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Frage
Liebes Expertenteam,
Meine Tochter (11 Wochen alt) wurde am 05.05.2015 mit einem Darmverschluss geboren.
Drei Wochen später kam das Ergebnis vom Genzest: positiv (Mikoviszidose) Wir wurden von der cf Klinik mit Kinderkreon und Kochsalzlösung (3%) zum inhalieren eingestuft. Die Lunge ist okay und sie nimmt zu.
Zusätzlich wird (nach meiner Frage hin) beim nächsten Besuch eine Stuhlprobe ins Labor geschickt um zu sehen ob die Bauchspeicheldrüse noch eine Restfunktion hat.
Mehr wurde bis jetzt noch nicht getan/ untersucht.

Meine Frage:
Ab wann und in welchen Abstand wird ein Abstrich genommen?? Ich habe gelesen, dass ca. 60% der Babys den sog. Keim staphylokokkus aureus in den ersten Lebensjahren nachweisen und dass ca.30% ihn sogar auch ohne Symptome direkt nach der Geburt haben.
Da mein Baby gerade 11 Wochen alt ist, möchte ich natürlich wissen, ob man diesen Keim evtl. Ausschließen kann. Reicht dazu ein Abstrich?? Wie sicher ist der?

In der Frage vom März 2015 (Seite 6) habe ich gelesen das die Klinik sogar Sputum bei einem Baby zur Kontrolle einschickt. (Baby inhaliert mit Kochsalz und sobald es hustet wird das Sputum abgesaugt) das Baby zeigte auch keine Symptome... Trotzdem wurde der Keim nachgewiesen und konnte somit gleich behandelt werden. ->
Was passiert wenn meine Tochter auch den Keim hat, keine Symptome zeigt und keine Untersuchung erfolgt??
Antwort
Hallo,

Sie berichten , dass ihre Tochter, die jetzt 11 Wochen alt ist, am 05.05.2015 mit einem Darmverschluss ( Mekonium-Ileus mit Operationsbedürftigkeit ?) geboren wurde und dass mittels molekulargenetischer Untersuchung die Mukoviszidose bestätig wurde. Sie berichten, dass ihr Kind mit Kinderkreon behandelt wird und eine Inhalation mit 3%-iger Kochsalzlösung verordnet wurde. Sie berichten weiter, dass bei der nächsten Kontrolle im Mukoviszidose-Zentrum eine Stuhlprobe untersucht werden soll um zu klären, ob ihr Kind tatsächlich pankreasinsuffizient ist. Ein Rachenabstrich wurde bei ihrem Kind bisher nicht gemacht und Sie machen sich Sorgen , ob nicht bereits jetzt trotz Beschwerdefreiheit Staphylokokkus Aureus bei ihrem Kind vorhanden ist. Weiterhin fragen Sie nach der Aussagekraft eines Rachenabstriches im Hinblick auf die tatsächlich in den unteren Atemwegen befindlichen Keime.
Zur Frage der Notwendigkeit der Untersuchung einer Stuhlprobe zur Abklärung der Pankreasfunktion ist im Falle ihres Kindes Folgendes zu sagen. Die Tatsache des Darmverschlusses – soweit es sich um einen klassischen Mekonium-Ileus gehandelt hat- deutet mit großer Sicherheit auf das Vorliegen einer Pankreasinsuffizienz hin. Möglicherweise sind auch die bei ihrem Kind gefundenen Mutationen am Mukoviszidose-Gen klassisch für einen Status mit Pankreasinsuffizienz, so dass die Ärzte des Mukoviszidose-Zentrums aus diesem Grunde bereits mit der Kreon-Behandlung begonnen hatte. Dennoch ist es sinnvoll, die Pankreasinsuffizienz auch mit der Stuhlanalyse zu bestätigen.
Zur Frage betreffend die Rachen-Abstrichdiagnostik kann nur bedingt eine allgemeingültige Antwort gegeben werden.
Das Ergebnis eines Rachenabstriches ist, egal ob bei einem Säugling, einem Kleinkind oder einem älteren Kind abgenommen, deutlich weniger aussagekräftig als der Befund aus einem sogenannten induzierten Sputum oder gar aus einer sogenannten bronchioalveolaren Lavage. Zur Indikation einer Lavage gibt es recht eindeutige Richtlinien. Sie ist z.B. indiziert wenn ein therapieresistenter Krankheitsverlauf mit deutlichen Entzündungszeichen vorhanden ist. Sie wird auch im Rahmen von wissenschaftlichen Studien bei verschiedensten Fragestellungen gefordert. Es besteht jedoch kein Konsens, eine Lavage als Routinemaßnahme bei einem Kind durchzuführen, das keinerlei Infektzeichen bietet.
Ob die von Ihnen erwähnte Induktion des Hustens mittels Inhalation und anschließende Absaugung des im Rachen befindlichen Sekretes im Alltagsgeschehen einer Routineuntersuchung tatsächlich immer verlässlichere Befunde generiert ist aus meiner Sicht fraglich. Es bedarf bei der Durchführung des Absaugens strikter Hygienemaßnahmen, um nur Keime aus Bronchialsekret zu gewinnen. Das Risiko, trotz der Belästigung des Kindes, Keime der Mundhöhle oder der Speiseröhre zu gewinnen, scheint hoch. Zusätzlich besteht bei unsachgemäß durchgeführter Maßnahme das Risiko der Einbringung von Hospitalkeimen.
Sie sollten diesen Fragekomplex also mit ihrem CF-Arzt besprechen und gemeinsam einen Konsens für das zukünftige Vorgehen zu finden.
Zur Frage des Termins einer ersten diagnostischen Maßnahme zur Keimanalyse der Atemwege ist zu sagen, dass bei Diagnosestellung auch umgehend ein z.B. Rachenabstrich erfolgen sollte. Dies gilt besonders auch, falls bei ihrem Kind ein längerer Krankenhausaufenthalt mit z.B. Operation notwendig war.
Zur Frage der Häufigkeit einer Analyse des Keimstatus bei ihrem Kind und besonders auch zur gegebenenfalls daraus resultierenden Antibiotikabehandlung sollten Sie mit ihrem Arzt auch ein intensives Gespräch führen, um gemeinsame Strategien zu besprechen.
Ich wünsche ihrem Kind und Ihnen und Ihrer Familie alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt

27.07.2015
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt