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FEV1% Veränderungen in Zeiten schnellen Wachstums

Frage
Hallo, ich habe einen 14-jährigen Sohn, der in den letzten 15 Monaten 15cm gewachsen ist. Seine FEV1 Werte in litern sind in dieser Periode angestiegen, aber manchmal sind die FEV1% Werte niedriger als zuvor, manchmal gleich. Sind denn die %-Werte in Zeiten schnellen Wachstums überhaupt total zuverlässig?
Antwort
Hallo!

Die FEV1% wird in der Lungenfunktion nach im Hintergrund hinterlegten Referenzwerten berechnet. Früher und zum großen Teil auch heute liegen in Europa meines Wissens die Werte von Zapletal aus dem Jahre 1987 zugrunde. In den USA gelten zumeist die Werte nach Knudson von 1983. Neuerdings sollen in Deutschland wahrscheinlich die neueren Werte der LUNOKID-Studie angewendet werden. Allen Referenzwerten gemein ist aber, dass hier Hunderte Normalprobanden gemessen wurden, um eine altersabhängige Verteilung in Form von Perzentilen zu berechnen.
Bei Erwachsenen wird bei den Spirometriewerten oft nur die Absolutzahl in Litern betrachtet. Bei Kindern geht das wegen des Wachstums nicht. Sie haben selbst gemerkt, dass mit dem Wachstum die Literzahlen gestiegen sind. Das ist normal so. Die FEV1%-Werte als Relativwerte müssten also bei gleichbleibender Lungenfunktion konstant bleiben. Aber natürlich schwanken auch Lungenfunktionswerte (Tagesform, respiratorische Symptomatik, Infekte etc.). Wenn allerdings über einen gewissen Zeitraum die FEV1%-Werte in der Tendenz fallend sind obwohl die Absolutwerte steigen, so ist das ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sich die Lungenfunktion verschlechtert. Genau um das zu sehen wurden die Relativ-Werte in Prozent je eingeführt. Bei allen Schwankungen, die wir auch sehen, haben sich die Referenzwerte mittlerweile aber über Jahrzehnte bewährt und wenn in Deutschland nun neue Werte (LUNOKID-Studie) eingeführt werden sollten, so stellt das nur eine Anpassung an die mittlerweile größer gewordenen Normalkinder dar. In der Tendenz bleibt alles beim Alten und es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass bei der Menge der gemessenen Normalprobanden größere Fehlerschwankungen innerhalb der Referenzwerte aufgetreten sollten.

Ich hoffe, dass ich Ihnen die Frage damit ausreichend beantworten konnte.

Viele Grüße
Olaf Sommerburg
15.07.2015
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Olaf Sommerburg