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Baby nimmt nicht zu (wird voll gestillt)

Frage
Liebes Expertenteam!

Mein Sohn (4 Monate alt, CF) nimmt seit Wochen fast nichts mehr zu.

Die Diagnose wurde mit 5 Wochen gestellt und sofort mit der Therapie begonnen. Von da an hatte er gut zugenommen.
Im Alter von 2 Monaten bekam er dann einen scheinbar ungefährlichen Infekjt der mit Antibiotikum behandelt wurde. Nach Absetzen des AB wurde daraus aber seh rschnell eine Oberlappenatelektase. Diese musste stationär mit Cortison und AB behandelt werden.
Seither bleibt das Gewicht fast konstant (5,5 kg). Erschwerdend hinzu kommt, dass die Trinkmenge nicht besonders groß ist ( ca. 6x 120ml Muttermilch täglich) und er scheinbar nie richtig hungrig ist und nicht mehr gerne an der Brust trinkt.
Wir haben schon einmal versucht zuzufüttern - Doch die Flasche wird von ihm noch weniger akzeptiert als die MM.

Wir sind schon sehr verzweifelt, da es nicht danach aussieht, als würde sich bald was ändern. Alles dreht sich nur mehr um stillen, abwiegen wieder stillen, wieder abwiegen,...

Trotzdem er sehr dünn ist sind die Blutwerte, Salz- und Flüssigkeitshaushalt noch in Ordnung. Ansich macht er einen fröhlichen, fitten Eindruck.
Im Krankenhaus wurde uns geraten (wenn sich nichts ändert) statonär zu kommen um zu "beobachten".

Haben Sie vielleicht noch eine Idee wie wir unseren Sohn helfen können?




Antwort
Hallo,
leider hat Ihr Sohn ja einen schwierigen Start in sein Mukoviszidose-Leben gehabt. Für die von Ihnen geschilderten Probleme gibt es sicherlich verschiedene Ursachen. Generell ist wichtig , zu wissen, ob die Atelektase wieder vollkommen zurückgebildet ist. Sollte dies nicht der Fall sein, so könnte allein hierdurch eine Trinkschwäche resultieren.
Wenn die Atelektase wieder zurückgebildet ist, so könnte als Ursache für die Trinkunlust der vorausgegangene Streß oder aber auch eine Infektion der Speiseröhre mit Candida-Pilzen in Frage kommen. Ebenso sollte eine Entzündung der Speiseröhre im Rahmen eines gastrooesophagealen Refluxes ausgeschlossen werden. Ein solcher Reflux mit Aspiration könnte auch die Ursache der Atelektase sein.
Bei Kindern mit Trinkunlust sollte auch danach geschaut werden , dass die Nasenwege frei sind, da ein Säugling mit verstopfter Nase nicht trinken kann ohne Atembeschwerden zu bekommen.
Schließlich ist zu überlegen und abzuklären, ob nach all dem Streß Ihre Muttermilch noch in genügender Menge vorhanden ist und ob es eventuell zu einer Veränderung der Zusammensetzung Ihrer Muttermilch ( z.B. Verminderung des Fettgehaltes ) gekommen ist.
Grundsätzlich ist natürlich auch zu überprüfen, ob in genügender Menge Pankreasenzyme zu den jeweiligen Mahlzeiten gegeben werden.
Wie Sie sehen, gibt es einige Gesichtspunkte zu klären. Dies sollte aber in aller Ruhe und in enger Abstimmung mit den Ärzten Ihres CF-Zentrums geschehen. Dabei ist auch zu bedenken , dass Ihr Sohn vielleicht auch durch den ganzen Streß so irritiert ist, dass z.Zt. ein entspanntes und normales Trinkverhalten nicht gelingt.
Sie schildern , dass alle Laborwerte in Ordnung sind. Dies ist ein gutes Zeichen. Gleichzeitig scheint Ihr Sohn fit und aktiv zu sein. Dies sollte Ihnen, trotz des Gewichtsstillstandes eine Beruhigung sein.
Wir wünschen Ihnen viel Kraft und Nervenstärke in dieser schwierigen Zeit. Ich bin überzeugt, dass Ihr Sohn den kleinen Gewichtsknick wieder problemlos ausgleichen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
18.08.2008
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt