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Mutation

Frage
Mutation c.-8G>C (rs1800501) homozygot

Liebes Expertenteam,

diese oben genannte Mutation steht im Genetikbefund meiner Tochter die jetzt 4,5 Jahre alt ist und von Geburt an mit ständiger obstruktiver Bronchitis geplagt wird. Sie hatte auch schon 3 Lungenentzündungen hinter sich und zeitweise wenn die verschleimung der Atemwege zunimmt auch leichte Verdauungsstörung. Ihre Schweißteste lagen bei 31 und 33. Jetzt werden wir demnächst zur Nasenpotentialmessung überwiesen da mir gesagt wurde es gibt Menschen mit dieser Mutation die gar keine Symptome aufweisen.

können sie mir was zu dieser Mutation erzählen? Heißt Homozygot das mein Mann und ich ihr die gleiche Mutation vererbt haben? Inwieweit hat diese Mutation mit CF zutun? Wäre es eine atypische Form?


vielen dank im voraus.
Antwort
Liebe Fragende,
ich werde diese komplexe Frage in zwei Abschnitten beantworten:
1. der Genetikbefund
und 2. alles andere (also Schweisstest, Symptome, NPD-Diagnostik, atypische CF)
zu 1.: Der Humangenetiker hat Ihnen mitgeteilt, dass Ihre Tochter auf beiden Chromosomen eine Variante namens c.-8G>C (rs1800501) trägt. Sie haben richtig daraus geschlossen, dass ihre Tochter diese Variante sowohl von Ihnen als auch von ihrem Mann geerbt hat. Nur: nach dem derzeitigen Kenntnisstand gibt es keinen Hinweis darauf, dass diese Variante Mukoviszidose auslöst. Zugegeben: In der Literatur sind bislang noch keine Fälle dokumentiert, bei denen ein Patient diese Variante homozygot (also wie ihre Tochter auf beiden Chromosomen trägt). Wichtig ist allerdings: auch wenn der Humangenetiker keine eindeutige Mukoviszidose-Mutation findet, kann der Patient eine krankheitsauslösende Mutation tragen, denn es wird derzeit zum einen nicht überall im krankheitsauslösenden Gen CFTR gesucht (dazu ist das CFTR-Gen viel zu groß) und zum anderen gibt es sehr viele Sequenzvariationen, die in ihrer Bedeutung gar nicht eingeordnet werden können (dazu sind viele CFTR-Varianten zu selten, so dass man nicht sagen kann, ob sie krank machen oder nicht). Also: der Befund des Humangenetikers hilft in Ihrem Fall bei der Diagnosestellung nicht weiter.
Zu 2. Ihre Tochter hat zweifellos Symptome einer wiederkehrenden Atemwegserkrankung, die dazu geführt haben, dass eine Mukoviszidosediagnostik durchgeführt wurde. Da die genetische Untersuchung keine Mukoviszidose ausschließen kann, ist es sinnvoll, nun eine Nasalpotentialmessung durchzuführen, da damit gemessen wird, ob CFTR „funktioniert“ (also regelgerecht Chlorid durch die Nasenschleimhaut geleitet werden kann). Dieser Funktionstest ist völlig unabhängig von der genetischen Analytik. Der Arzt kann mithilfe der NPD-Messung entscheiden, wie der Therapieschwerpunkt in Zukunft gesetzt werden muss: mit Blick auf eine eingeschränkte CFTR-Funktion oder mit dem Blick auf CFTR-unabhängige Ursachen für die Symptome. Auch im Fall einer Diagnose wie atypische Mukoviszidose oder CFTRopathie (das heißt übersetzt: CFTR-verursachte nicht-Mukoviszidose Erkrankung) wird die Patientin von dem klinischen Wissen profitieren, das die Ärzte von Ihrem Umgang mit Mukoviszidose haben – Sie sind also in jedem Fall in einer Mukoviszidose-Spezialambulanz beim richtigen Ansprechpartner angekommen.

Beste Grüße,
Frauke Stanke
03.06.2014
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke