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Nachtrag: Enzyme wirken nicht

Frage
Nachtrag zu Enzyme wirken nicht

Sehr geehrter Herr Dr. H.-G. Posselt,

vielen lieben Dank für Ihre Zeit und die schnelle Bearbeitung unserer Fragen.
Sehr gerne möchten wir auf die von Ihnen angesprochenen Punkte kurz eingehen:

Bei der letzten Sonographie zeigten sich im rechten Hemiabdomen zahlreiche leicht weitgestellte Dünndarmsegmente mit echogener, dünnbreiiger Füllung und reger Peristaltik. Im Mittelbauch ein isoliertes, auf 2.5cm Diameter kräftig distendiertes Darmsegment mit Gasfüllung ohne Peristaltik. Im linken Hemiabdomen überwiegend leere Darmsegmente, keine Stuhlretention im Colon descendesn oder Rektum.

Mittlerweile wurde die Enzymmenge auf 7.000 E. Lipase pro Gramm Nahrungsfett erhöht und unser Sohn hatte zum ersten Mal nach sehr langer Zeit einen gut verdauten dunkleren Stuhl. Leider hat es nicht sehr lange angehalten, bis wieder übelriechende, gelbe Fettstühle trotz ausreichender Enzymgabe auftraten- wie kann das sein? Die von Ihnen genannten Protonenpumpenblocker bekommt er seit einiger Zeit in Form von Omeprazol 20 mg/Tag. Außerdem bekommt er zusätzlich täglich eine Tablette BicaNorm.
Sein Abdomen ist immer noch sehr auffällig ausladend. Die Fettstühle werden immer wieder durch Heißhunger Attacken begleitet, was für uns auch ein Zeichen ist, dass er seine Mahlzeiten nicht ausreichend verwerten kann. Er ist sehr blass, aber ein sehr sportliches und aktives Kind.

Unser Sohn wiegt 14 kg bei einer Länge von 89 cm. Er hat bereits einiges aufgeholt bezüglich seiner Körperlänge.

Folgendes zeigt der letzte Stuhlbericht : Blut im Stuhl negativ, aber Calprotectin im Stuhl +150

Vielen Dank für den Hinweis mit der Hitzewelle. Bei der nächsten Bestellung der Pankreasenzyme werden wir an das Herstellungsdatum denken.

Bisher konnten uns die erfahrenen Diätassistentinnen nicht wirklich weiterhelfen.
Nach einem Nahrungsmittelprotokoll mit Stuhlproben wurde lediglich die erhöhten Stuhlfettausscheidungen festgestellt.

Eine Durchleuctung mit Kontrastmittel ist der nächste geplante Schritt der CF-Ärzte.

Was kann der Grund sein, dass die Enzyme nicht richtig wirken?

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Mit freundlichen Grüßen,


Antwort
Hallo,
in Ergänzung zu ihrer ersten Frage teilen Sie mit, dass sich in der Sonographie des Abdomens bei ihrem Sohn im rechten Abdomen zahlreiche leicht weitgestellte Darmsegmente mit reger Peristaltik zeigen, in denen sich echogener Darminhalt befindet. Zusätzliche zeigte sich im Mittelbauch ein kräftig distendiertes Darmsegment (2,5 cm ) mit Gasfüllung. Im linken Abdomen zeigten sich überwiegend leere Dünndarmsegmente und keine auffälligen Stuhlansammlungen im Dickdarm.
Bei der Stuhlanalyse sei eine erhöhte Stuhlfettausscheidung dokumentiert worden. Zusätzlich sei mit 150 ein erhöhter Wert für Calprotectin im Stuhl festgestellt worden. Weiterhin berichten Sie, dass die Enzymdosis inzwischen auf 7.000 E. Lipase pro Gramm Nahrungsfett gesteigert wurde. Dies habe nur kurzzeitig zu einer Besserung der Stuhlbeschaffenheit geführt. Weiterhin berichten Sie, dass Ihr Sohn sehr bewegungsaktiv sei und dass es inzwischen im Bereich des Wachstums zu einer Aufholentwicklung gekommen sei. Aktueller Gewicht 14 Kg bei einer Größe von 89 cm.
Bereits seit einiger Zeit erhalte Ihr Sohn 20 mg Omeprazol pro Tag.
Von den behandelnden Ärzten sei nun eine Magendarmpassage mit Kontrastmittelgabe geplant.
Ausgehend von diesen ergänzenden Informationen sind folgende Feststellungen zu treffen.
1) Der Ernährungszustand ihres Sohnes ist mit einem BMI von 17,67 (Kg/m2) als altersentsprechend bemerkenswert gut zu bezeichnen. Dies ist ein Befund , der Anlass zu einer gewissen Beruhigung sein sollte. Es stellt sich daher die Frage, ob die erhöhte Stuhlfettausscheidung wirklich relevant ist ( Frage : Wie hoch ist der Fettresorptionsquotient? )
2) Es ist zu klären , wie hoch die tägliche Nahrungs-Fettzufuhr liegt, um zu beantworten, ob die Enzymbemessung auf 7.000 E Lipase als noch tolerabel einzustufen ist, oder ob ein therapeutisch vertretbarer Dosierungsgrenzwert überschritten ist. ( Richtwert: Maximal 10.000 – 15.000 E. Lipase pro Kg Körpergewicht und Tag)
3) Der gemessene Calprotectin-Wert im Stuhlgang ist für ein CF-Kind mit einem Alter von 27 Lebensmonaten erstaunlich hoch. Es ist zu vermuten, dass dieser Befund durch entzündliche Prozesse in den distanzierten Dünndarmschlingen verursacht ist.
4) Die geplante radiologische Untersuchung des Darmtraktes mittels Magen-Darmpassage ( MDP ) unter Kontrastmittelgabe erscheint absolut sinnvoll.
5) Als Komplikationen des Darmtraktes sind bei CF-Patienten Zustände nach intrauterinen Darmperforationen, Darmatresien, in seltenen Fällen Darmstenosen bekannt.
6) Schließlich könnten die Befunde der Sonographie auch Hinweis auf eine Lageanomalie des Darmes bei ihrem Sohn sein.
Es gilt abzuwarten, wie das Ergebnis der MDP ausfällt.
Vielleicht ergibt sich dabei ein Befund, der ähnlich der Situation von Blindsackschlingen (blind loop) bedingt durch den entzündlichen Prozess im Dünndarm häufige, unverdaute und übelriechende Stühle verursacht. In einem solchen Fall könnte eine operative Behandlung notwendig oder eine „darmsterilisierende“ orale Antibiotika-Therapie hilfreich sein.
Wir hoffen, dass die anstehende radiologische Untersuchung des Darmes bei ihrem Sohn eine weitere Klärung der Problematik herbeiführen wird.
Mit freundlichen Grüßen

Dr. H.G. Posselt
09.11.2018
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt