Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Crataegutt®

Frage
Hallo,

in einem Giessener Arbeitskreis wurde vor mehreren Jahren ein positiver Effekt von Crataegutt®/Weissdorn auf die Chloridkanäle bei CF Patienten in einer kleinen Studie aufgezeigt.

Was ist hier der aktuelle Stand? Ich war damals Teilnehmer der Studie und würde eventuell gerne den Tests wiederholen, d.h. 2x pro Tag eine 450mg Tablette Crataegutt nehmen, um zu beobachten ob sich die in der Studie genannten Effekte (zb Gewichtszunahme, bessere Stuhlkonsistenz) bei mir einstellen.

Wäre dieses Vorgehen vertretbar? Mir geht es sehr gut, nahezu gesunde Lungenfunktion, Elastase bei 250, "normales Leben"

Herzlichen Dank für Ihre Mühe
Antwort
Guten Tag,

die nachfolgende Antwort haben wir von Dr. Lutz Nährlich, vom Universitätsklinikum Gießen-Marburg per Email erhalten:

"(...) gerne möchte ich Ihnen die Antwort von Prof. Lindemann bezüglich Ihrer Anfrage zukommen lassen. Für Rückfragen steht er ihnen gerne zur Verfügung. Vielen Dank!

Am prinzipiellen Effekt von Flavonoiden gibt es für die Gießener Arbeitsgruppe keinen Zweifel. Eine Verbesserung der Chlorionenleitfähigkeit wurde in Ergänzung zu früheren Studien noch einmal bei 27 erwachsenen CF-Patienten überprüft, bei denen - wegen der einfachen Objektivierbarkeit - ausschließlich die Ergebnisse von Potentialdifferenzmessungen an der Nasenschleimhaut herangezogen wurden. Wir hoffen, dass die diesbezügliche Doktorarbeit noch in diesem Jahr abgeschlossen werden kann.

Nach vorheriger mindestens drei Monate lang dauernder Therapie mit einem oral zugeführten Flavonoidgemisch betrug die Anzahl der durch das Asthmamittel Tiotropium erzielten „Responder“ bei 13 CF-Patienten mit den Mutationen deltaF508 bzw. G551D immerhin 79 %, bei anderen Mutationen 64,3 %. Diese Resultate bestätigten die Ergebnisse einer Voruntersuchung, in der das Asthmamittel Salbutamol - unter Flavonoideinnahme - erfolgreich als Stimulator der Chlorionenpermeabilität verwendet worden war ('Flavonoide und Chloridpermeabilität', kinderatmung.de/index.php?option=com_content&view=article&id=130:flavonoide-und-chloridpermeabilitaet-bei-cf&catid=50:mukoviszidose&Itemid=67).


Die noch nicht ganz befriedigende Wirkung der Flavonoide könnte dadurch bedingt sein, dass Flavonoide nach oraler Applikation bei einigen Patienten nicht ausreichend resorbiert wurden. Ursache dafür sind möglicherweise Entzündungsprozessen in der Dünndarmschleimhaut, die die Resorption der Flavonoide erschweren.

An einer signifikanten Steigerung der Chlorionenpermeabilität unter Flavonoidtherapie besteht jedoch kein Zweifel.
Da die Verträglichkeit der Flavonoide gut ist (nur bei zu hoher Dosierung wird Durchfall beobachtet), könnten unserer Auffassung nach erwachsene CF-Patienten, die daran Interesse bekunden, ein Präparat wie Crataegutt®, 2x pro Tag eine Tablette zu 450mg, ohne Bedenken einnehmen. Auf diese Weise kann die Zeit überbrückt werden, bis die in der Entwicklung befindlichen neuen Substanzen zur Chloridkanalaktivierung für den allgemeinen Einsatz zugänglich sind. Ob die Krankenkassen dafür aufkommen, ist allerdings fraglich." [Ende der Email von Dr. Lutz Nährlich]

Bitte besprechen Sie eine eventuelle Einnahme vorher mit Ihrem CF-Team.

Mit freundlichen Grüßen
Annette Pfalz für ECORN-CF

--------------------------------------------

DIE NACHFOLGENDE ANTWORT hatten wir am 08.07.2013 veröffentlicht. Am 15.07.2013 haben wir dann die weiter oben stehende Antwort von Dr. Lutz Nährlich per Email erhalten und eingefügt.

--------------------------------------------

Guten Tag,

wir haben recherchiert, ob Ergebnisse zu der von Ihnen genannten Studie veröffentlich wurden. Leider sind keine Ergebnisse publiziert worden, sodass wir davon ausgehen müssen, dass die erwünschten positiven Effekte nicht nachweisbar waren. Demzufolge kann eine Einnahme des Wirkstoffes wie oben beschrieben auch nicht empfohlen werden.
08.07.2013
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. Thomas O. F. Wagner