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Grippeimpfung

Frage
Sehr geehrte Experten,

wie wahrscheinlich viele andere Eltern von betroffenen Kindern beschäftigen wir uns gerade mit der Frage, ob wir unserer Tochter (9 Monate) eine Grippeschutzimpfung geben lassen.
Alle anderen Impfungen wurden bisher nach STIKO-Empfehlungen gegeben, es gab keine Komplikationen.

Bei ihrer älteren Schwester (kein CF) haben wir nie über eine Grippeschutzimpfung nachgedacht.

Unsere Frage bezieht sich darauf, ob es bei einer Mukoviszidose zu einem besonders schweren Verlauf einer Influenza oder eventuell auch zu Folgeschäden an der Lunge durch die Influenza kommen kann - also warum wird die Grippeschutzimpfung für CF-Kinder überhaupt empfohlen?

Bei unserer Tochter liegen die Mutationen compound-heterozygot vor (Klasse II/Klasse IV). Es scheint sich, auch nach Aussage der behandelnden Ärzte, um eine milde Form zu handeln. Es gab keinerlei Infekte oder andere CF-bedingte Komplikationen in den ersten 9 Monaten.

Wo genau liegen die negativen Auswirkungen einer Influenza bei CF-Betroffenen?
Ist es eher das Problem, dass viele Betroffene aufgrund der Grunderkrankung geschwächt sind und ihnen eine Influenza besonders Probleme machen würde?
Oder kommt es durch die Influenza zu entzündlichen Prozessen in der Lunge, welche das Gewebe der Betroffenen vernarben lässt?
Das Gewebe von CF-Betroffenen vernarbt doch im Laufe ihres Lebens, oder? Wodurch kommt diese Vernarbung zustande und wie kann man ihr präventiv begegnen?

Vielen Dank für ihren Mühen und ihre Antwort.
Antwort
Hallo,
Sie fragen an, ob bei ihrer 9 Monate alten Tochter, bei der eine bisher mild verlaufene CF besteht, eine Grippe-Impfung notwendig ist und Sie fragen gezielt, welche Schäden bei einer Influenza-Erkrankung bei einem Cf-Kind eintreten können. Wie Ihnen in ihrem CF-Zentrum sicherlich erklärt wurde führt die Störung der Chloridkanäle in den Bronchialschleimhäuten zu einer abnormalen Sekretbeschaffenheit in den Atemwegen und letztendlich zu einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Entzündungsprozessen in der Lunge und vor allem zur Besiedlung der Schleimhäute infektionsauslösenden Erregern ( Viren und Bakterien). Typisch für den Krankheitsverlauf bei CF kommt es bei den meisten Patienten in der frühen Lebensphase durch banale Virusinfekte zu ersten Vorschädigungen der Bronchialschleimhäute, die eine dauerhafte Besiedlung der Lunge mit Bakterien fördern. Die dann entstehende chronische Bronchitis führt meist schleichend zu ersten Zerstörungen von Lungengewebe und es kommt letztendlich beim Versuch der Abheilung solcher Entzündungsareale regional zur Narbenbildung.
Die heute empfohlene Grippeimpfung schützt wie Sie wissen nicht jeden banalen Virusinfekt.
Wir wissen aus langjährigen Beobachten an älteren Menschen aber auch an Cf- Patienten, dass eine echte Influenza-Infektion auf Grund einer bei den älteren Menschen bestehenden Schwächung des Immunsystems einen extrem dramatischen Verlauf nehmen kann. Bei CF-Patienten zeigten zum Teil dramatische Veränderungen in der Manifestation der Lungenerkrankung von einem zunächst sehr ruhigen Verlauf hin zu einer plötzlichen Häufung von pulmonalen Exazerbationen. Diese Beobachtungen haben dazu geführt, dass heute weltweit von den CF-Zentren für CF-Patienten eine konsequente Grippe-Schutzimpfung empfohlen wird. Dabei sollten Kinder im Alter von 6 Monaten bis 3 Jahren im Abstand von einem Monat zweimalig mit einer haben Impfdosis behandelt werden. Es sollten gleichzeitig alle Familienmitglieder geimpft werden.
Ich hoffe, dass der Krankheitsverlauf bei ihrem Kind weiterhin ruhig verläuft.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
18.09.2018
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt