Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Vaporisieren mit destilliertem Wasser

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

auf den Seiten der deutschen CF-Hilfe bin ich auf einen interessanten Beitrag zur Desinfektion der Inhalationsteilen gestoßen (Link: https://www.dcfh.de/desinfizieren-von-inhalationsteilen/). Da die Inhalationsteile nach dieser Methode noch feucht benutzt werden, wird natürlich auch ein geringer Teil des Wassers mit inhaliert, mit dem das Vaporisieren durchgeführt wurde. Aufgrund unseres sehr kalkhaltigen Leitungswassers benutzen wir immer destilliertes Wasser aus der Drogerie. Wie in dem Artikel beschrieben ist, kann destilliertes Wasser allerdings bakterielle Endotoxine enthalten, welche laut Artikel wiederum Entzündungsprozesse hervorrufen können.
Bei eigenen Recherchen zu dieser Thematik habe ich beide Aussagen bestätigt gesehen, allerdings habe ich keine Fachartikel gefunden, die die Problematik im Hinblick auf CF betrachten.
Meine Fragen lauten nun:

Kennen Sie entsprechende Artikel?
Inwiefern halten Sie eine Schädigung der Lunge durch inhalierte bakterielle Endotoxine für wahrscheinlich?
Welche Alternativen können Sie empfehlen?
Die Kosten für Wasser für Injektionszwecke, wie es im Artikel empfohlen wird, würden sich im Jahresverlauf auf ca. 700 € belaufen, würden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?

Vielen Dank schon jetzt für ihre Antwort!
Antwort
Sehr geehrte Fragestellerin,
die seitens der CF-Hilfe zitierte mikrobiologische Studie besagt, dass das Aufbereiten von Inhalationszubehör mit Wasserdampf (Vaporisierung) alle getesteten Bakterien effektiv abtötet und eine Keimbelastung v.a. sekundär zustande kommt, aufgrund einer (ggf. unsachgemäßen) nachfolgenden manuellen Trocknung und Lagerung.
Originaldaten oder eine Publikation der genannten Studie liegen mir zu besseren Beurteilung nicht vor, allerdings ist die Schlussfolgerung, am Inhalationszubehör am besten erst kurz vor der nächsten Benutzung zu manipulieren, plausibel und gut nachvollziehbar.
Grundsätzlich ist es hygienisch sinnvoll für das Vaporisieren nicht zwingend steriles, aber möglichst keimarmes Wasser, z.B. destilliertes Wasser, zu nutzen.
Ebenso stimmt die Ausage, dass das - das Zubehör benetzende - Restwasser nach dem Vaporisieren nicht frei von Endotoxin ist, da ggf. zuvor vorhandene Bakterien abgetötet aber nicht entfernt werden. Endotoxin (auch als Lipopolysaccharid bekannt) ist ein Bestandteil der bakteriellen Zellwand. Unklar ist, ob überhaupt und wieviel Endotoxin bei einer folgenden Inhalation in die Lunge gelangen kann.
Die Lunge ist, wie man heute weiß, nicht steril, sondern in einem gewissen Umfang mit Keimen der oberen Atemwege besiedelt (sog. Lungenmikrobiom). Auch diese Bakterien stellen damit eine stetige Quelle für Endotoxin dar. Es existieren weiter Daten, dass bei CF-Patienten der Endotoxingehalt im Blutserum gegenüber Gesunden erhöht ist. Ob dieses Endotoxin durch eine Transition über die Darmschleimhaut (Darmmikrobiom) oder über das Lungenepithel (Lungenmikrobiom, Lungeninfektion) zustande kommt, ist unklar. Insgesamt ist aber davon auszugehen, dass Endotoxin als Verunreinigung, wenn überhaupt, nur in Spuren über „feuchtes“ Inhalationszubehör vernebelt wird und diese Menge anteilmäßig keine klinische bzw. pathophysiologische Relevanz besitzt. Wasser für Injektionszwecke (intravenöse Applikation) muß dagegen frei von Endotoxinen sein.
Mit freundlchen Grüßen
Michael Hogardt
05.10.2018
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt