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Pankreatin

Frage
Hallo,
Mich würde Ihre Meinung zur Enzymtherapie bei unserem sehr pankreasinsuffizienten Sohn interessieren.
Er bekommt Kreon in einer Dosierung von 4000 Einheiten pro Gramm Fett. Er hat jedoch oft Fett im Stuhl und nimmt sehr schlecht an Gewicht zu. Wie hoch kann das Kreon dosiert werden? Würde es Sinn machen, ein anderes Präparat zu testen? Gibt es Präparate, die zusätzlich alkalisierende Inhaltsstoffe haben, um die Wirksamkeit der Enzyme zu erhöhen? Oder sollte man ein Antacidum geben?
Vielen Dank!
Antwort
[Vorbemerkung:
Es wurde in der Frage nicht erwähnt, ob Ihr Sohn Mukoviszidose (CF) hat oder nicht. Wir gehen davon aus, dass er CF hat. Das Alter des Sohnes wurde auch nicht erwähnt.]

Hallo,

Vielen Dank für Ihre Anfrage.

Die Lipase-Einheiten pro g Fett sind sicher ausreichend. Das Alter Ihres Kindes ist für die Beurteilung wichtig! Bedenken muss man natürlich, ob die Enzyme sich auch im Dünndarm zur vollen Wirksamkeit entfalten können. Ist jemals der Säuregrad im Magen gemessen worden? Wir müssen ja immer mit einer höheren Azidität, d.h. Säuregrad im Magen rechnen. Zu viel Säure vertragen die Enzyme überhaupt nicht. Sie benötigen ein eher alkalisches Milieu. Um in einem derartigen Fall die Enzymaktivität zu steigern, bedarf es der Gabe eines Protonen Hemmers, also zum Beispiel 20-40mg Omeprazol am Morgen nach dem Aufstehen je nach Alter und Gewicht des Patienten. Allein diese Maßnahme müsste zu einer besseren Fettverdauung führen. Die orientierende Konzentration der zu substituierenden Pankreasdosierung liegt bei 10.000 Lipase-Einheiten/kg KG. Es macht primär keinen Sinn, das Pankreasenzympräparat auszutauschen. Kreon gehört zu den qualitativ besten Enzympräparaten. Also das von Ihnen schon vorgeschlagenen Antacidum ist aktuell der erste Schritt für einen besseren Enzymeffekt.

Die mangelhafte Gewichtszunahme kann auch auf eine durch Infektion bedingte konsumierende Lungenerkrankung zurückzuführen sein. Lungenfunktion/Röntgen-Thorax und Keimspektrum sind intensiv zu betrachten.

Bitte sprechen Sie alles weiteren Schritte mit Ihrem CF-Team oder behandelnden Arzt/Ärztin.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-E. Heuer
24.02.2014
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer
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29.4.14

Weiterhin ist die richtige Einnahme der Enzyme wichtig. Kreon® ersetzt die Bauchspeicheldrüsenenzyme in der galenischen Form von Mikropellets und diese werden in Gelantine Kapseln eingeschlossen. Mikropellets sind überzogen mit einem säurefesten Mantel, dieser Film schützt die Enzyme vor dem sauren Milieu des Magens. Durch Zerkauen der Pellets wird der Säureschutz zerstört und die Effektivität der der Enzyme wird deutlich herabgesetzt. Daher kann für kleine Kinder die Kapsel geöffnet werden und die Mikropellets sollen mit einer kleinen Menge Flüssigkeit gemischt werden (z.B. Wasser, Tee) oder einer kleinen Menge Essen, wie z.B. Früchtpürree. Wenn man sie jedoch z.B. mit Joghurt mischt, wird die Wirkung der Enzyme reduziert. Die Mischung soll auf einem Löffel direkt vor dem Essen (und wenn nötig auch ein Teil währen des Essens) gegeben werden. Die Pellets sollen nicht mit der ganzen Nahrung gemischt werden.

Einmal im Darm, sind die Enzyme ungefähr eine halbe Stunde aktiv, dann werden sie abgebaut. Daher ist es wichtig, nicht die gesamte Dosis am Anfang des Essens zu geben, dafür aber die Einnahme der Enzyme über die Mahlzeit zu verteilen, besonders bei Patienten, die langsam essen. Falls man die Einnahme der Enzyme während des Essens vergessen hat, kann man die Enzyme noch kurz nach der Mahlzeit nehmen, allerdings nicht später als eine halbe Stunde nach dem Essen.

Dr. D. d'Alquen (coordinator of the Central English Archive of ECORN-CF)