Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Herauszögern eine Polypenentfernung

Frage
Ich habe öfter im Jahr (3-4 mal) eine Entzündung der Nasennebenhöhlen.
Mein HNO hat mit eine Polypenentfernung empfohlen mit dem Hinweis, dass diese wieder kommen werden und ich mit der Entfernung zu lang wie möglich warten soll.
Aktuell wird das Problem mit Mometason und bei Bedarf Antibiotika in Tablettenform behandelt.
Jetzt habe ich vom Pari Sinus gelesen, der im Gegensatz zum Nasenspray auch die Nebenhöhlen erreicht.
Wäre es möglich mit Hilfe eines passenden Medikaments und dem Pari Sinus eine Verkleinerung der Polypen zu erreichen und somit mehr Zeit bis zu einer unvermeidlichen Entfernung zu haben?
Antwort
Hallo,
Niedrigdosierte Kortison Nasensprays wie Mometason sind Goldstandard zur Verkleinerung von Polypen, mit vielen beweisenden Studien für Patienten ohne Mukoviszidose. Auch eine CF Studie zeigte dies, war aber zu klein, als dass dies als Beweis zu werten ist. Grundlegend wird jedoch davon ausgegangen, dass CF Polypen mit mehrheitlich Neutrophilen Granulozyten weniger stark auf Kortison Nasensprays ansprechen, als Polypen ohne CF, die mehr Eosinophile Granulozyten aufweisen (Abwehrzellen im Polypengewebe).
Ja, das Nasenspray erreicht nur die untere Nasenmuschel und Polypen kommen oft aus der mittleren Nasenmuschel oder aus den Nebenhöhlen. Daher werden sie nicht optimal „an der Wurzel“ erreicht mit dem Nasenspray. Wir haben Studien mit dem Pari Sinus durchgeführt, die eine signifikante Abnahme von Nasennebenhöhlenbeschwerden unter Dornase alfa zeigen. Die Polypengröße haben wir nicht ausreichend untersucht (CT mit Strahlenbelastung oder teures MRT notwendig).
Auch mit 6%iger Kochsalzlösung und pseudomonaswirksamen Antibiotika haben wir CF Studien für die Nasennebenhöhlen durchgeführt. Auch die Antibiotika senken die Nebenhöhlenbeschwerden bei Patienten, die mit Pseudomonas aeruginosa in den oberen Atemwegen besiedelt sind. NaCl 6% kann etwas reizen, wie in den unteren Atemwegen aber viele Patienten schätzen den schleimlösenden Effekt und nutzen das Gerät hierfür weiter.
Es gibt eine laufende Studie von HNO Ärzten, die bei nicht-CF Patienten niedrigdosiertes Kortison (wie Mometason) über den Pari Sinus inhalieren, um die „Wurzeln der Polypen“ zu erreichen. Das Projekt klingt sehr vielversprechend und es gibt positive Rückmeldungen, aber die schon lange laufende Studie kommt aus organisatorischen Gründen bisher nicht zum Abschluss.
Zusammenfassend, wurde nachgewiesen (Möller et al.) dass vibrierende Aerosole über den Pari Sinus die Nasennebenhöhlen erreichen können, was ohne Vibration und mit dem Nasenspray nicht erfolgt. Es wäre möglich, mit dem Gerät z.B. Budesonid 1-2 x 500 µg täglich zu inhalieren, um Polypen „an der Wurzel zu verkleinern“ und eine OP-Notwendigkeit zu verschieben, oder aufzuheben. Dies ist, wie viele andere Therapien, außerhalb des Zulassungrahmens.
Wenn die Nasennebenhöhlen bei CF operiert werden müssen, sollte das ein CF erfahrener HNO Arzt tun und eine ausgedehntere OP durchführen, sonst wachsen CF Polypen in wenigen Monaten wieder nach. Ich kenne CF Patienten, die so über 20 Mal an den Nebenhöhlen operiert wurden.
Rund um die OP ist auf eine Verhinderung der Pseudomonas Neubesiedlung zu achten. Danach helfen regelmäßige Nasenspülungen und Nasensprays wie Mometason, Rezidive zu vermindern, oder zu verhindern.

Alles Gute, PD Dr. Jochen G. Mainz
20.10.2017
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz