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compound heterozygot F508del und R117h

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,

die oben genannten Mutationen wurden bei mir gefunden, als ich (32 Jahre alt) bereits schwanger durch eine IVF war. Ich ließ mich untersuchen, da bei meinem Bruder durch eine Behandlung in einer Kinderwunschklinik ebendiese Mutationen gefunden wurden. Die Mutationen liegen in trans vor.

In meiner Schwangerschaft war ich in einer Mukoviszidoseambulanz. Alle Befunde waren unauffällig, ein Schweißtest wurde noch keiner gemacht. Allerdings wurde eine Besiedlung mit Staphylococcus aureus festgestellt.

Meine Frage: handelt es sich bei der Mutationenkombination um eine Kombination, bei der früher oder später klassische Symptome auftreten oder handelt es sich eher um eine atypische Form?

Freundliche Grüße

Antwort
* diese Antwort wurde im März 2017 fast wortgleich für zwei Fragen in ECORN-CF eingestellt*

Liebe Fragende,
R117H ist eine schwer zu klassifizierende CFTR-Variante: ein Übersichtsartikel mit 31 CF-Genetikern aus 13 Ländern (Castellani et al, Journal of Cystic Fibrosis 2008) ordnet R117H-CFTR als Mutation der Kategorie A „Mukoviszidose-auslösend“ oder (!) als Mutation der Kategorie B „Ursache für eine CFTR-verursachte Störung / atypische CF“ ein. Man könnte auch sagen: diese Mutation kann nicht eingeordnet werden (F508del ist z.B. immer A – Mukoviszidose-auslösend). Der Unterschied zwischen Mukoviszidose und atypischer Mukoviszidose ist hier der Schweregrad der Erkrankung sowie die Manifestation: eine klassische Mukoviszidose äußert sich an Symptomen seit der (häufig frühesten) Kindheit an vielen Organen – bei Mukoviszidose sind Lunge, Darm und Verdauung, Reproduktionsorgane und vieles mehr beeinträchtigt. Bei einer atypischen Mukoviszidose treten die Symptome erst im Erwachsenenalter auf, und es sind nicht alle Organe betroffen. So kann der Schweißtest bei der Kombination F508del/R117H durchaus Werte im oberen Normalbereich ergeben, oder die Träger der Kombination F508del/R117H können bis auf z.B. eingeschränkte Fruchtbarkeit gesund sein. Da Sie nicht die typischen Mukoviszidosesymptome beschreiben, gehe ich davon aus, dass Sie an einer atypischen Form der CFTR-verursachte Störungen leiden – das lässt sich aber nicht aus dem Befund des Humangenetikers ablesen, sondern aus ihrer Beschreibung. Daraus folgt auch, dass man den weiteren Verlauf der CFTR-verursachten Störung bei Ihnen (also das Auftreten weiterer Symptome) nicht aus dem humangenetischen Befund vorhersagen kann – wie sollte man das auch, wenn die Mutation R117H noch nicht einmal eindeutig in Kategorie A oder B eingeordnet werden kann. Die Empfehlung der internationalen Website CFTR2 für die Kombination F508del/R117H lautet daher, sich regelmäßig bei einem Facharzt vorzustellen - selbst wenn derzeit außer einer eingeschränkten Fruchtbarkeit noch keine Symptome auftreten.

Dr. Frauke Stanke
07.03.2017
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke