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Compound heterozygot f508del/r117h

Frage
Guten Abend!
Bei meinem Bruder (38 Jahre) wurden im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung die oben genannten Mutationen gefunden. Auch ich (33 Jahre/weiblich) habe mich diesbezüglich testen lassen und weise dieselben Mutationen auf.

Auch ich bin nur im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung schwanger geworden. (das war vor dem Gentest).

Welche Auswirkungen hat diese Mutations-Kombination auf Frauen? Ich selber kann ebenso wie mein Bruder, keine typischen Symptome für eine Mukoviszidose feststellen. Allerhöchstens ein etwas verschleimtes Gefühl im Rachenbereich.

Ende März habe ich einen Termin zum Schweißtest. Kann dieser überhaupt negativ sein bei zwei vorliegenden Mutationen?

Herzlichen Dank!

Freundliche Grüße
Antwort
* diese Antwort wurde im März 2017 fast wortgleich für zwei Fragen in ECORN-CF eingestellt*

Liebe Fragende,
R117H ist eine schwer zu klassifizierende CFTR-Variante: ein Übersichtsartikel mit 31 CF-Genetikern aus 13 Ländern (Castellani et al, Journal of Cystic Fibrosis 2008) ordnet R117H-CFTR als Mutation der Kategorie A „Mukoviszidose-auslösend“ oder (!) als Mutation der Kategorie B „Ursache für eine CFTR-verursachte Störung / atypische CF“ ein. Man könnte auch sagen: diese Mutation kann nicht eingeordnet werden (F508del ist z.B. immer A – Mukoviszidose-auslösend). Der Unterschied zwischen Mukoviszidose und atypischer Mukoviszidose ist hier der Schweregrad der Erkrankung sowie die Manifestation: eine klassische Mukoviszidose äußert sich an Symptomen seit der (häufig frühesten) Kindheit an vielen Organen – bei Mukoviszidose sind Lunge, Darm und Verdauung, Reproduktionsorgane und vieles mehr beeinträchtigt. Bei einer atypischen Mukoviszidose treten die Symptome erst im Erwachsenenalter auf, und es sind nicht alle Organe betroffen. So kann der Schweißtest bei der Kombination F508del/R117H durchaus Werte im oberen Normalbereich ergeben, oder die Träger der Kombination F508del/R117H können bis auf z.B. eingeschränkte Fruchtbarkeit gesund sein. Da Sie nicht die typischen Mukoviszidosesymptome beschreiben, gehe ich davon aus, dass Sie an einer atypischen Form der CFTR-verursachte Störungen leiden – das lässt sich aber nicht aus dem Befund des Humangenetikers ablesen, sondern aus ihrer Beschreibung. Daraus folgt auch, dass man den weiteren Verlauf der CFTR-verursachten Störung bei Ihnen (also das Auftreten weiterer Symptome) nicht aus dem humangenetischen Befund vorhersagen kann – wie sollte man das auch, wenn die Mutation R117H noch nicht einmal eindeutig in Kategorie A oder B eingeordnet werden kann. Die Empfehlung der internationalen Website CFTR2 für die Kombination F508del/R117H lautet daher, sich regelmäßig bei einem Facharzt vorzustellen - selbst wenn derzeit außer einer eingeschränkten Fruchtbarkeit noch keine Symptome auftreten.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Frauke Stanke

07.03.2017
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke