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Verlässlichkeit Befund Rachenabstrich/Sputumuntersuchung

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

ich wüßte gerne, wie verläßlich eigtl. Rachenabstriche bei Kindern sind aber auch Sputumauswertungen bei erwachsenen CFlern.
Wir lassen in regelmäßigen Abständen Rachenabstriche unserer 6jährigen Tochter durchführen, da wir von zwei Ambulanzen betreut werden, sind es auch unterschiedliche Labore, auch ist mal ein Abstrich beim Kinderarzt oder Hausarzt möglich.
Mir, und auch unserem Ambulanzarzt, ist aufgefallen, dass bei einem Labor einer unserer Ambulanzen so gut wie nie ein Keim gefunden wird, oft heißt es dort nur normale Rachenflora. Bei den anderen Laboren wird jedoch eigtl. immer irgendein Keim aufgespürt. Ich frage mich wie so etwas sein kann. Ist es wirklich so schwierig Keime zu identifizieren?
Selbst als unsere Tochter den ersten Pseudomonasnachweis hatte wurde dieser zwar bei dem Labor nachgewiesen, das sonst so gut wie keine Keime findet, jedoch beim nächsten Abstrich nach 4 Wochen war unsere Tochter angeblich wieder keimfrei. Zwei Wochen später hatten wir einen regulären Termin in unserer anderen Ambulanz und dort war der PA wieder im Rachenabstrich vorhanden.
Nun könnte man ja denken, dass Kinder noch nicht so viel Sekret produzieren und je nachdem wo der Keim sich gerade aufhält, das Labor etwas findet, aber selbst bei erwachsenen CFlern, die taggleich oder innerhalb zwei Tagen das Sputum in verschiedenen Laboren untersuchen lassen, gibt es solche Differenzen. Wie kann so etwas sein? Mich verunsichert das sehr, so dass ich mich selbst über einen keimfreien Befund schon gar nicht mehr freuen kann, weil ich diesen anzweifle.
Bei den Abstrichen erfolgt ja immer der Hinweis auf die CF und auch auf die längere Bebrütung, von daher kann ich nicht verstehen wie unterschiedlich die Befunde immer sind.
Vielleicht können Sie mir hier etwas Klarheit verschaffen. Darüber würde ich mich sehr freuen. Herzlichen Dank.
Antwort
Guten Tag,

Die Erfassung der Mikrobiologie in den Atemwegen mit Hilfe eines tiefen Rachenabstrichs ist einerseits einfach und hinweisend (schon in den achtziger Jahren in der Literatur belegt), aber es gibt Momente, die bedacht werden müssen!

· Grundsätzlich ist ein tiefer Rachenabstrich repräsentativ für die Keim Besiedelung in den Atemwegen.

· Das Sputum gibt natürlich mehr Sicherheit.

· Die Erfahrung des Labors spielt sicher eine Rolle, aber viel wichtiger:

· Welche Zeit wurde benötigt, um das Abstrich Material vom Patienten zum Labor zu bringen( Botenweg/Post)

· Ist es wirklich gelungen einen tiefen Rachenabstrich zu bekommen, besser induziertes Sputum nach Inhalation von z.B. hypertoner Kochsalzlösung

· Handelt es sich um eine Kolonisation, d.h. es liegen Bakterien inaktiv auf der Atemwegs Schleimhaut und werden vom Körper auf natürlichem Wege entsorgt oder hat bereits eine Infektion begonnen? Klinisch an vermehrten bronchialen Reaktionen ablesbar. Aber auch latent kann sich eine Infektion entwickeln, meist wird dann vermehrtes Sekret gebildet.

· Was sagt das Röntgen-Thorax-Bild?

· Gibt es beim Nachweis von PSA-Keimen auch einen Nachweis von PSA-Antikörper? (Die Bedeutung der PSA-AK ist 2014 im Journal of Cystic Fibrosis( 13 (2014) 534-541 ) beschrieben worden)

· Ein Keimnachweis oder der Ausschluss eines Keimnachweises gibt einen Hinweis aber keine Sicherheit!

· Wenn man sicher sein wollte, müsste eine Bronchial-Lavage(BAL) mithilfe einer Bronchoskopie gemacht werden!

· Um eine reale Information über den Status der Atemwege zu erhalten sind: * Thorax-CT/NMR - * Lungenfunktion - * Lung clearance Index - * und auch die Mikrobiologie erforderlich! Und auch das * klinische Befinden

Nur ein Rachenabstrich hat also nicht so eine große Aussagekraft, aber die Summer der Abstriche über ein Jahr z.B. gibt recht gute Hinweise. Bei wiederholtem Nachweis – unabhängig von dem Labor – sollte eine Diskussion über eine Behandlung mit der CF-Ambulanz geführt werden.

Wenn die oben aufgeführten Hinweise berücksichtigt worden sind, kann man sicher eine Aussage machen. Grundsätzlich möchte bedacht werden, dass schon in ersten Lebensjahren erhebliche Lungenveränderungen eingetreten sind. Deshalb ist eine frühe Diagnostik, die weit über einen Abstrich hinaus geht, notwendig!

Die Qualität und Experience eines Labors allein steht nicht primär in der Kritik!

Diese Fragen lassen sich aber bestens mit der CF-Ambulanz klären.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-E. Heuer
09.04.2015
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer