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Chronifizierung des PsA

Frage
Liebes Experten Team,

Vielen Dank zunächst für die Antwort auf unsere letzte Frage" wie soll man vorgen---PsA Antikörper"

Können Sie mir bitte kurz den Prozess schildern, bis man von einer Chronischen Pseudomonas Aeroginosa Besiedlung spricht---irgendwie scheint es da untersch. Definitionen dafür zu geben.....
Was für Parameter,...müssen dabei vorliegen????
und:
in welchen Zeitraum chronifiziert sich der PsA ungefähr ???wenn man die maximale Frühtherapie dafür in Anspruch nimmt

Wie erklärt man sich, dass es in Dänemark keinen einzigen Patienten gibt, der unter 18 Jahren chronisch mit PsA besiedelt ist---wohingegen bei uns in Deutschland doch auch schon viele Kinder chronisch besiedelt sind
Danke für ihre Antwort
Antwort
Liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller,

Ja, Sie haben völlig Recht, die Definition für eine chronische Besiedlung gestaltet sich in der Tat schwierig und obwohl es viele Definitionen gibt, ist eine unumstrittene nicht verfügbar. Deshalb muss man sich aus den Verfügbaren Informationen einen für die eigene Arbeit brauchbare Definition auswählen.

Es gibt europäische Richtlinien ("Antibiotic therapy against P. aeruginosa in cystic fibrosis: a European consensus" by Döring et al. 2000), die zwischen den Begriffen "Kolonisation" (Vorhandensein von P. aeruginosa ohne direkte (Entzündung, Fieber) oder indirekte (spezifische Antikörper) Zeichen der Infektion und Gewebeschädigung) und "Infektion" (Vorhandensein von Bakterien mit direkten oder indirekten Infektionszeichen) unterscheiden. Daher unterscheiden sich die Termini "chronische Kolonisation" und "chronische Infektion" durch die Abwesenheit bzw. das Vorhandensein direkter und indirekter Infektionszeichen. Beide Begriffe haben gemeinsam, das Vorhandensein von P. aeruginosa im Bronchialtrakt für mindestens 6 Monate, basierend auf mindestens 3 positiven Kulturen mit mindestens einem Monat Intervall dazwischen. Die chronische Infektion kann auch auf der Basis einer positiven Antikörper-Antwort bei mindestens 2 Untersuchungen diagnostiziert werden, wenn es sich um Patienten handelt, die nicht Sputum produzieren können und negative bakterielle Kulturen haben.

Ich würde den Kontakt der Atemwege mit Pseudomonas folgendermaßen definieren:
Den ersten Pseudomonasnachweis im Sputum oder Rachenabstrich ohne gleichzeitig nachweisbar erhöhte Pseudomonasantikörper würde ich Erstbesiedlung nennen.
Hier ist eine Eradikationstherapie meist erfolgreich.
Sind allerdings schon erhöhte Pseudomonasantikörper nachweisbar, spricht man von einer Infektion oder Entzündung, das heißt der Pseudomonas ist nicht nur nachweisbar, sondern hat schon zu einer Entzündungsreaktion in den Atemwegen geführt, die an der Antikörperbildung sichtbar wird.
Eine chronische Pseudomonasinfektion liegt dann vor, wenn auch nach einer antibiotischen Therapie Pseudomonas weiterhin nachweisbar ist und gleichzeitig erhöhte Antikörper nachweisbar sind. Nun gibt es auch einige wenige Patienten, die trotz Dauerbesiedlung mit Pseudomonas keine erhöhten Antikörper aufweisen. Hier würde man von einer chronischen Besiedlung oder Dauerbesiedlung sprechen.
Ihre zweite Frage, wie lange es dauert bis aus einer Besiedlung eine Infektion wird, lässt sich nur schwer beantworten. Es kann durchaus in einem Zeitraum von 3 Monaten passieren, ganz selten aber auch Jahre dauern.

Europäische Richtlinien stellen zu dem Thema fest (Döring et al 2004, “Early intervention and prevention of lung disease”): "Nach Beginn einer frühen intensiven Therapie war die Wahrscheinlichkeit, 7 Jahre nach der ersten Isolation immer noch keine chronische P. aeruginosa Infektion entwickelt zu haben über 80%."

Deshalb sollte auch unverzüglich nach dem Erstnachweis von Pseudomonas mit einer Erdadikationstherapie begonnen werden.
Zu Ihrer Dritte Frage: In Dänemark sind in der Tat fast keine Kinder mehr chronisch Pseudomonasinfiziert. Das heißt allerdings nicht, dass dort keine Besiedlungen auftreten. Da sich in Dänemark die meisten Patienten monatlich im Cf-Zentrum vorstellen, könnte man sich vorstellen, dass frühzeitiger Eradikationstherapien durchgeführt werden. Damit kann man den Übergang von einer Besiedlung zu einer Infektion möglicherweise häufiger verhindern, da das Vorgehen konsequenter ist. Ein weiterer Grund für die unterschiedlichen Daten aus Dänemark könnte auch die dortige Definition einer chronischen Infektion mit P. aeruginosa sein: in Dänemark ist ein chronischer P. aeruginosa Status definiert, wenn 5 von 6 Kulturen (Sputum oder Rachenabstrich) in Folge positiv sind. Daher könnten die Daten tatsächlich anders aussehen, wenn überall dieselbe Definition verwendet würde.

Ich hoffe, dass Ihnen meine Antwort helfen kann, etwas Klarheit in dieses schwierige Thema zu bringen.

Mit besten Grüßen
E. Rietschel
22.01.2009
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. E. Rietschel

Am 29.04.2009 wurde eine erweiterte Antwort eingestellt.