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Besteht der Verdacht auf Mukoviszidose bei meinem 6jährigen Sohn?

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Sohn (geb. 10/2009) hatte mit seinem Eintritt in die Kinderkrippe im ersten Krippenherbst und -winter 4mal Bronchitis und 1 Lungenentzüdung und im zweiten Krippenherbst und -winter 1 Bronchitis und eine Lungenentzündung. Dazwischen auch Frühjahr und Herbst immer wieder grippale Infekte mit sowie auch ohne Fieber. Nach der 2. Lungenentzündung bekam er eine Therapie über 4 Wochen mit Singulair. Dieses hat sehr gut geholfen, er hatte seitdem keine Bronchtitis bzw. Lungenentzündung mehr.

Im Kindergarten hatte er dann das erste halbe Jahr (November 2012 - April 2013) mit insgesamt 6 Streptokokken-Anginas und dauerhaft geschwollenen Mandeln zu kämpfen. Nach der Entfernung der Rachenmandel und einer späteren Verkleinerung der Gaumenmandeln hatte er in den letzten 2,5 Jahren noch 3 mal eine Streptokokkenangina. Also alles durchaus im Rahmen. Kleinere virale Atemwegsinfekte gab es auch, aber auch hier alles im sehr erträglichen Rahmen.

Jetzt ist aber unser Sohn seit Ende August 2015 dauerkrank. Er hatte wohl einen viralen Infekt mit 3 Tagen über 40°C Fieber und einen hartnäckigen Husten. Nachdem das Fieber für knapp 2 Tage weg war, begann er für einen Tag wieder zu fiebern und es gesellte sich ein Schnupfen dazu. Knapp 1 Woche später hatte er wieder einen Infekt mit von Anfang an gelben Schnupfen. Dieser Infekt endete in einer Mittelohrentzündung, Mandelentzündung und evtl. einer Nasennebenhöhlenentzündung. Hierfür bekam er Cefuroxim. Die Mittelohrentzündung ging, die Mandelentzündung ebenfalls. Der Schnupfen blieb jedoch. Nur eine Woche später hatte unser Sohn, schon wieder eine sehr stark verstopfte Nase, welche wieder in einer Mttelohrentzündung endete. Dieses Mal gab es Amoxicillin. Die Mittelohrentzündung ging und der Schnupfen blieb wieder. Obwohl wir unser Kind nicht in den Kindergarten gaben, holte er sich direkt den nächsten Infekt. Dieses Mal mit Husten und Schnupfen. Auch hier war der Schnupfen von Beginn an gelb. Dieser Infekt war dann auch wieder am Abklingen. Wir besuchten die Großeltern und unser Kind war wieder nicht im Kindergarten und dennoch holte er sich direkt den nächsten Infekt, dieses Mal mit geschwollenen leicht geröteten Mandeln, leichtes Fieber und natürlich Schnupfen. Das Fieber war schnell wieder weg, die Mandeln sind aber noch ein bisschen geschwollen und der Schnupfen natürlich noch da. Ein Nasenabstrich durch den HNO-Arzt blieb ohne Befund.

Unser Sohn hat nun auch schon seit Wochen lilafarbene Augenringe. Er ist aktuell 1,18cm groß und wiegt ca. 20 kg. Von der Statur her, ist er eher schmal, ist aber ein guter Esser.

Da ich, blöderweise, im Internet nach Ursachen und Behandlung einer evtl. Nasennebenhöhlung suchte, stolperte ich immer wieder auf Mukoviszidose. Jetzt bin ich total verunsichert und kann an gar nichts anderes mehr denken. Mir ist bewusst, dass Sie keine Ferndiagnose geben können, aber vielleicht ist es ja möglich, anhand der Krankengeschichte eine Mukoviszidose auszuschließen. Vielleicht hätte sich diese ganz anders bemerkbar machen müssen.

Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Line80
Antwort
Guten Tag,

Bei der Krankengeschichte wird ein Kinderpneumologe natürlich hellhörig und wird u.a. denken: hier muss eine Mukoviszidose ausgeschlossen werden.
Als Erstes würde ich den Stuhl auf Pankreas Elastase I untersuchen (Stuhlröhrchen). Sehr einfach.
Als zweites würde ich den Goldstandard der CF-Diagnostik vornehmen: Schweißtest in einer Mukoviszidose-Ambulanz.
Damit hat man sehr sicher und schnell eine Diagnose.
Die umfangreiche Krankengeschichte weist natürlich u.a. auch auf andere Diagnosen hin:
Infekt Häufung bei Mangel an Immunglobulinen (Subklassendefekt)
Frühkindliches Asthma-Syndrom
Ziliendyskinesie
Allergische Diathese

Natürlich kann auch eine unglückliche Infekt Häufung im Rahmen der frühkindlichen Immunisierung vorliegen.
Wenn eine Diagnose gestellt worden ist, kann mit einer entsprechenden Therapie gestartet werden.

Die erfolgreiche Singulair-Therapie spricht für ein Asthma-Syndrom.
Die häufigen Streptokokken-Anginen sind bei Kindergartenkindern nicht selten. Das war ja auch nur eine vorübergehende Episode. Die Immunglobuline und Subklassen sollten schon einmal untersucht werden.
Aktuell könnte eine Mykoplasmeninfektion oder Clamydien-Infektion vorliegen. Die dafür verantwortlichen Erreger sind für derartige Verläufe nicht selten verantwortlich.

Mit dem Kinderarzt wird man das Procedere absprechen und eine Mukoviszidose ausschließen.
Wenn die Diagnostik abgeschlossen ist, wird es allen wahrscheinlich besser gehen.
Gerne weitere Rückfragen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-E. Heuer
03.11.2015
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer