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MRSA-Schutzmaßnahmen im Pflegeberuf

Frage
Guten Tag ! Ich arbeite in einem Pflegeheim, und habe auch mit MRSA-infizierten Patienten zu tun. Die Hygienestandards im Umgang mit MRSA werden von mir zwar eingehalten, aber dennoch möchte ich alles Bestmögliche tun, um eine Übertragung an mich und letztendlich an mein Kind mit CF zu vermeiden. Nun meine Überlegung: Macht es Sinn, wenn ich mich nach der Arbeit ( ich arbeite nur ca 5-6 Tage im Monat) z.B. mit Prontoderm Schaum reinige, statt mit normalem Shampoo ? Wüßten Sie noch etwas, um das Risiko einer Kolonisation zu verringern ? Ich möchte einfach alles tun, was machbar ist,gleichzeitig möchte ich mich nicht verrückt machen, da ich auch auf die Arbeit angewiesen bin, und gerne Krankenschwester bin. Vielen herzlichen Dank, viele Grüße
Antwort
Sehr geehrte Fragestellerin,

die Frage, ob von Berufsgruppen, die im Gesundheitswesen tätig sind und hier ggf. (gehäuft) Kontakt zu MRSA-Trägern haben, ein besonderes Risiko für empfängliche Haushaltsangehörige mit Risikofaktoren für eine MRSA-Besiedlung (z.B. auch Mukoviszidose) ausgeht, wird immer wieder gestellt und ist vollkommen nachvollziehbar.
Die allgemeine Lehrmeinung ist, das dies bei ordnungsgemäßer Berufsausübung und Beachtung der geltenden Hygienestandard nicht der Fall ist, da die Maßnahmen zur Vermeidung der Verbreitung von Infektionserregern, die im Umgang mit jedem Patienten befolgt werden müssen (Basishygiene), auch zur Prävention der MRSA-Übertragung geeignet sind. Bei Beachtung der speziellen Hygienestandards im Umgang mit bekannten/möglichen MRSA-Trägern wird eine Übertragung auf die Pflegeperson und eine weitere Übertragung auf einen Angehörigen als äußerst unwahrscheinlich erachtet. Bei einer Übertragung auf Kontaktpersonen würde man primär eine inkonsequente Durchführung dieser Hygienemaßnahmen im „Arbeitsalltag“ als die wahrscheinlichste Ursache annehmen.

Umgekehrt bietet keine Maßnahme eine absolute Sicherheit vor einer MRSA-Übertragung. Außerdem wird MRSA nicht ausschließlich im Gesundheitswesen übertragen und z.B. auch Tierkontakte (Hund, Katze) können eine Rolle spielen. Des Weiteren orientieren sich allgemeine Empfehlungen zur Infektionsprävention bei MRSA an den bekannten Gegebenheiten (die Übertragung erfolgt i.d.R. über die Hände; ein typisches Reservoir für MRSA ist der Nasenvorhof) und an der praktischen Umsetzbarkeit.
Körperwaschungen sind zur Dekontamination bei bekanntem MRSA-Trägerstatus sinnvoll. Die Kolonisation von Haut bzw. Schleimhaut mit MRSA bei exponierten Personen (z.B. Pflegepersonal) kann z. T. auch nur vorübergehend vorkommen (insofern keine Hauterkrankungen wie Ekzem, Neurodermitis vorliegen). Ob hier Körperwaschungen das Risiko einer Kolonisation mit MRSA reduzieren, ist nicht bekannt. Eine begründbare Empfehlung lässt sich hierzu nicht ableiten. Wenn mit vertretbarem Aufwand machbar, spricht m. E. nichts gegen eine „Körperdusche nach getaner Arbeit“ als individuelle Maßnahme. Die Verwendung einer speziellen MRSA-Dekontaminationslösung würde ich definitiv für übertrieben erachten. Ein möglicher Nutzen hängt nicht von der Häufigkeit des Arbeitseinsatzes ab, da das statistische Risiko MRSA erworben zu haben prinzipiell gleich verteilt ist.
Die weitaus wichtigeren Maßnahmen sind aber unbestritten die konsequente hygienische Händedesinfektion, die abschließende Händedesinfektion am Arbeitsende, das gezielte Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (z.B. beim Bettenmachen bei MRSA-Trägern) und der hygienisch einwandfreie Umgang mit der Berufskleidung aber auch mit Kugelschreiber und Handy! (siehe u. a. www.rki.de und www.mrsa-net.org).

Mit freundlichen Grüßen
Michael Hogardt
29.04.2014
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt