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Essstörung

Frage
Unser Sohn (14 Jahre) wiegt derzeit ca. 46 kg bei einer Größe von 1,72 m. Er hat war immer schon ein "besonderer" Esser, d.h. er ist kein Brot, kaum Obst und Gemüse und fast ausschließlich Fleisch. Nahrungsergänzungsmittel lehnt er vehement ab. Er treibt keinen Sport.
Laut CF-Ambulanz sollte nun über eine zusätzliche enterale Ernährung über ein Buttonsystem nachgedacht werden.
Wir überlegen nun, ob es nicht besser wäre, ihn zunächst eine in eine Kur für Essstörungen zu schicken, um das Problem an der Wurzel anzugehen.
Falls das aus Ihrer Sicht ein gangbarer Weg ist, welche Kureinrichtungen wären hier empfehlenswert? Er leidet ja nicht an Magersucht oder Bulimie.

Antwort
Hallo,
Sie berichten, dass ihr 14-jähriger Sohn bei einer Größe von 172 cm 46 Kg wiegt und dass er eine sehr ausgefallene Ernährung bevorzugt. Er esse kein Brot und kaum Gemüse oder Obst und ernähre sich nahezu ausschließlich von Fleisch. Da ihr Sohn Nahrungsergänzungsmittel ablehne, habe ihr CF- Zentrum eine enterale Zusatzernährung über ein Button-System vorgeschlagen. Sie fragen , ob es eventuell sinnvoll sei ihren Sohn zunächst in ein Reha-Zentrum für essgestörte Patienten zuschicken und bitten gegebenenfalls um Vorschläge.
Entsprechend den von Ihnen angegebenen Werten liegt der Body Mass Index ihres Sohnes bei 16. Dies bedeutet, dass ein deutliches Untergewicht besteht und somit eine qualifizierte Intervention notwendig ist.
Das von ihnen geschilderte Essverhalten deutet auf eine ausgeprägte Essverhaltensstörung hin. In dieser Situation ist es mit Sicherheit sinnvoll, vor der Anlage einer PEG (Platzierung eines Button) in Zusammenarbeit der Cf-Spezialisten mit Gastroenterologen, Psychologen und Ernährungstherapeuten eine umfassende Ursachenerforschung zu betreiben. Da ihr Sohn Brot ablehnt muss z.B. eine Getreidemehlunverträglichkeit (Zöliakie) mit Sicherheit ausgeschlossen sein. Gleiches gilt für andere Nahrungsunverträglichkeiten (Fruktose- und Laktose-Malabsorption) und einen Diabetes, um nur einige Beispiele zu nennen. Natürlich spielen auch psychogene Faktoren eine bedeutende Rolle.
Letztendlich muss in die gesamte Analyse auch der Schweregrad der Lungenmanifestation einbezogen werden.
Die gesamte Problematik kann mit Sicherheit in den von der deutschen CF-Gesellschaft (Muko e.V.) zertifizierten Reha-Zentren gut abgeklärt und gegebenenfalls therapeutisch angegangen werden. Da es sich um eine sehr komplexe Situation handelt , scheint mir eine Behandlung in einem Zentrum mit einem familientherapeutischen Ansatz besonders geeignet. Hier wäre unter anderem die Nachsorgeklinik Tannheim (Villingen-Schwenningen) zu nennen.
Besprechen Sie doch diesen Vorschlag in ihrer Familie und mit den Ärzten und Ernährungstherapeuten ihres CF-Zentrums.
Wir wünschen ihrem Sohn und ihrer Familie alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
23.05.2018
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt