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Intron 8 7t/7t Exon 13 D727y

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,
bin soeben durch einige Empfehlungen auf Ihre CF Ambulanz gestoßen und habe direkt ein Anliegen da bei meiner Tochter leider vieles unklar ist für mich.
Meine mittlerweile 10 Jährige Tochter wurde 2009 auf CF getestet da sie ständig Bauchschmerzen hatte mit Durchfall und sie litt ständig an Atemwegsinfekten und Bronchitis.
Unsere Kinderärztin überwies uns dann direkt in die Cf Abteilung der Uni Leipzig. Dort wurde dann ein Schweißtest durchgeführt – positiv mit einem Wert von 77 mmol . Aufgrund des erhöten Wertes wurde der Test wiederholt wieder mit einem Ergebnis von 77 mmol . Danach wurde dann ein weiterer Test durchgeführt diesmal mit einem Ergebnis von sogar 102 mmol.
Für die Ärzte der Uniklinik Leipzig war eine CF somit erwiesen. Nach einem internen Wechsel des Arztes wollte dieser ( Dr.Prenzel ) dann allerdings einen Gentest zur weiteren Klärung jedoch mit negativem Ausgang. Weil aber alle Symptome dafür sprachen entschieden die Ärzte eine Komplettsequezierung ( Labor Hannover ) doch auch diese war negativ.
Es wurden zwar 2 Mutationen gefunden ( Intron 8 – 7t/7t und ( D727y im Exon 13 ) doch leider weiß die Forschung bislang nicht ob im Exon etwas krankheitsrelevantes stattfindet.
Anfangs gab es Auffälligkeiten beim Lungenröntgen . Zeitweise ein stark erhöhter Kreatininwert und ein zu hoher Gallensäurewert. Niere leicht vergrößert.
Fructose und Sorbitolunverträglich ist sie auch.
Alle Krankheiten die einen falsch positiven Test verursachen können wurden ausgeschlossen.
Die Doppelseitige Chloridmessung war auch negativ 29mmol.
Zu den positiven Schweißtests wurde mir gesagt das dies am Untergewicht meiner Tochter liegen würde. Sie ist mittlerweile 135cm groß und wiegt dabei etwa 22-23 Kg sprich untergewichtig wie auch damals schon.
Nun habe ich davon gehört das es auch Formen der CF gibt bei denen keine Mutationen fest zu stellen sind.
Ich möchte einfach nur wissen ob mein Kind krank ist oder nicht.
Als Mutter ist man in so einer Situation schon sehr verunsichert wenn man nicht weiß was Sache ist.
Ich hoffe auf eine Meinung Ihrer seits zu der ganzen Sachlage und hoffe endlich Antworten zu bekommen.
In erster Linie würde mich interesisieren warum die Schweißtests trotz allem positiv waren

MfG Lazarewitz
Antwort
Hallo,

Sie berichten, dass bei ihrer jetzt 10-jährigen Tochter 2009 wegen häufiger Leibschmerzen, Durchfall und häufiger Bronchitis Schweißtests durchgeführt wurden, die bei einer Doppelbestimmung jeweils einen pathologischen Wert von 77 mmol/l ergeben hätten. Bei einem später nochmals durchgeführten Test ergab sich ein Wert von 102 mmol/l. Nach einem Arztwechsel in dem behandelnden CF-Zentrum wurde eine molekulargenetische Untersuchung veranlasst bei der die Mutation 7t/7t in Intron 8 und als zweite Mutation D 727y in Exon 13 gefunden wurden. Es wurde ihnen mitgeteilt, dass es unsicher sei, ob die gefundenen Mutationen tatsächlich das Krankheitsbild einer Mukoviszidose verursachen könnten. Zusätzlich wurden nochmals zwei Schweißanalysen mittels einer chlorimetrischen Bestimmung durchgeführt, die mit jeweils 29 mmol/L normalwerte ergaben.
Durch die Gesamtsituation sind Sie verständlicherweise sehr verunsichert und fragen zum einen wie die unterschiedlichen Schweißtests zu erklären sind. Zum Anderen wollen Sie natürlich wissen, ob ihr Kind tatsächlich gesund ist oder eventuell doch an CF leidet.
Zu den unterschiedlichen Schweißtestergebnissen ist zu sagen, dass mit großer Sicherheit zwei verschiedene Methoden zur Anwendung kamen. Es ist zu vermuten, dass bei der letzten Doppelbestimmung eine Stimulation der Schweißsekretion in klassischer Weise mittel Pilocarpiniontophorese erfolgte und dass der Chlorwert dann mit einem Chloridmeter bestimmt wurde. Bei dieser Methode handelt es sich um die international anerkannte Standarduntersuchung für Schweißtests. Ob bei den ersten Tests eine Methode benutzt wurde, bei der mittels sogenannter Leitfähigkeitsmessung das Schweißtestergebnis bestimmt wurde , kann zwar nur vermutet werden. Bei dieser Methode handelt es sich um ein Verfahren, das labortechnisch einfacher ist, wegen seiner häufigen Fehlmessungen aber nicht internationale Anerkennung gefunden hat.

Die uns vorliegenden klinischen Daten ihrer Tochter könnten zwar zu einer CF passen, könnten jedoch auch anderweitig erklärt werden Sie berichten z.B. nicht über die Bauchspeicheldrüsenfunktion ihrer Tochter und so vermute ich , dass die Funktion normal ist. Das Körpergewicht ihrer Tochter liegt ca. 5 Kg unter dem Idealgewicht bezogen auf die Körpergröße, Damit ist ihre Tochter sehr schlank aber noch nicht als untergewichtig zu bezeichnen. Wenn die unten aufgeführten Messmethoden eine CF ausgeschlossen haben, dann sollte in Zusammenarbeit mit einem Kindergastroenterologen nach Erklärungen für die mäßige Gewichtsentwicklung ihrer Tochter gesucht werden.
Das Ergebnis der molekulargenetischen Untersuchung ist nach aktuellem Wissensstand tatsächlich nicht in der Lage Klarheit in dieser Situation zu schaffen.
Um ihnen absolute Sicherheit zu verschaffen, sollte ein zellphysiologisches Messverfahren ( nPD = Nasenpotentialmessung oder ICM = intestinale Kurzschlussstrommessung ) zur Anwendung kommen, das klärt, ob bei ihrer Tochter der typische Befund einer CF-Patientin nachgewiesen werden kann, oder ob das Ergebnis beweist, dass ihr Kind gesund ist. Diese beiden Messverfahren werden und in wenigen Referenzzentren durchgeführt. Der behandelnde Arzt ihres CF-Zentrums kann Ihnen hierzu Details mitteilen.
Ich hoffe, dass wir ihre Fragen beantworten konnten und gehe davon aus, dass durch die genannten Untersuchungen belegt werden kann, dass ihre Tochter nicht an Cf leidet.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
05.06.2015
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt