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MRSA und Kind

Frage
Hallo, ich bin ein 38-jähriger CF-ler. Anfang Dezember erwarten wir mit meiner Frau unser erstes Kind.
Leider wurde bei mir immer wieder in den Untersuchungegn MRSA im Rachen nachgewissen, bei der letzten Untersuchung wurde keins nachgewiesen.

Da ich ein wenig besorgt bin, wollte ich hier um einen Rat bitten bzw. fragen wie ich mit unserem Kind umgehen soll? Darf ich bei der Geburt dabei sein? Wie sollte der Umgang mit dem Kind in den ersten Wochen sein? Worauf muss ich besonders achten?

Danke im Voraus.
Anonymer CF-ler
Antwort
Sehr geehrter Fragesteller,
die Frage nach dem Besiedlungs- oder auch Infektionsrisiko für ‚Angehörige’ von Personen mit Keimträgerstatus für multiresistente Erreger (z.B. MRSA), insbesondere bei engem Kontakt im häuslichen Bereich, beschäftigt viele Betroffene in unterschiedlichsten persönlichen Situationen und natürlich das Gesundheitwesen. Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht, denn das Risiko einer Übertragung ist meist nicht komplett auszuschliessen und hängt von mehreren z.T. sehr individuellen Faktoren ab. Deswegen bedarf es auch immer einer individuellen Beratung und m. E. Rücksprache mit Partnern aus verschiedenen Disziplinen (z.B. Kliniker, Hebamme, Mikrobiologe, Krankenhaushygieniker oder auch öffentlicher Gesundheitsdienst).
Insgesamt ist die Datenlage bzw. die Verfügbarket von Empfehlungen für MRSA am besten. Alle Möglichkeiten bzw. Empfehlungen zur Risikominimierung hier zu referieren ist kaum möglich, weshalb ich Ihnen im Anhang einige m.E. hilfreiche Links (z.B. www.mrsa-net.org) zur Verfügung stellen möchte. Ihre Situation (MRSA-Kolonisation bei Mukoviszidose und bevorstehende Vaterschaft) ist natürlich besonders und wird dort nicht speziell abgebildet, aber allgemeine Empfehlungen sind einfach zu übertragen
Ein Eradikationsversuch von MRSA bei CF-Patienten sollte in jedem Falle versucht werden. Falls erfolglos, wäre es wichtig den aktuellen Besiedlungsstatus (nur Respirationstrakt, oder auch Haut und Nasenvorhof) zu kennen und ggf. individell (z.B. mittels Nasensalbe) zu versuchen die Keimlast zu senken. Falls möglich sollte ihr MRSA (insofern das Isolat verfügbar ist) hinsichtlich PVL (Leukozidin-Toxin) typisiert werden, da PVL-positive Stämme eine besondere Infektionsgefahr darstellen und weitreichendere Hygienemaßnahmen erfordern. Für den häuslichen Bereich wird im allgemeinen immer die Beachtung einer Basishygiene (v.a. Händehygiene) empfohlen und wo vertretbar den Kontakt einzuschränken.
Die Anwesenheit bei der Geburt ist v.a. mit der Geburtsklinik bzw. deren Krankenhaushygiene zu klären, die hier die Hauptverantwortung liegt. Meines Erachtens ist es prinzipiell vertretbar, dass Sie bei der Geburt (Spontangeburt) anwesend sind, unter Einhaltung der Händeghygiene und Tragen eines Mundschutzes. Meiner Meinung nach muss man sich auch mit der Möglichkeit, dass es irgenwann zu einer Kolonisierung kommen könnte, auseinandersetzen. Eine MRSA-Kolonisierung bei einem ‚Kind’ stellt nicht per se eine Gefahr dar, wird aber i.d.R. zum Anlass genommen einen Eradikationsversuch zu starten.

Mit den besten Wünschen für die bervorstehende Geburt.
Michael Hogardt

https://www.gesunde.sachsen.de/download/Download_Gesundheit/Informationsblatt_zum_Umgang_mit_MRSA_im_haeuslichen_Bereich_August_2012.pdf

https://www.mrsa-net.nl/de/personal/selbst-mrsa-trager/und-jetzt/1058-ich-bin-selbst-mrsa-trager-muss-ich-zu-hause-besondere-schutzmabnahmen-beachten

https://www.mrsa-net.nl/de/personal/entlassung/entlassung-nach-hause/1014-welche-massnahmen-soll-ein-mrsa-positiver-patient-zu-hause-treffen-nach-der-entlassung-aus-dem-krankenhaus

www.mre-netzwerk-mittelhessen.de/images/DOWNLOADS_NEU/EMPFEHLUNGEN/MRSA-Sanierung_in_der_ambulanten_Pädiatrie_14-10-06.pdf

10.11.2017
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt