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hygiene unter geschwistern

Frage
Liebes Muko-Team,

ich bin selbst CF-Patientin und habe einen älteren Bruder, der auch CF hat. Nach Gesprächen mit meiner Ärztin achte ich darauf, dass wir, wenn wir bei Familientreffen aufeinander stoßen, weder das gleiche Badezimmer benutzen, noch in der Nähe des Essens des anderen sind. Das heißt, dass wir beide dann kein Essen zubereiten.
Das führt zu großen Konflikten, da mein Bruder das für übertrieben hält. Meine Ärztin hatte mir aber dazu geraten. Übertreiben wir also oder halten wir die richtigen Hygienemaßnahmen ein?
Antwort
Hallo,

das ist, wie viele Fragen zur Hygiene, nicht einfach zu beantworten. Es hängt nämlich von einigen Faktoren ab, die Sie und Ihren Bruder betreffen.

Wenn Sie die Möglichkeit haben, 2 Badezimmer zu benutzen, ist das sicher nicht schlecht und Sie vermindern das Risiko einer Keimübertragung.
Beim Essen ist das schon schwieriger, denn gemeinsames Essen hat ja auch eine soziale Funktion. Es muss ja kein gemeinsames Zubereiten sein, aber die Nähe des Essens des anderen zu vermeiden, ist sicher sehr streng ausgelegt. Wenn man beim gemeinsamen Essen die notwendigen Hygienemassnahmen einhält, kann man das meines Erachtens verantworten.

Für alle diese Regeln gilt: je näher man sich „auf die Pelle“ rückt, desto eher kann es zu einer Keimübertragung kommen. Wir wissen, dass es bei einer gemeinsamen Autofahrt zu einer Übertragung kommen kann. Aber auch da gibt es noch Unterschiede: wenn beide auf der Rückbank in einem Kleinwagen sitzen, ist das Risiko sicher größer als wenn einer vorne und einer hinten in einem relativ großen Mittelklassewagen oder Van sitzt.

Also meine Zusammenfassung würde lauten:

1. Getrennte Badezimmer: gute Idee

2. Getrenntes Essen: bei normalem Abstand von Mensch zu Mensch und Teller zu Teller ist das gemeinsame Einnehmen einer Mahlzeit auch kein Problem;

3. Getrennte Zubereitung der Speisen: in einer sehr beengten Küche kann die gemeinsame Zubereitung problematisch sein. Die indirekte Übertragung über die Speisen ist weniger das Problem als die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch (z.B. beim Husten).

Es gibt aber da sicher auch andere Meinungen unter Ärzten und Betroffenen. Wichtig ist, dass Sie sich beide wohlfühlen. Und wenn Sie und Ihr Bruder das unterschiedlich streng handhaben wollen, dann sollte das der jeweils andere akzeptieren – im Zweifel muss man sich dann nach dem „Vorsichtigeren“ richten…
Es gibt aber da sicher auch andere Meinungen, wie die der behandelnden Ärztin ihres Bruders. Wichtig ist, dass sie sich beide wohlfühlen. Und wenn ihr Bruder das so streng handhaben will, dann sollten sie das akzeptieren, denn sonst sind sie diejenige, von der er einen Keim bekommen hat, auch wenn das gar nicht der Fall ist. Und den Vorwurf möchten sie sicher auch nicht hören.

Ich hoffe, ich habe damit ein bisschen geholfen.

Herzliche Grüße
Prof. Dr. Joachim Bargon
06.05.2015
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. J. Bargon