Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Husten bei Extremfrühchen

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,
vielen Dank für die sehr wertvolle Möglichkeit sich hier Expertenrat einholen zu können.
Meine Tochter (Extremfrühchen der 27. SSW, 3 Monate Sauerstoff-Bedarf, gerade 3 geworden) durchlebt(e) gerade ihren ersten Kindergarten-Winter. Sie hat leider schon seit mindestens drei Monaten, evtl. sogar noch länger, einen ununterbrochenen Husten. Der Husten ist mal locker-feucht, mal eher trocken-gereizt. Unser betreuender Kinderarzt konnte bis auf einmal vor wenigen Wochen beim Abhören nie Auffälligkeiten feststellen. Dieses eine Mal hatte sie eine leichte obstruktive Bronchitis, die sie durch Salbubronch-Tropfen nach einer Woche wieder los war. Ansonsten war immer alles ok, sie hatte ansonsten noch keine Bronchitis oder gar eine Lungenentzündung . Ansonsten erfreut sie sich trotz ihrer extremen Frühgeburt bester Gesundheit. Sie liegt mit ihrem Gewicht immer um die 50er-Perzentile herum, hat keine Verdauungsprobleme wie Fettstühle, Durchfälle, Blähungen o.ä.
Unser Kinderarzt sah nie eine Veranlassung weiterer Diagnostik oder Behandlungen; d.h. wir inhalieren z.B. auch nicht, ein Antibiotika hat sie noch nie benötigt. Nun waren wir vertretungsweise erstmals bei einer anderen Kinderärztin die fragte, ob meine Tochter bereits auf Mukoviszidose getestet wurde. Nachdem wir uns vom ersten Schock erholt haben, wurden zwei Schweißtests beim niedergelassenen Kinder-Pneumologen durchgeführt. Leider konnte beides Mal nicht genügend Schweiß gesammelt werden. Der Kinder-Pneumologe sagte uns dann, dass er bei der dargebotenen Symptomatik (keine Lungenentzündungen, nur eine Bronchitis, beim Abhören immer frei, normale Verdauung) nicht zwingend weitere Diagnostik anschließen würde, sondern dass ein „Abwarten, ob der Husten von selbst im Sommer verschwindet“ durchaus auch angemessen wäre. Diese Hoffnung möchte ich natürlich nur allzu gerne teilen, die Unsicherheit bleibt aber.

Ich bin mir bewusst, dass sie keine Ferndiagnose stellen können, wäre Ihnen aber dennoch für eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit einer Mukoviszidose sehr dankbar. Habe ich es richtig verstanden, dass sich die Wahrscheinlichkeit durch die problemlose Verdauung und normales Gedeihen schon mal stark reduziert hat und sie wenn überhaupt zu den 20% der Fälle gehören müsste, die keine Pankreas-Unterfunktion aufweisen? Ist die häufigste Mutation (Delta F508) bei funktionierender Verdauung noch unwahrscheinlicher und liegt bei nur wenigen Prozent?
Habe ich es des Weiteren richtig verstanden, dass auch die pulmonalen Symptome zwar einer Abklärung bedürfen aber doch eher für eine andere Erkrankung sprechen?

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
B.W.
Antwort
Sehr geehrter Fragender,
Die Frühgburtlichkeit wird für die Empfindlichkeit des Bronchialsystems verantwortlich gemacht werden können.
Der anhaltende Husten spricht für entzündliche Veränderungen an den Bronchien.
Eine Inhalationsbehandlung mit dem Pariboy ist M.E. indiziert über etwa eine Woche mit Physiologischer Kochsalzlösung + 2 Tropfen Salbutamol +10Tropfen Atrovent. Wenn nach 5 Tagen nicht eine eindeutige Besserung eingetreten ist, möchte zusätzlich über einen Aerochamber mindestens 2x2 Hub Flutide mite nach der Feuchtinhalation inhaliert werden.
Ein tiefer bakteriologischer Rachen-Abstrich ist sicher hilfreich und ggfs. ist eine Röntgen-Aufnahem der Lunge in 1 Ebene erforderlich.
Die Flutide-Inhalation sollte sicher 2 Monate vorgenommen werden.
Natürlich hat ein Kinderpneumologe immer die Diagnose Mukoviszidose im Hinterkopf.
Eine einfache genetische Untersuchung der 31 häufigsten Mutationen würde zur Entlastung der familiären Anspannung beitragen. Ein Schweißtest müßte eigentlich in diesem Alter doch schon möglich sein.
Bei einer Blutentnahme sollten auch Entzündungsmarker (CRP und Blutbild und das Gesamt IgE) untersucht werden. Wie ist die familiäre Allergiesituation?
Die vorliegende Symptomatik spricht nicht zwingend für das Vorliegen einer Mukoviszidose.
Die Bronchialempfindlichkeit läßt sich ja in der Regel gut behandeln. Dann kann man getrost bis zum Sommer abwarten, wenn die Inhalations-Therapie hilft.
Die pulmonalen Probleme bedürfen einer Abklärung. Das ist richtig. Wahrscheinlich liegt hier ein frühkindliches Asthma - Syndrom vor.
Ein sicherer Ausschluß einer Mukoviszidose wäre sicher schön.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. H.-E. Heuer
12.04.2018
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer