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Inhalieren beim Säugling

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei meinem mittlerweile achteinhalb Monate alten Sohn wurde im Namen des nun ja routinemäßig durchgeführten Neugeborenenscreenings Mukoviszidose diagnostiziert. Bisher macht sich die Krankheit noch nicht bemerkbar, abgesehen davon, dass er aufgrund eines erniedrigten Lipasewertes sicherheitshalber Nortase bekommt. Nun habe ich folgende Fragen zum Inhalieren:
1. zum Inhaliergerät: Bisher verwenden wir den PariBoy junior. Leider klappt das Inhalieren, obwohl wir uns viel Mühe geben (ablenken, zu zweit bespaßen, …) schon seit einigen Monaten sehr schlecht, da mein Sohn die Maske in den Mund nehmen möchte, das Inhaliergerät genauer untersuchen möchte etc. Von einer Bekannten habe ich gehört, dass der Pari Velox Junior sehr leise sein soll und eine kürzere Inhalationsdauer hat. Nun überlege ich, diesen anzuschaffen, um evtl. auch inhalieren zu können, während mein Kind schläft. Deshalb die Frage: Ist der Pari Velox junior für Mukoviszidose-Patienten und für das genannte Alter geeignet? Oder können Sie mir ein anderes Gerät empfehlen?
2.zum Stellenwert des Inhalierens: Von den Physiotherapeuten unserer Ambulanz wurde mir gesagt, das Inhalieren bei so kleinen Kindern „diene größtenteils der Gewöhnung“. Wie stark ist denn der therapeutische Nutzen des Inhalierens bei Säuglingen? Wenn dieser doch eher hoch ist, würde ich auch mit meinem schlafenden Kind inhalieren und in Kauf nehmen, den Nachtschlaf zu stören. Wenn das Inhalieren nur der Gewöhnung dient, würde ich dies lassen (zumal der Schlaf ja auch wichtig für die Gesundheit ist), mir nicht mehr so große Sorgen machen, wenn das Inhalieren, wie oben beschrieben, nicht klappt und vor allem darauf achten, dass mein Kind eine positive Beziehung zum Inhaliergerät entwickelt, das ihn ja lebenslang begleiten wird.
Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen!
Freundliche Grüße
Antwort
Guten Tag,
vielen Dank für Ihre Frage, in der Sie viele wichtige Aspekte ansprechen.
Bitten Sie in jedem Fall auch Ihre behandelnde Physiotherapeutin um Hilfe, denn in der ersten Zeit nach Diagnosestellung ist es völlig natürlich, dass Sie noch Unterstützung brauchen und diese kann gut durch eine regelmäßige, CF- qualifizierte Physiotherapie erfolgen, in der die Inhalationsschulung in den ersten Monaten ein wichtiger Therapiebaustein sein sollte.
In jedem Fall kann ich Ihnen sagen, dass der Velox Junior von der Firma Pari nicht für den Einsatz bei Mukoviszidose empfohlen wird.
Ein leiser Membranvernebler, für Mukoviszidose- Patienten nach Hersteller- Angaben ab 2 Jahren empfohlen (mit Smartmask Baby auch ab Geburt), der zudem sehr rasch vernebelt, ist der eFlow rapid.
Diese rasche Vernebelung hat im Kleinkind-Alter sowohl Vor- als auch Nachteile, die von verschiedenen Faktoren abhängen. Das kann ich in Ihrem Einzelfall ohne genaue Kenntnis der inhalativen Medikamente und der konkreten Therapiesituation nicht beurteilen.
Im Allgemeinen und aus meiner langjährigen Erfahrung heraus würde ich den eFlow rapid bei einem achteinhalb Monate alten Baby eher nicht empfehlen.

Ihre Frage zum Stellenwert des Inhalierens sollten Sie unbedingt noch einmal mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Wenn Sie hier ganz überzeugt sind, wird es Ihnen leichter gelingen, die Inhalations-Situation liebevoll konsequent mit ihrem Kind zu gestalten.
Inhalieren sollte für Ihren Sohn so selbstverständlich werden wie Windeln wechseln oder Anziehen oder später dann das Zähne putzen. Auch diese Dinge mögen Kinder nicht immer und unbedingt, müssen aber getan werden.
Das schließt nicht aus, dass sich trotzdem eine positive Beziehung zum Inhalationsgerät entwickelt. Lassen Sie sich hier Tips von Ihrer Sie wöchentlich/ regelmäßig behandelnden Physiotherapeutin geben.
Hilfreich kann Singen sein, ein Bilderbuch anschauen, Hüpfen auf dem Pezziball, ein kuscheliger, zugewandter Moment mit Mutter oder Vater oder auch die Inhalation mit dem geliebten Schnuller.
Am allerwichtigsten ist jedoch Ihre innere Überzeugung von der Notwendigkeit der Inhalation, die sich ohne Worte ihrem Kind vermittelt- damit klärt und entspannt sich aus meiner Erfahrung heraus oft sehr viel.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiter helfen.


Mit freundlichen Grüßen
B. Dittmar
Physiotherapeutin

22.11.2017
Die Antwort wurde erstellt von: Birgit Dittmar