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Koloskopie sinnvoll?
- Frage
- Bei meinem Sohn (14 J., dF508 homozygot, Gewicht normal) wurde durch Zufallsbefund (keine Schmerzen - auch nicht wenn man draufdrückt, kein Fieber etc.) eine (auch von außen tastbare) knotenförmige Stelle im rechten Unterbauch (am Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm) gefunden. Verdacht auf DIOS.
Macrogol brachte keinen Erfolg, deshalb erfolgte nun ein MRT mit folgendem Ergebnis:
Rel. dickwandiges Zökum mit kräftigen Stuhleinlagerungen, wandverdicktes kräftig faltengewulstetes, zum Teil mehrgeschichtetes terminales und präterminales Ileum. Verdacht auf unspezifische Entzündung? Koloskopie mit Intubation des terminales Ileums empfohlen. Der Befund ist nicht typisch für einen Morbus Crohn. Kein Nachweis einer soliden Raumforderung im rechten Unterbauch. Keine Lymphknotenvergrößerungen. Keine fokalen Leberherde.
Ist eine Koloskopie sinnvoll? Ich bin davon ausgegangen, dass bei Mukoviszidose meist eine chronische Entzündung im Darm vorliegt. Die Frage für mich ist eher, wie man diese knotenartige Stelle (Entzündung) wegbekommt. Wie kann man erkennen, ob es evtl. doch eine Blinddarmentzündung ist? Und wie behandelt man überhaupt eine Entzündung im Darm?
Könnte die Ursache für eine Darmentzündung bei den Enzymen bzw. der Kapselhülle liegen (er bekommt Panzytrat 25.000) und gäbe es in diesem Fall Alternativen?
Vielen lieben Dank für Ihre Antwort! - Antwort
- Hallo,
Sie berichten, dass bei ihrem 14-jährigen Sohn, der an CF leidet und der einen Homozygotenstatus für die Mutation d F 508 hat, rein zufällig eine knotige , schmerzfreie Resistenz im rechten Unterbauch festgestellt wurde. Unter dem Verdacht auf ein DIOS wurde eine Behandlung mit Makrogol durchgeführt, die den Befund nicht verändert hat. Es erfolgte dann eine MRT-Untersuchung des Abdomens, die eine Wandverdickung im Zökum sowie im terminalen und präterminalen Ileum zeigte. Weiterhin zeigten Koteinlagerungen im Zökum. Für einen soliden Tumor oder Vergrößerungen der lokalen Lymphknoten gab es keinen Anhalt. Die Darmwandbefunde in Zökum und Ileum wurden als Hinweis auf eine Darmentzündung gedeutet und es wurde ihnen empfohlen, bei ihrem Sohn eine Colonoskopie durchführen zu lassen.
Sie fragen nun an, ob Sie diese Colonoskopie durchführen lassen sollten und Sie machen sich Gedanken, ob die Wandveränderungen evtl. medikamentenbedingt sind. Ihr Sohn nimmt zur Therapie der Pankreasinsuffizienz Panzytrat ein.
Der Befund ihres Sohnes ist das typische Bild einer chronischen in der Regel langzeitig schmerzfreien Kotresistenz im rechten Unterbauch, lokalisiert im Zökum. Wenn dieser Befund wiederkehrend zu ziehenden Schmerzen im rechten Unterbauch führt, dann wird der Befund als DIOS bezeichnet. Da ein solcher schmerzfreier zufällig bei einer Routinekontrolle festgestellter Befund unbehandelt in der Folgezeit immer mit den genannten Beschwerden auffällig wird, sollte geprüft werden, ob es Erklärungen für die Entstehung des Befundes gibt und es sollte in der Folgezeit eine Konsequente Therapie des Befundes erfolgen.
In der Regel werden solche Kotverhalte durch eine fehlerhafte Therapie der Pankreasinsuffizienz ausgelöst und unterhalten. Meist handelt es sich um eine inkonsequente zeitweilig deutlich zu niedrige Pankreasenzymdosierung, - z.B. auch häufiges Weglassen bei einzelnen Mahlzeiten. Andererseits werden solche Kotresistenzen auch bei langzeitiger deutlich zu hoch dosierter Enzymgabe beobachtet.
Unabhängig hiervon wurden entzündungsbedingte schwerwiegende Wandveränderungen in terminalem Ileum , besonders aber auch im Zökum und aufsteigenden Colon bei Patienten gefunden, die in der Regel extrem zu hohe Enzymdosen erhalten hatten. Auf Grund dieser in den 90-ziger Jahren des letzten Jahrhunderts gemachten Erfahrungen wurden wurde eine Obergrenze der Pankreasenzymdosierung mit 20.000 IE Lipase pro Kg Körpergewicht und Tag für CF-Patienten festgelegt. Eine Höherdosierung sollte nur unter strenger Kontrolle durch einen Kindergastroenterologen und eine begleitende engmaschige Ernährungstherapie erfolgen.
Ganz grundsätzlich spielen sich CF-bedingt leichte entzündliche Prozesse im Darmtrakt der Patienten ab. Diese können durch unsachgemäße Enzymtherapie verstärkt werden. Da bei CF-Patienten aber auch in der Regel die Darmflora , nicht zuletzt durch gehäufte Antibiotikatherapien verändert ist , trägt dies zusätzlich zu Entzündungsprozessen bei.
Der im MRT festgestellte Darmwandbefund ihres Sohnes ist somit nicht ungewöhnlich.
In der Situation ihres Sohnes ist eine begleitende Betreuung durch einen mit CF gut vertrauten Kindergastroenterologen dringend notwendig. Wenn mit entsprechenden Laboruntersuchungen ein Morbus Crohn sicher auszuschließen ist, so ist aktuell eine Colonoskopie nicht weiterführend. Es ist vielmehr notwendig, mit intervallmäßiger höher dosierter Makrogol-Therapie und evtl. begleitender täglicher Therapie mit N-Acetylcystein die Kotresistenz schrittweise zu reduzieren. Vor Allem ist aber auch eine Überprüfung und gegebenenfalls Optimierung der Pankreasenzymtherapie im Rahmen der ernährungstherapeutischen Maßnahmen seitens ihres CF-Zentrums notwendig. Sollte sich ein ungewöhnlich hoher Pankreasenzymbedarf herausstellen, so kann auch ein Wechsel des Präparates versucht werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt - 23.09.2018
- Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt