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Pseudomonas [1. Frage]

Frage
Wir haben in unser Klinik einen CF Patienten mit Pseudomonas die schwer Therapiebar sind. Zur Zeit spülen wir alles mit Bismark Wasser ab was mit dem Mund in berührung kommt. Z.b die Zahnbürste der Güdeltubus ( wird zwei mal täglich gewaschen dazwischen nur abgespült) Watteträger für die Mundpflege. Medikamente die aufgelöst werden usw. Ist das Notwendig oder könnte man auch gut Leitungswasser nehmen? Ist die Gefahr in der Klinik höher, dass das Leitungswasser kontameniert ist? Kann man den Patienten feucht beatmen oder lieber mit HNE Filter wie wir es zur Zeit machen. ( wenn wir ihn feucht beatmen wäre es ja sicher für das Sekret besser oder? )

Vielen Dank
Antwort
Guten Tag,

Die chronische Besiedelung mit Pseudomonas aeruginosa (P. aeruginosa) bei CF Patienten ist häufig (bei erwachsenen Patienten bis zu 80%). Bei P. aeruginosa in der CF-Lunge handelt es sich häufig um Varianten mit Adaptierung an das spezifische Milieu der CF-Atemwege und abgeschwächter Virulenz. Da diese Keime eine verminderte Kontagiösität für nicht-CF Patienten aufweisen, müssen CF-Patienten im Krankenhaus in der Regel nicht von anderen Patienten isoliert werden. Eine Ausnahme bilden „multiresistente“ P. aeruginosa, welche definitionsgemäß gegen vier von fünf Antibiotika mit Pseudomonasaktivität (Ceftazidim, Piperacillin, Meropenem, Ciprofloxazin, Gentamicin) unempfindlich sind. In letzterem Fall sollten Sie unbedingt Kontakt mit Ihrem Krankenhaushygieniker aufnehmen und das weitere Vorgehen zu besprechen (z.B. Arbeitsabläufe in der Pflege, Zimmer-/Bettplatz-Isolation etc.).

Die Chance, dass Wasserleitungen/-hähne auf der Station mit P.aeruginosa kontaminiert sind, ist hoch. Grundsätzlich darf kein Wasser aus Wasserhähnen (z.B. beim Waschen des Patienten) Kontakt zum Beatmungssystem und Tubus bekommen, da es als potentiell kontaminiert anzusehen ist. Wir verwenden für die Lösung von oraler Medikation, Mundpflege etc. abgekochtes Wasser (z.B. frischer Tee) bzw. Mineralwasser. Bei beatmeten Patienten sollte zur Mundpflege zusätzlich eine orale Dekontamination mit 2% Chlorhexidine erfolgen. Diese Praxis wird durch die Ergebnisse einer aktuellen Meta-Analyse gestützt (Tantipong H et al. Infect Control Hosp Epidemiol 2008; 29: 131-136).

Einige Studien legen einen infektionspräventiven Vorteil nahe, wenn auf eine aktive Befeuchtung verzichtet wird und stattdessen eine passive Befeuchtung mit HME Filtern erfolgt. Die Befeuchtungsleistung ist jedoch erheblich geringer, so dass wir bei allen Patienten mit einer voraussichtlich mehrtägigen Beatmungsindikation eine aktive Befeuchtung etablieren. Das gilt besonders für CF-Patienten, um die Atemwegsekrete zu befeuchten und deren Clearance zu verbessern. Nach Gebrauch wieder verwertbarer medizinischer Geräte (z.B. in-line Vernebler) ist eine thermische oder chemische Reinigung vorzunehmen. Einmalartikel (z.B. Blasenspritzen) sollten am intubiert beatmeten Patienten nicht wiederverwendet werden.

MfG
TO Hirche
11.08.2008
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Tim O. Hirche