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Pseudomonas Erstinfektion

Frage
Meine Tochter (14)hat das 1. Mal einen Pseudomonas-Nachweis im Sputum. Wir mussten 2 Wochen lang Ciproxin einnehmen. Das hat meine Tochter sehr mitgenommen.
Jetzt wächst das Unbehagen, die nächste Sputumuntetsuchung steht an. Wie wird Pseudomonas gewöhnlich behandelt? Auf was müssen wir ab jetzt zu Hause achten?
Zeigt jede Pseudomonas Infektion Symptome? Kann man eine solche Infektion auch ohne Antibiotika behandeln? Danke!
Antwort
Liebe/r Frager/in,
danke für Ihre Anfrage. Die deutsche Leitlinie (Diagnostik und Therapie nach dem ersten Nachweis von Pseudomonas aeruginosa) empfiehlt eine Therapie a) mit inhalativem Tobramycin (2x300 mg/Tag) über 4 Wochen oder b) das dänische Schema bei Erstinfektion: Colistin zur Inhalation (2x 1 Mio IE/Tag) und Ciprofloxacin (40 mg je kg Körpergewicht /die, max Einzeldosis 750 mg) oral in 2 Einzelgaben über 3 Wochen. Nicht jede Pseudomonas-Infektion zeigt Symptome. Eine Therapie ohne Antibiotika sieht die deutsche Leitlinie nicht vor bzw. die Möglichkeit den Keim ohne Antibiotika zum Verschwinden zu bringen ist nicht erwiesen.

Zu den Hygienemassnahmen habe ich Ihnen Passagen aus der Hygieneleitlinie (sofern Ihnen diese noch nicht vorliegen) kopiert:
Basishygienemassnahmen
• Gute Händehygiene, die im Alltag vor allem auf dem regelmäßigen Händewaschen mit Wasser und Seife beruht (siehe www.hygiene-tipps-fuer-kids.de/). Das Händeschütteln sollte vermieden werden (‚Händeschütteln – nein danke!’)
• Patienten mit CF sollten Einweg-Papiertaschentücher verwenden, diese sofort nach Gebrauch entsorgen und sich danach die Hände waschen
• Der Einsatz von Händedesinfektionsmitteln ist im privaten Lebensumfeld nur bei speziellen Indikationen zu empfehlen, z.B. – vor dem Abtrocknen von aufbereitetem (desinfiziertem) Inhalationszubehör, – vor der Zubereitung von Inhalationslösungen,
• Utensilien der Körperpflege (z.B. Waschlappen und Handtücher) sollten nicht mit anderen Familienmitgliedern geteilt werden. Pflegetextilien sollten täglich gewechselt und bei 60°C in der Waschmaschine gewaschen werden.
• Die Hinweise zur Infektionsvermeidung in der Inhalationstherapie (4 Schritte der Reinigung und Aufbereitung von Inhalationszubehör) gelten in gleicher Weise zu Hause wie im Krankenhaus und sollten unbedingt beachtet werden. Bei 60°C gewaschene, getrocknete und gebügelte Küchenhandtücher sind gut für die Aufbewahrung von aufbereitetem Inhalationszubehör geeignet.
Wasser (P. aeruginosa u. a.)
• Zu Hause sind das Badezimmer und die Toilette (aber z.B. auch die Küchenspüle, der Spülschwamm, Putzutensilien und das Wasser von Schnittblumen) prinzipiell denkbare Reservoire für P. aeruginosa.
• In den bisher vorliegenden Untersuchungen wurden Pseudomonaden vor allem in Abflüssen und Siphons nachgewiesen, viel seltener im Leitungswasser. In der Küche sollten Spülschwämme regelmäßig (am besten tgl.) mit in die Spül- oder Waschmaschine (60°C) gegeben werden. Küchenhandtücher sollten nach Gebrauch einmal tgl. bei 60°C gewaschen werden. Die Waschmaschine und die Spülmaschine sollten mindestens einmal pro Woche mit einem 60°C-Programm laufen.
• Das Händewaschen sollte in der Regel mit kaltem Wasser erfolgen. Das warme Wasser zum Zähneputzen, Waschen, Duschen oder Baden sollte 1min vorlaufen, bevor es zu einem Patienten mit CF in Kontakt kommt (ggf. kann das Familienmitglied mit CF das Bad nach den anderen Familienmitgliedern benutzen). Der Wasserstrahl aus dem Wasserhahn oder Duschkopf sollte nie direkt in den Abfluss gerichtet sein, um eine Aerosolentwicklung aus dem Abfluss zu vermeiden. Der Toilettendeckel sollte vor Betätigung der Spülung geschlossen werden.
• Eine gute Mundhygiene und Zahnpflege ist sehr wichtig, ebenso die Kontrolle des Zahnstatus durch einen auf die besonderen Belange dieser Patientengruppe eingestellten Zahnarzt.
• Patienten mit CF dürfen öffentliche Schwimmbäder besuchen. Wenn die Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser nach den anerkannten Regeln der Technik erfolgt, ist das Risiko einer Pseudomonas-Exposition sehr niedrig. Dies gilt in gleicher Weise für Schwimmbäder in Schulen und Rehabilitationseinrichtungen.
• Whirlpools und Warmwasserbecken für Kleinkinder sollten von Patienten mit CF gemieden werden, da hier das Risiko einer Exposition gegenüber Pseudomonaden erhöht ist. Entgegen landläufiger Meinungen sind naturnahe Kleinbadeteiche und Badeseen mit ‚biologischer Aufbereitung’ aus der Perspektive der Infektionsvermeidung um ein Vielfaches problematischer als öffentliche Schwimmbäder.
• Private Plantchbecken für Kleinkinder sollten mit sauberem kalten Wasser (nicht aus einem abgestandenen Garten schlauch) gefüllt, täglich geleert und getrocknet werden.
• Regelmäßig nach Herstellerangaben gewartete Klimaanlagen mit Luftfilter verbessern die Raumluftqualität in PKWs und sind selbst keine Quelle für Feuchtkeime in der Innenraumluft

Allgemeine Wohnraumhygiene, Gartenarbeit
• Im Schlafzimmer oder im Kinderzimmer sollten keine Zimmerpflanzen stehen (mögliche Belastung mit Aspergillus-Sporen und mit Pseudomonaden). Zimmerpflanzen in anderen Räumen sollten bevorzugt in Hydrokulturen ohne stehendes Wasser gehalten werden.
• Auf Luftbefeuchter an Heizkörpern und Raumluftbefeuchter ist nach Möglichkeit zu verzichten, auf die angemessene Lüftung von Wohnräumen sollte geachtet werden. Bei Schimmelpilzbefall in Wohnräumen muss die Ursache geklärt und behoben werden.
• Abfallbehälter sollten mit einem Deckel versehen sein und täglich entleert werden. Behälter für Bioabfall gehören nicht in den Wohnbereich, sondern nach draußen an einen möglichst kühlen und schattigen Platz. Patienten mit CF sollten wenn möglich keinen direkten Kontakt zur ‚Biotonne’ oder zum Komposthaufen im Garten haben. Sie sollten sich bei der Gartenarbeit durch die Verwendung von geeigneten Handschuhen und die Vermeidung von Kontakten zu abgestandenem Wasser (aus einem Gartenschlauch oder aus einer Regentonne) vor vermeidbaren Expositionen gegenüber Pseudomonas spp. und anderen opportunistischen Krankheitserregern schützen.
• Das Umgraben oder Ausbringen von Kompost sowie alle Arbeiten mit Rindenmulch gehen mit einer maximalen Exposition gegenüber Schimmelpilzsporen einher und sollten von den Patienten daher gemieden werden.
Haustiere
• Haustiere teilen sich ihren Lebensraum mit Menschen und können Krankheitserreger übertragen. Vor allem Kinder sind oft nicht in der Lage, Basishygieneregeln im Umgang mit Haustieren einzuhalten oder ihr Nutzen erschließt sich den Kindern nicht, während sie mit Haustieren spielen (das Haustier wird als Freund oder Familienmitglied wahrgenommen). Selbstverständlich können auch Patienten mit CF Haus- und Nutztiere halten, wenn sie dabei die Basishygieneregeln beachten (v.a. Händewaschen nach dem Streicheln und nach dem Füttern)
• Tiere (und Tierfutter) gehören nicht ins Kinderzimmer; wenn Haustiere (z.B. Katzen, Hunde) in der Küche gefüttert werden, muss darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer Übertragung von Krankheitserregern auf Lebensmittel kommt (statt Frischfleisch besser Dosen- oder Trockenfutter verwenden).
• Haustiere sollten regelmäßig vom Tierarzt untersucht (entwurmt, geimpft) werden. Direkter Kontakt zu kranken Tieren sollte vermieden werden.
• Die Katzentoilette und der Vogelkäfig sollten möglichst nicht von den Patienten selbst gereinigt werden.
• Patienten mit CF sollten im Wohnbereich keinen direkten Kontakt zu Aquarien oder Terrarien haben.
• Der Umgang mit Pferden, insbesondere die entsprechenden Aktivitäten im Stall (Abbürsten, Hufe auskratzen, Ausmisten, Füttern), kann zu einer erheblichen Exposition gegenüber Aspergillus-Sporen und anderen Schimmelpilzen führen.
Sport
• Regelmäßige sportliche Betätigung ist in den meisten Fällen als Ergänzung der Physiotherapie von erheblichem Nutzen für die Gesundheit der Patienten mit CF.
• Die hygienischen Rahmenbedingungen in Umkleide- und Duschkabinen öffentlicher Sportanlagen sind leider oft sehr unzureichend. Ggf. sollte daher lieber zu Hause geduscht werden (Vorsicht wg Duschköpfen und Badematten).
• Beim Besuch von Trainingsstudios ist auf eine gute Händehygiene zu achten (ggf. eine eigene kleine ‚Taschenflasche’ mit Händedesinfektionsmittel mitführen). Patienten mit CF sollten in solchen Studios nicht gemeinsam trainieren.

Beste Grüße
Dr. S. Schmitt-Grohé
21.09.2018
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Sabina Schmitt-Grohé