Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Hygienerichtlinien für den Umgang mit Port

Frage
Liebe Experten, ich frage stellvertretend für eine Patientin:

Meine Frage: Gibt es allgemein gültige Hygienerichtlinien für den Umgang mit einem Port?
Vor 2,5 Jahren erhielt ich meinen Port. Als ich vor 18 Jahren gelernt habe, meine IV-Therapien zuhause durchzuführen, wurde auf penible Sauberkeit geachtet – Fenster schließen, Hände waschen, desinfizieren etc. Beim Spülen von meinem Port (ich habe ihn jetzt 2,5 Jahre) muss ich um all das kämpfen: Sterile Handschuhe, Tupfer, Pflaster gibt es nur, wenn ich mit Nachdruck darum bitte. Mundschutz steriles aufziehen der Spritzen oder gar ein Abdecktuch, habe ich in meiner Ambulanz noch nie gesehen. Dagegen durfte ich schon erleben, dass eine Infusion auf Station aufgezogen, und mit Infusionsbesteck versehen durch die Klinik in die CF- Ambulanz getragen wurde – ungeschützt. Oder die Schwester sich nur nachlässig die Hände desinfiziert, durch die Haare fährt und anschließend die Infusion wechselt. Auf der Station ist es nicht besser.
Die Unsicherheit führt dazu, dass ich meinen Port in meiner Ambulanz nicht mehr anstechen, geschweige denn auf Station mir vom Pflegepersonal die Infusionen anhängen lasse. Da ich meinen Port im Oberarm habe, ist selber anstechen aber recht schwierig. Es gibt jedoch Kliniken, die sich an exakte Hygieneregeln halten, auch dann, wenn sie alle Hände voll zu tun haben.
Ihre Antwort, wie viel Hygiene bei der Portbenutzung vorgeschrieben ist, soll mir die Verunsicherung nehmen und ich könnte beim Klinikpersonal und den Ärzten anders argumentieren, als nur mit meiner Angst.
Vielen Dank!
Antwort
Liebe Patientin,

Sie haben völlig Recht, ein hygienisches, d.h. steriles Vorgehen ist bei dem Umgang mit einem Portsystem unerlässlich.
Der Portkatheter (kurz: Port) ist ein dauerhafter venöser Zugang, der vollständig im Unterhautfettgewebe versenkt liegt. Die Portkammer liegt unmittelbar unter der Hautoberfläche (im Brustbereich oder auch am Oberarm), daran angeschlossen ist ein Schlauch, der in eine Vene mündet und dessen Ende dann in einem großen Gefäß kurz vor dem rechten Vorhof des Herzens liegt, d.h. es handelt sich um einen sog. zentralen Katheter (ZVK). Durch Anstechen der Kammer mit einer speziellen Nadel durch die Haut kann man dann einen Zugang zum Blutkreislauf herstellen.
Die Punktion des Portes kann von Pflegepersonal oder ärztlichem Personal vorgenommen werden. Dabei ist jedoch auf ein sauberes, hygienisches Vorgehen zu achten und die verwendeten Materialien müssen steril gehalten werden. Ansonsten kann eine Infektion des Portsystems auftreten. Diese kann von einer lokalen Hautinfektion an der Portstelle bis zu einer möglichen Sepsis, d.h. eine systemische Infektion reichen. Da sich an Fremdmaterial Bakterien gut festsetzen können, kann eine Portinfektion nur in seltenen Fällen mit Antibiotika saniert werden. Meistens muß der Port dann entfernt werden.
Um eine Infektion als Komplikation zu vermeiden, ist ein steriles Vorgehen notwendig. Das Vorgehen in unserem CF-Zentrum (Hygienerichtlinie CF-Zentrum Köln) ist im folgenden kurz dargestellt:
Punktionsvorgang mit Assistenz zum Heranreichen der Arbeitsmaterialien und zur Gewährleistung einer aseptischen Punktion:
Fenster schließen, Hände waschen, Arbeitsfläche mit Flächendesinfektionsmittel desinfizieren, sterilen Kittel anziehen, Personal sowie Patient legt Mundschutz an, Händedesinfektion, sterile Handschuhe anziehen, steriles Abdecktuch auf Arbeitsfläche auslegen, drei sterile Kompressen anreichen lassen und auf dem Abdecktuch ablegen, steriles Lochtuch anreichen lassen und auf Abdecktuch ablegen, Portnadel aus der Verpackung entnehmen und auf sterilem Abdecktuch ablegen, zwei 10 ml Spritzen aus Verpackung entnehmen, eine Spritze mit Kanüle verbinden, Kanüle steril in NaCl 0,9% -Lösung einführen und aufziehen, gebrauchte Kanüle von 10 ml Spritze entfernen und auf gesondertem Platz des Abdecktuches legen, Verschlussstöpsel von Portnadelsystem entfernen und die 10 ml Spritze mit dem Portnadelsystem verbinden, langsames Einspritzen der NaCl-Lösung zur Entlüftung des Portnadelsystems, danach die Klemme des Portnadelsystems schließen und die Portnadel auf das Abdecktuch zurücklegen, Punktionsstelle mit Hautdesinfektionsmittel besprühen lassen und 30 Sekunden einwirken lassen, sterile Kompresse von Abdecktuch nehmen und mit spiralförmiger Bewegung vom Zentrum des Ports zur Peripherie hin abwischen und den Vorgang mit einer zweiten sterilen Kompresse wiederholen, erneut Punktionsstelle mit Hautdeskinfektionsmittel besprühen lassen und 30 Sekunden einwirken lassen, Umgebung der Punktionsstelle mit sterilem Lochtuch abdecken, Spritze in die Hand nehmen (Faustgriff) und Portnadel zwischen Zeige-, Mittelfinger und Daumen nehmen, mit der anderen Hand Portkammer mit zwei Fingern fixieren und die Haut über der Kammer leicht spannen, senkrechtes Einführen der Nadel bis zum Nadelstopp, Klemme am Portsystem öffnen und aus Portkatheter 6 ml Blut aspirieren und verwerfen, Klemme schließen, Spritze mit der vorbereiteten NaCl-Lösung an den Portkatheter ansetzen, Klemme öffnen, zügig aber ohne Druck durchspülen, Klemme schließen und Spritze entfernen sowie Verschlussstopfen anbringen, steriles Lochtuch entfernen, sterile Kompresse über Portmembran und Portnadel auflegen, Fixierung mit Stretchplaster.
Dies ist das Standardvorgehen in unserem CF-Zentrum. Abweichungen sind natürlich jederzeit möglich, sollten aber stets unter hygienischen Gesichtspunkten erfolgen.
Für die späte Beantwortung bitten wir um Entschuldigung
Mit den besten Wünschen
Silke van Koningsbruggen
18.12.2008