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Infekt bei Mukoviszidose, auch mal ohne Antibiotikum?

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

meine Frage: Kann/Sollte/Darf ein Kind mit Mukoviszidose einen Infekt mit vermehrtem Husten auch mal ohne Antibiotikum durchstehen?
Es gibt hierüber geteilte Meinungen. Die einen Ärzte raten immer gleich zum Antibiotikum, andere sind mal für's Abwarten, wenn der Allgemeinzustand während dem Infekt (und natürlich auch davor) gut ist.
Hat es evtl. Spätfolgen, wenn das Kind auch mal einen Infekt ohne Antibiotikum durchmacht, wenn es also mal 14 Tage stark hustet?
Oder gibt es Spätfolgen, wenn es bei jedem Husten immer Antibiotikum bekommt (Resistenzen...)?
Vielen Dank für Ihre Einschätzung.
Antwort
Hallo,
Sie fragen an, ob man bei einem Cf-Kind bei Infekt mit vermehrtem Husten immer ein Antibiotikum gegeben werden muss, oder ob man auch einmal bei gutem Allgemeinzustand 14 Tage abwarten darf . Sie fragen auch nach Spätfolgen wegen zu oft gegebenen Antibiotika und nach Spätfolgen bei unterlassener Antibiotika-Therapie.
Grundsätzlich gilt für CF-Kinder die Empfehlung , dass bei jedem Infekt der mit verstärktem Husten einhergeht , der länger als 3 Tage andauert und bei Infekten mit Fieber und Husten, Halsschmerzen und/oder deutlicher Sekretvermehrung im Nasenrachenraum eine Antibiotika-Therapie erfolgen soll. Sicherlich sind viele der Infekte, die so beginnen, zunächst durch Viren ausgelöst wobei diese Infekte dann der Wegbereiter zu einer bakteriell bedingten Entzündung und Schädigung der Lunge sind.
Die Antibiotika-Therapie verfolgt also zum einen das Ziel der Bekämpfung einer möglichen bakteriellen Entzündung und zum anderen ist sie eine vorbeugende Maßnahme, die die Entwicklung einer sekundären bakteriellen Entzündung bei zunächst viral begonnenem Infekt verhindern soll.
Wenn Sie bei einem Infekt mit verstärktem husten z.B. 14 Tage bei gutem Allgemeinbefinden abwarten, so gibt Ihnen die Tatsache des guten Allgemeinzustandes ihres Kindes keine Versicherung, dass nicht doch ein Schaden an der Lunge entstanden ist Ich versuche diese Problem Eltern immer mit dem Beispiel des Lacks an einem Auto zu beschreiben. Wenn das Auto einmal in der Waschanlage gewesen ist, so sehen Sie kaum Spuren am Lack des Autos. Nach 10 oder mehr Besuchen in der Waschanlage sehen Sie aber sehr wohl eine Vielzahl kleiner Kratzer am Lack. Ebenso verhält es sich mit den Infekten bei Cf. Ein einzelner nicht optimal behandelter Infekt führt meist nicht zu erkennbarer Verschlechterung des Allgemeinbefindens. Bei einer Vielzahl solcher Infekte kommt es aber sehr wohl zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion und bleibenden erkennbaren Schäden. Diesen schleichenden Prozess müssen wir mit einer konsequenten Behandlung vermeiden.
Natürlich hat eine sehr oft gegebene Antibiotika-Therapie auch negative Effekte. Auf die Dauer kann dies zu Resistenzentwicklungen von vorhandenen Bakterien führen. Auch führt jede Antibiotika-Therapie zu einer Veränderung der Darmflora. Daher sollte man einem CF-Kind immer wieder einmal eine Therapie mit einem Probiotikum angedeihen lassen, um die den Wiederaufbau einer guten Darmflora zu fördern.
Da die positiven Effekte bei weitem die negativen Effekte bei einer aggressiven Antibiotika-Therapie übertreffen, sollte lieber mehrfach zu viel ein Antibiotikum eingesetzt werden als einmal zu wenig.
Also bleiben Sie auf der sicheren Seite! Wenn man nach einem Auslassversuch anschließend feststellt, dass doch ein negativer Effekt sich eingestellt hat, dann ist es zu spät.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
22.10.2014
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt