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Antibiotikumgabe ohne Symptome

Frage
Sg. Expertenteam,

bei meinem wenige Monate alten Sohn wurde vor kurzem mittels Rachenabstrich staph. aureus nachgewiesen. Aus welchem Grund ist eine Antibiotikumgabe notwendig wenn er keinerlei Symptome wie Husten, Schleimbildung etc aufweist bzw. welche Folgen hätte es in jedem Fall, wenn man auf ein Antibiotikum verzichten würde und abzuwarten ob Symptome auftreten.

Mfg
Eine besorgte Mutter
Antwort
Hallo,
Sie berichten, dass bei ihrem wenige Monate alten Sohn bei einem Routine-Rachenabstrich Staph. aureus nachgewiesen wurde. Es wurde dann wohl von ihren behandelnden CF-Ärzten eine Antibiotikatherapie vorgeschlagen obwohl keinerlei akute Infektionszeichen wie vermehrter Husten oder Schleimbildung zu beobachten sind. Sie fragen, ob sich mit Sicherheit negative Folgen einstellen, wenn man mit der Antibiotikatherapie abwartet bis Symptome auftreten.
Ganz generell ist zu der Situation ihres Sohnes zu sagen, dass bei den meisten CF-Kindern bei den üblichen Routineuntersuchungen Staph. aureus als erster Erreger nachgewiesen wird. Erst in der Folgezeit treten andere Keime in den Vordergrund. Der Keimnachweis im Rachenabstrich eines Säuglings muss dabei auch kritisch bewertet werden. Es ist zu fragen ob es ein einmaliger Nachweis war oder ob der Erreger bei mehrfachen Kontrollen in kurzem Zeitabstand gefunden wurde. Ein einmaliger Nachweis bedeutet noch lange nicht, dass die Lunge besiedelt ist. Von routinemäßig in Studien durchgeführten Untersuchungen des mittels Bronchioskopie gewonnenen Bronchialsekretes bei symptomfreien Säuglingen weiß man , dass fehlender Husten oder fehlende problematische Schleimbildung Entzündungsprozesse in der Lunge nicht ausschließen.
Bereits seit langer Zeit existieren unterschiedliche Bewertungen bei den CF-Ärzten für die Situation ihres Sohnes. Es gibt einerseits das Lager der Ärzte, die bei jeglichem Nachweis von Staph. aureus – unabhängig vom Beschwerdebild und den Befunden der Laboruntersuchung des Patienten - eine Antibiotikatherapie vorschlagen. Die andere Gruppe der CF-Ärzte führt eine symptomorientierte Behandlung durch. Unter dieser zweiten Gruppe von Ärzten gibt es einige wenige Kollegen, die mit den Patienteneltern eine monatliche Kontrolle im CF-Zentrum vereinbaren, um einen möglichst engmaschigen Überblick über die Entwicklung des CF-Patienten zu haben.
Da bei vielen CF-Patienten eine einmal stattgefundene Besiedlung der Lunge mit Staph. aureus den Beginn des Status einer Dauerbesiedlung bedeutet, muss man sich dann auch mit der Frage auseinandersetzen, ob man eine Dauerantibiotika-Behandlung akzeptiert. Von einer solchen Dauerbehandlung weiß man, dass sie eine frühzeitige Besiedlung der Lungen von CF-Patienten mit Pseudomonas aeruginosa fördern kann.
Bisher gibt es keine hinreichend umfangreiche vergleichende Studien, die einen Vorteil der Gruppe der routinemäßig behandelten gegenüber den symptomorientiert behandelten Patienten ergeben.
Für ihren Sohn und Sie als Eltern bedeutet dies, dass Sie die gesamte Situation ausführlich mit ihren behandelnden Ärzten diskutieren müssen, um zu einer beiderseits vertrauensvoll getragenen Behandlungslösung zu kommen.
Wir wünschen Ihnen und ihrem Sohn viel Glück.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
05.06.2018
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt