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Anfälligkeit für Pseudomonas

Frage
Sehr geehrte Experten,
Ist es wahr, dass manche CF-Patienten anfälliger sind als andere? Besteht ein Zusammenhang zwischen PA-Anfälligkeit und bestimmten Genen??
Unser 2-jähriger Sohn mit CF hat bereits 2
mal Pseudomonas aeruginosa im Rachenabstrich gehabt. Und das, obwohl wir sehr vorsichtig sind und sämtliche Hygieneregeln einhalten. Es ist frustrierend, wenn man so viel tut um den Pseudomonas zu verhindern, und er dann doch nachgewiesen wird!
Wenn man wüsste, dass es eine genetische Prädisposition zur Pseudomonas-Besiedlung gäbe, man sie also durch Hygienemaßnahmen sowieso nicht verhindern kann, könnten wir unsere Bemühungen vielleicht etwas entspannen und unseren Sohn dann eben doch altersgemäß in Pfützen, Schwimmbädern, Sandkästen und Plantschbecken spielen lassen..?!

Herzlichen Dank für Ihre Einschätzung.
Antwort
Hallo,

richtig ist, dass einige Patienten anfälliger für eine PSA-Infektion sind als andere CF-Patienten. War es früher so, dass nahezu 80% und mehr CF-Patienten mit 18 Jahren den PSA-Keim angenommen haben, so hat sich das drastisch in den letzten Jahren reduziert.

Gründe dafür sind sicher:
• Beachtung der Hygiene
• Frühe Intervention in der sehr empfindlichen Säuglingsphase
• Frühe antibiotische Behandlung von bronchopulmonalen Infektionen , meist Staphylokokkeninfektionen
• Sorgfältige Achtung auf eine gute Ernährung, also frühe Sorge für ein gutes Gedeihen,
• Inhalationstherapie
• Physiotherapie
• Neugeborenenscreening!

In der Bundesrepublik gibt es inzwischen CF-Ambulanzen, die unter dem Alter von 10 Jahren keine PSA-Patienten mit CF betreuen.

Da man die genaue Ursache der Affinität der CF-Schleimhaut und der Pseudomonas(PSA)-Kolonisation/Infektion nicht beschreiben kann, hat man sich auf die Hygiene gestürzt und Regentonne, Wasserpfützen etc. angeschuldigt.
Richtig ist, dass ein gesunder Umgang mit der Hygiene eine große Bedeutung hat, also nach dem Toiletten-Gang die Hände waschen, ebenso nach einem Tierkontakt und immer vor dem Essen! Das war es dann auch.
Die Kreuzinfektion in den Rehakliniken wurden auch jahrelang kritisch gesehen: jetzt werden Kuren angeboten, wo die CF-Patienten nach PSA-Keimbesiedelung separiert werden. Ebenso hat die Infektionsgefahr in den Ambulanzen bestimmte Konsequenzen hervorgerufen: durch die Separation und Gesichtsmasken und „no touch“ konnte eine reale Prävention erreicht werden.

Genetisch kann man M.E. keine Mutation festmachen für eine Infektionsneigung mit dem PSA-Keim.
Dass PSA-Keime im Rachenabstrich gefunden werden und dann nie wieder , ist keine Seltenheit; auch ohne antibiotische Intervention.
Trotzdem werden wir immer früh nach diesen Keimen suchen und diese dann auch behandeln.
Entscheidend ist aber nicht eine einzelne Diagnostik wie die Mikrobiologie, sondern entscheidend ist das Gesamtbild des klinischen Befindens.
Mit der CF-Ambulanz wird man in den ersten Lebensmonaten und Lebensjahren eine sehr enge Kontrolle verabreden und auch bei bronchopulmonalen Virusinfektionen großzügig antibiotisch behandeln. Dann werden die PSA-Keime wenig Chancen für eine Kolonisation und Infektion bekommen.
Eine frühe Feststellung einer PSA-Kolonisation/Infektion bedeutet auf keinen Fall den Beginn einer PSA-Episode , die nicht beeinflussbar ist!
Nur ein Beispiel: ein3 ½ j. Mädchen mit CF weist plötzlich diesen Keim auf. Das Kind ist nicht wesentlich erkrankt! Anti-IV-Antibiose ambulant über 14 Tage. Eradikation! Dann nach 10 Jahren erneute eine PSA-Kolonisation, erneute IV-Intervention, dann nicht mehr. Das Mädchen ist jetzt 19 Jahre alt und eigentlich gesund. Keine serologischen Hinweise auf PSA-Infektion! Sport/Hygiene und gute Ernährung.
Über derartige Beispiele könnte man endlos berichten.
Also Beachtung der „normalen„ Hygiene und engmaschige Betreuung in der CF-Ambulanz, großzügiges Spielen mit Wasser etc. und niemals durch einen oder 2 PSA-Befunde irritieren lassen.
Es gibt zahlreiche CF-Ambulanzen , die 18 jährige CF-Patienten haben ohne PSA-Nachweis(etwa 60% und mehr!)
Die PSA-Infektion ist nicht mehr der limitierende Faktor eines Lebens mit CF! Also grünes Licht für ein Leben mit Pfützen etc.
Die Genetik spielt grundsätzlich für die Prognose eine Rolle. Die Compound-Mutationen haben, vorsichtig gesagt, eine bessere Prognose. Aber an bestimmten Mutationen können wir keine PSA-Karriere festmachen!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-E. Heuer
16.04.2015
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer