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Seltener Keim Inquilinus limosus

Frage
Liebes Expertenteam,

bei meinem 11 jährigen Sohn, der an CF erkrankt ist wurde der Keim Inquilinus limosus diagnostiziert. (Ansonsten ist er immer mal wieder mit Staphylococcen, Candiada oder Aspergillen besiedelt.)
Da dieser Keim wohl sehr selten ist, wiedersprechen sich einige Aussagen, deshalb bitte ich um Ihren Rat.
Zunächst würde ich gern wissen ob eine Behandlung notwendig ist, auch wenn er bisher keine Probleme bereitet? Bisherige Lungenfunktion liegt um 110-120 %, keine vermehrte Schleimbildung, kein Husten.
Weiter würde mich interessieren, wie dieser Keim im Bezug auf Rehabilitation, Pysiotherapie oder Krankenhausaufenthalte zu betrachten ist. Gibt es irgendwelche Einschrändkungen?

Mit der Bitte um baldige Beantwortung verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Daniela H.
Antwort
Sehr geehrte Frau H.,

Sie berichten, dass bei ihrem 11-jährigen Sohn der Keim Inquilinus limosus nachgewiesen wurde. Zum Allgemeinbefinden ihres Kindes berichten Sie dass die Lungenfunktionswerte mit 110 - 120 % der Altersnorm normal seien und dass kein vermehrter Husten und keine Schleimbildung existier. Neben Inquillinus limosus sei nur eine rezidivierende Besiedlung mit Staph. aureus sowie Candida und Aspergillen beobachtet worden.
Sie fragen an, ob in dieser Situation eine Behandlung zur Elimination des Keimes notwendig sei und ob durch die Besiedlung mit diesem Keim für ihren Sohn Einschränkungen z.B. im Hinblick auf eine Rehabilitationsmaßnahme oder bei der Physiotherapie existieren.
Zu diesem Keim ist allgemein zu sagen, dass er zu der Gruppe der so genannten seltenen Keime bei CF zu rechnen ist. Es wird vermutet dass es sich um einen allgemeinen Umweltkeim handelt, ohne dass bisher sein natürliches Reservoir bekannt ist. Erst durch die modernen molekularbiologischen Untersuchungsmöglichkeiten in der Mikrobiologie wurde dieser Keim vermehrt bei CF-Patienten nachgewiesen. Um ihn anzuzüchten bedarf es spezieller Nährböden im Labor und einer längerzeitigen Kultivierung. Ähnlich wie Pseudomonas Aeruginosa ist der Keim ein Schleimbildner. Er zählt zu den multiresistenten Keimen.
In der Literatur sind nur kleine Patientengruppen mit Inquillinus limosus -Infektion bei Cf-Patienten beschrieben.
Bei Sputumuntersuchnungen von 47 CF-Patienten aus 16 CF-Zentren in einem Speziallabor für Cepacia-Diagnostik wurde zufällig bei 7 Patienten Inquillinus nachgewiesen. In dieser Publikation finden sich keine detaillierten Angaben zur klinischen Relevanz der Infektion durch diesen Keim.
2005 berichtet eine Arbeitsgruppe aus München über 6 Patienten mit einer Infektion mit Inquillinus limosus. Die Patienten waren zwischen 15 und 32 Jahre alt. Die Patienten waren alle zusätzlich mit Pseudomonas Aeruginosa besiedelt. Fünf Patienten boten Zeichen akuter Entzündung; ein Patient dieser Untergruppe war klinisch schwer krank; ein Patient befand sich in stabiler Situation.
Die Autoren bewerteten bewerteten die Situation der fünf Patienten mit akuten Entzündungszeichen als behandlungswürdig im Hinblick auf den Keim Inquillinus limosus. Diese Bewertung war mit begründet durch den Nachweis von positiven Serum-Antikörpern bei den Patienten.
Andere Autoren berichten über den zufälligen Nachweis von Inquillinus limosus und das spontane Verschwinden des Keimes ohne gezielte Therapie.
Wenn man diese insgesamt sehr begrenzten Erfahrungsberichte im Hinblick auf die Situation ihres Sohnes bewerten will, so scheint derzeit eine abwartende Haltung gerechtfertigt zumal ihr Sohn bisher nicht mit Pseudomonas besiedelt ist und eine absolut normale Lungenfunktion vorliegt. Kontrollen der Entzündungsparameter aus dem Blut ( z.B. CRP, Blutsenkungsgeschwindigkeit, Leukozytenzahl und IgM ) und eine Lungenfunktion sollten absolut konsequent alle drei Monate erfolgen.
Dies sollten Sie natürlich mit den Ärzten Ihres CF-Zentrums abstimmen.
Zur Frage der Konsequenzen im Hinblick auf Rehabilitationsmaßnahmen ist folgendes zu sagen. Da ihr Kind bisher nicht mit Pseudomonas aeruginosa besiedelt ist, kommt für ihn nur eine Pseudomonas-negative Reha in Frage. Die potentielle Reha-Klinik sollte über den Keimstatus informiert sein. Unter Anwendung der allgemein üblichen Hygienemaßnahmen steht derzeit einer Teilnahme an einer solchen Reha-Maßnahme Nichts im Wege. Auch im Hinblick auf Physiothrapie gelten lediglich die Hinweise auf das strikte Befolgen üblicher Hygienemaßnahmen.

Dr. H.-G. Posselt
24.07.2013
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt