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Sputum: Candida auris vereinzelt

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

an dieser Stelle vielen Dank für Ihr sehr gutes Angebot!

Eine Patientin fragt über unsere Kontaktseite, ob von ihrem Arzt nach einem erstmaligen Nachweis von Candida auris nicht eine Reaktion kommen müsste.

Die Quellenlage scheint dürftig zu sein. Die vielfachen Resistenzen sind ein nicht zu übersehendes Problem. Wir geben Ihnen daher gerne diese sicherlich nicht einfache Frage weiter mit der Bitte um Stellungnahme - auch bezüglich der sich implizierenden Frage des weiteren Vorgehens hinsichtlich Diagnostik und Therapie.

Mit freundlichen Grüßen
DCFH - Deutsche CF-Hilfe e.V.
Kai-Roland Heidenreich
Antwort
Lieber Ratsuchender,
nach Rücksprach mit Prof. Hogardt, Mikrobiologie an der Uniklinik Frankfurt, gibt es eine Stellungnahme des nationalen Referenzzentrums für invasive Pilzinfektionen (NRZMYK) zu genau diesem Pilz.
C. auris bedarf sicher einer erhöhten Aufmerksamkeit, wenn auch die klinische Relevanz nicht geklärt ist, aber invasive Infektionen kommen vor.
Nach Einschätzung von Prof. Hogardt sollte das mikrobiologische Labor auf einen solchen Befund reagieren und den Arzt darauf hinweisen, dass es sich um einen auffälligen Befund handelt.
Außerdem wäre es wahrscheinlich sinnvoll, das Isolat am NRZ bestätigen zu lassen.
Unten finden Sie die Stellungnahme, die Information im PDF Format kann per Mail unter DAlquen_D@ukw.de angefordert werden.
Mit besten Grüßen
Michael Hogardt und Daniela d'Alquen

Stellungnahme des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen
zu Infektionen durch Candida auris
Am 24.6.2016 haben die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) eine Stellungnahme (“alert”) zum Thema „Global Emergence of Invasive Infections caused by the Multidrug-Resistant Yeast Candida auris“ veröffentlicht (1). Grund für diese Warnung ist eine zunehmende Zahl von Berichten über invasive Infektionen durch Candida auris, einer Art, die 2009 erstmals als Erreger einer Otomykose in Japan beschrieben wurde (2). Seitdem wurde C. auris aus unterschiedlichen klinischen Materialien nachgewiesen, sowohl als Erreger invasiver Infektionen als auch als Besiedler. Typischerweise wächst C. auris auf CHROMagar™ pink, bildet ovale Sprosszellen und wächst bei 37 °C und 42 °C, jedoch nicht bei 45 °C. Am NRZMyk wurde bisher in einem Fall C. auris aus einer Blutkultur bei klinischer Diagnose Sepsis nachgewiesen. Allerdings ist von einer erheblichen Untererfassung auszugehen, da Candida-Isolate nur in wenigen Fällen an das NRZMyk eingesandt werden.
Folgende Besonderheiten sind bei diesem Erreger zu beachten:
1. Die Identifizierung mit herkömmlichen Verfahren gelingt zurzeit nur unzureichend. Insbesondere kommt es zu Fehlidentifizierungen als Candida haemulonii, in einigen Fällen nach Angaben der CDC auch zu Fehlidentifizierungen als Saccharomyces cerevisiae (1). Das am NRZMyk identifizierte Isolat war zuvor mittels VITEK als Candida haemulonii identifiziert worden.
2. C. auris zeigt häufig hohe minimale Hemmkonzentrationen (MHKs) für verschiedene Antimykotika. Über 80% der bekannten Isolate weisen hohe MHKs für Fluconazol, 50% hohe MHKs für Voriconazol auf (1,3). Ein Drittel der Isolate zeigte Amphotericin B MHKs von > 2 μg/ml, einige wiesen erhöhte MHKs für Echinocandine auf (1).
Das am NRZMyk untersuchte Isolat wies in der EUCAST Mikrodilutionstestung ebenfalls hohe MHKs für Anidulafungin (0.5 μg/ml) und Fluconazol (≥64 μg/ml) auf, während andere MHKs nicht sicher auffällig waren (Itraconazol 0.5 μg/ml; Voriconazol 1 μg/ml; Posaconazol 0.03 μg/ml; Amphotericin B 1 μg/ml). Es existieren keine Breakpoints für die Resistenztestung von C. auris.
3. Fälle von C. auris Infektionen und Nachweise mit unklarer klinischer Relevanz wurden an einigen Orten, insbesondere in Indien und Korea, gehäuft beobachtet (4,5). Die nachgewiesenen Erreger waren dabei klonal (4). Allerdings fand sich in Indien auch eine enge klonale Verwandtschaft zwischen Isolaten aus Kochi (Südindien) und Delhi (Nordindien, Entfernung ca. 2500 km) (3).
Zusammenfassende Bewertung und Angebote des NRZMyk:
Insgesamt ist davon auszugehen, dass Infektionen durch C. auris in Deutschland nach wie vor eine Rarität darstellen. Aufgrund der nach den MHK Daten eingeschränkten Therapieoptionen und der möglicherweise bestehenden Fähigkeit des Erregers, Ausbrüche zu verursachen, sollten vorhandene Fälle jedoch möglichst frühzeitig korrekt identifiziert werden. Am NRZMyk wird in Verdachtsfällen eine molekulare Speziesidentifizierung sowie eine Referenztestung mittels EUCAST Mikrodilution kostenfrei angeboten. Insbesondere wird dies in den folgenden Fällen empfohlen:
- Nachweis von C. haemulonii oder S. cerevisiae als Erreger invasiver Infektionen
- Nachweis von C. haemulonii oder S. cerevisiae aus epidemiologisch zusammenhängenden klinischen Proben in ungewöhnlicher Häufung
- Nachweis von C. auris
Wir bitten alle Labors um die Einsendung solcher Stämme an das NRZMyk unter Nutzung des Einsendeformulars (www.nrzmyk.de). Für weitere Rückfragen steht das NRZMyk gerne zur Verfügung.
Jena, den 5.7.2016
Prof. Dr. med. Oliver Kurzai,
Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen NRZMyk
Literatur:
1 www.cdc.gov/fungal/diseases/candidiasis/candida-auris-alert.html

2 Satoh et al., Microbiol Immunol, 2009. 53(1): p. 41-4.
3 Prakash et al., Clin Microbiol Infect. 2016. 22:277.eI-277.e9.
4 Chowdhary et al., Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2014. 33(6):p. 919-26.
5 Chowdhary et al., Emerg Infect Dis. 2013. 19(10):p.1670–1673
25.11.2018
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt