen ganze Reihe von Fragen, die aber verständlicherweise alle Patienten interessieren, die sich mit einer Transplantation auseinandersetzen.

Lebenserwartung nach Transplatation: man kann nicht immer die Zahlen einfach vergleichen, denn in einigen Zentren (so meines Wissens auch Hannover) werden die Überlebenszahlen unter Einbeziehung der Retarnsplantationen berechnet. Wenn nun in einem solchen Zentrum auch noch sehr viel großzügiger eine erneute (oder zweite oder dritte) Retransplantation durchgeführt wird, ergeben sich natürlich andere Überlenbenszahlen als wenn man die Funktionsdauer des Transplantates angibt (so macht es das internationale Register, das in den USA geführt wird).

Listung zu Transplantation: tatsächlich haben sich die Europäischen und amerikanischen Lungentransplantationszentren auf gemeinsame Kriterien verständigt, wann denn eine Listung erfolgen sollte (und wann noch nicht und wann nicht mehr). Allerdings ist dieser Prozess immer etwas träge und kann nicht sofort auf aktuelle Erkenntnisse reagieren, das dauert dann schon einmal zwei Jahre bis neue Regeln verabredet werden. Auch bleibt bei allen „Regeln“ immer ein Stück subjektiver Einschätzung (auf beiden Seiten, aslo beim Patienten und beim Arzt oder Tx-Team). In Deutschland sind die Dringlichkeitsregeln (HU ~ high urgency = hohe Dringlichkeit) bei Eurotransplant eng gefasst. Für HU muss der Patient beatmet und auf der Intensivstation und wirklich in kritischen Zustand sein, so dass es mir unwahrscheinlich erscheint, dass die Einschätzung an zwei Zentren so stark abweicht. Möglich ist natürlich, dass zwischen zwei Vorstellungen der Zustand sich erheblich (kritisch) verändert, oder dass die Information doch nicht ganz richtig wiedergegeben ist.

Aussichten gleich? Es ist unumstritten so, dass Erfahrung zählt und einen gewisse Mindestgröße der Tx-Zentren für gute Ergebnisse einen wichtige Voraussetzung darstellen. Ob man die Linie der Größe immerw eiter zeichnen kann im Sinne von „größer ist besser“, das möchte ich bezweifeln: Ab einer bestimmten Größe nimmt die individuelle Betreuung ab, und das hat dann möglicherweise einen ungünstigen Einfluss auf die Ergebnisse.
Bedenken Sie, dass bei aller Statistik und Wahrscheinlichkeit, jeder einzelne Mensch einen ganz individuellen Verlauf haben wird, und dass die Bedeutung verschiedener Einflussfaktoren von jedem Menschen auch individuell bewertet werden müssen.
Ich wünsche Ihnen viel Glück und ein gutes „Händchen“ bei den wichtigen Entscheidungen, die vor Ihnen liegen.
Prof. Dr. TOF Wagne
04.06.2008
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. Thomas O. F. Wagner