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Physiotherapie, Behandlung zweier CFler hintereinander

Frage
Guten Tag,

meine Frage bezieht sich auf das Thema Physiotherapie. Die Situation bei uns ist seit kurzer Zeit so, dass unmittelbar nach unserem Kind ein weiteres Kind mit CF zur Therapie kommt. Also das läuft so ab:
- unser Kind ist 60 Min. im Behandlungszimmer, dann kommt es heraus und das andere Kind wartet bereits im Vorraum, der nicht sehr groß ist.
In dieser Praxis gibt es sozusagen nur das Behandlungszimmer und den Wartebereich im Vorraum. Es findet ein fliegender Wechsel statt. Von Desinfektion der Therapiegegenstände habe ich noch nichts mitbekommen. Ich fühle mich in dieser Situation irgendwie gar nicht wohl, zumal das andere Kind vermehrt hustet. Das kenne ich von unserem Kind nun gar nicht und da mache ich mir natürlich meine Gedanken drüber...
Leider gibt es weit und breit keine andere Möglichkeit eine CF-Physiotherapie in Anspruch zu nehmen. Und auch in dieser Praxis ist es so, dass die Physiokraft dort nur diese zwei Stunden an diesem einen Tag anwesend ist, da sie hauptberuflich in einer Klinik arbeitet. Dort wurden aber allen ambulanten Patienten "gekündigt".
Ich freue mich über Ihre Einschätzung bzgl. der Keimproblematik.
Herzlichen Dank.
Antwort
Liebe(r) Fragesteller(in),

ohne einer detaillierte Kenntnis lokaler Gegebenheiten ist es in der Regel schwierig allein aufgrund einer allgemeinen Schilderung eine Beurteilung abzugeben. Man muss sicher einräumen, dass es grundsätzlich sowohl bei direktem oder indirektem CF-Patientenkontakten in Zusammenhang mit einer Physiotherapie und v.a. bei unzureichender Hygiene ein Infektionsrisiko geben kann (abhängig von Kontaktzeiten, Keimspektrum behandelter Patienten, Desinfektionemaßnahmen, räumlichen Gegebenheiten, Raumlufthygiene, Händedesinfektion etc.). Einerseits würde ich Sie gerne auf die Empfehlung der sog. KRINKO zu Hygienefragen bei Mukosviszidose hinweisen (1), die denke ich ein paar Fragen beantworten kann. Des Weiteren halte ich es für besonders wichtig, dass Sie Ihre Bedenken mit der verantwortlichen Physiotherapeutin besprechen und konkret hinterfragen, ob die Abläufe (Desinfektion, Patiententrennung etc.) z.B. in einem Hygieneplan geregelt sind und auch eingehalten werden. Wenn eine zeitliche Trennung nicht möglich ist, sollten die Kontaktzeiten (Wartezimmer) minimiert sein (auch das Tragen eines Mundschutzes kann überlegt werden). Die Praxis ist in der Verantwortung Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko einer Keimübertragung zu minimieren. Wenn diese Anworten unbefriedigend ausfallen und Sie kein Vertrauen in das lokale Hygienemanagemant haben, kann ich nur raten über alternative Lösungen nachzudenken.

1. Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von Patienten mit Cystischer Fibrose (Mukoviszidose)”, Simon, A et al, RKI Richtlinie, 2012. www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Kommission/Downloads/Mukoviszidose_AG.pdf?__blob=publicationFile


Mit freundlichen Grüßen
PD Dr. Michael Hogardt
28.04.2016
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt