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MRSA und Umwelt

Frage
Liebes Expertenteam,

in der Familie einer Freundin wurde MRSA nachgewiesen. (2 CF Kinder, Vater ebenfalls MRSA-positiv, Mutter frei).

Was bedeutet das für den Kontakt zur Aussenwelt, zb Kontakt mit Familien mit (gesunden) Babys, mit kranken Freunden (nicht CF, urol. Probleme), mit CF-kranken Freunden, an der Arbeitsstelle?

Danke für Ihre Info.


Antwort
Hallo,

MRSA (Methicillin resistente Staphylococcus aureus, also ein Keim der auf die früher üblicherweise dagegen eingesetzten Antibiotika nicht mehr reagiert) ist hauptsächlich im Krankenhaus und in Gesundheitseinrichtungen (Krankenhaus, Krankentransport, Laboratorium, Gesundheitsamt, Arztpraxis, Pflegeeinrichtung) ein Problem. Im häuslichen Umfeld ist das Problem deutlich geringer, weshalb auch die Infektionsschutzmaßnahmen außerhalb der o.g. Bereich nicht gesetzlich geregelt sind.

Beim MRSA-net, einer Arbeitsgemeinschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Problem besser in den Griff zu bekommen, heißt es hierzu: „Es gibt viele andere Bereiche für die einerseits Fragen zu MRSA bestehen, wie zum Beispiel der Umgang mit MRSA in …, Kindergärten, … Häufig liegen keine Daten für den wissenschaftlich belegten richtigen Umgang mit MRSA in diesen Bereichen fest“.

Wichtig ist die Feststellung, dass es für Menschen ohne eine Schwächung des Immunsystems kein so großes Problem gibt wie für Patienten mit besonderen Risiken. Und deshalb gilt natürlich, dass man mit diesem Erreger nicht ausschließlich zuhause belieben muss.

Wir haben Herrn Prof. Döring, einen unseren CF-Infektionssspezialisten gefragt, und er schreibt:

„In der Regel sind MRSA-Stämme gefährlicherer als Antibiotika-empfindliche MSSA-Stämme. Weniger in Europa als vielmehr in Nordamerika gibt es sehr toxische MRSA-Stämme. Ein Kontakt sollte also mit jedem der von Ihnen angesprochenen Personen vermieden werden und die betroffenen Personen sollten unter ärztlicher Anleitung versuchen, MRSA zu eradizieren.“

Also unnötige Risiken vermeiden und insbesondere der letzte Satz ist wichtig: versuchen, den MRSA wieder loszuwerden.

Zu den Teilaspekten, hier ein Versuch einer Einordnung:

Familien mit (gesunden) Babys: vermeiden; Familien mit kranken Freunden (nicht CF, urol. Probleme): vermeiden; Familien mit CF-kranken Freunden: vermeiden; an der Arbeitsstelle. Ohne besondere Risiken keine Einschränkungen.

Mit freundlichem Gruß

Prof. Dr. TOF Wagner

19.12.2008
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. Thomas O. F. Wagner
22.12.2008
Nachtrag: Prof. Tümmler von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), dem wir auch die Frage vorgelegt haben, schreibt folgende Bemerkungen:

an der CF Ambulanz der MHH haben wir strenge
Hygienevorschriften beim Umgang mit MRSA-positiven CF Patienten. Die Patienten haben keinen Kontakt zur CF Ambulanz. Der CF Arzt sieht die Patienten in der Notfallambulanz unter Beachtung der RKI Vorgaben
(Mundschutz, Kittelpflege).
Vor diesem Hintergrund sollte die Gefahr einer Übertragung von MRSA auf andere CF Patienten so weit wie möglich minimiert
werden. Daher würde ich die Empfehlung verschärfen:
kein Kontakt mit Familien mit CF kranken Freunden.

Obwohl nicht danach gefragt wird, hielte ich es für hilfreich,
wenn der Familie empfohlen wird, die betroffenen
Familienmitglieder zu sanieren. Anhaltspunkt kann die rigorose
Vorgehensweise niederländischer Krankenhäuser sein, wenn ein
MRSA-positiver Patient aus Deutschland sich in einem
holländischen Krankenhaus behandeln lassen will.
(Hintergrund: Der Schweinebestand in Deutschland wird
zunehmend MRSA-positiv. Übertragung auf das
landwirtschaftliche Personal ist häufig. Wenn ein Landwirt aus
dem grenznahen Raum sich im benachbarten Krankenhaus in
Holland behandeln lassen will, wird er zuerst auf MRSA geprüft.
Nur MRSA-negative Patienten werden zur Behandlung auf
Normalstation zugelassen. Alle MRSA-positiven Patienten
müssen sich vorher sanieren).

Dank dieser rigorosen Vorgaben ist die MRSA Inzidenz und
Prävalenz in den Niederlanden verschwindend gering, während
die MRSA Quote in den Nachbarländern besorgniserregend
zunimmt.

Vorgehensweise bei der Sanierung von MRSA: lokale Sanierung
der Nase mit Mupirocin über 7 Tage, während der Sanierung
sind mehrmals täglich die Hände zu desinfizieren. Beim Waschen
sind Einmalwaschlappen zu verwenden. Handtücher und
Bettwäsche werden täglich gewechselt.

Dieses rigorose Vorgehen ist in Deutschland auch unter Ärzten
nicht generell bekannt.
Die Erfolgsquote der Sanierung ist hoch. Im Fall von CF
Patienten sollte die lokale Staphylokokken wirksame
Behandlung mit der oralen hochdosierten Staphylokokken
wirksamen Therapie kombiniert werden.
Der logistische Aufwand ist zwar hoch, aber die Erfolgsquote
bei MRSA-kolonisierten Probanden ist ebenfalls sehr hoch.
Kontrollierte Studien zur Sanierung von MRSA bei CF sind mir
allerdings nicht bekannt.